Romana Extra Band 3
übers Ohr hauen lassen.“ Pennys Augen glitzerten feucht.
„Haben Sie versucht, dem Kerl vor Gericht beizukommen?“
„Ja. Jahrelang korrespondierten unsere Anwälte. Aber dadurch wurden die Rechnungen nur noch höher.“
„Vielleicht sollte er einsehen, dass es nicht geht?“, schlug Lucas vorsichtig vor.
„Er würde eher sterben …“
„Es ist nur Geld, und immerhin hat er eine liebende Tochter. Das ist doch viel.“
Eine liebende Tochter, die gerade mit dem Feind zu Abend isst, dachte Penny schuldbewusst. Und das Schlimmste war, dass sie es auch noch genoss. Lucas war so charmant, sie konnte so locker mit ihm sprechen. Aber ebenso hatte ihre Mutter wahrscheinlich auch von Lawrence Darien gedacht.
Die alte Wanduhr schlug zehn Uhr, und der Klang hallte in dem stillen Haus wider.
Es hatte wirklich keinen Sinn, Lucas von ihrem Vater zu erzählen, wenn sie nicht vorhatte, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. „Das war ein köstliches Essen und ein schöner Abend, aber nun muss ich wirklich gehen.“
„Jetzt schon?“ Lucas runzelte die Stirn. „Möchten Sie nicht noch einen Kaffee mit mir trinken?“
Penny schüttelte den Kopf und erhob sich. „Besser nicht. Ich habe gar nicht bemerkt, dass es schon so spät ist.“
„Sicher sind Sie müde.“ Lucas stand auch auf. „Schlafen Sie ruhig morgen etwas länger. Jetzt, da wir die Urkunde haben, ist der Rest nicht so eilig. Ich könnte sie so gegen elf abholen. Wäre das in Ordnung?“
„Danke.“ Dass er die Urkunde erwähnt hatte, gab Penny die Kraft, innerlich auf Distanz zu gehen.
„Und sorgen Sie sich nicht zu sehr um Ihren Vater, Millie“, sagte Lucas. „Ich weiß, es hört sich wie eine Floskel an, aber am wichtigsten ist, dass er bei guter Gesundheit ist.“
„Glauben Sie das wirklich?“ Penny wurde zornig. Es war ein Leichtes für ihn, so zu reden. Aber wie wäre es, wenn sein eigener Vater in dieser Situation wäre? „Geld ist wichtig, Lucas“, rief sie energisch. „Sehen Sie den Tatsachen ins Auge. Wenn dem nicht so wäre, würden Sie keinen alten Mann von seinem Grund und Boden vertreiben.“
Einen Moment verdunkelte sich Lucas’ Miene. „Das ist etwas ganz anderes.“
„Finde ich nicht.“ Pennys Stimme zitterte leicht.
„Hey …“ Lucas fasste ihr sanft unter das Kinn und hob ihr Gesicht an. „Alles in Ordnung?“
„Natürlich.“ Sie schluckte hart.
„Dieses Geschäft in Arbuda ist Teil des Testaments meines Vaters. Er hat mich gebeten, es abzuschließen … Immerhin kümmert sich Salvador für mich darum. Ich kann Ihnen versichern, dass alles rechtlich einwandfrei ablaufen wird.“
„Ach, wirklich?“ Penny wurde abgelenkt, als Lucas mit dem Daumen ihre Wange entlangstrich.
Und plötzlich dachte sie nicht mehr an ihren Vater, sondern sah nur noch in Lucas’ Augen. Ihre Haut kribbelte, ihr Puls beschleunigte sich, und sie atmete heftig. Vorsichtig strich Lucas ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und Penny spürte eine unwiderstehliche Anziehungskraft. All ihre Willenskraft musste sie aufbieten, um sich nicht in seine Arme zu schmiegen.
Sein Blick ruhte auf ihren weichen Lippen, und Penny stellte sich vor, wie es wäre, von ihm geküsst zu werden. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen.
„Millie …“ Lucas flüsterte ihren Namen.
Nur war es nicht ihr Name. Und damit wurde Penny wieder alles bewusst. Sie musste schnell hier fort. Ihr Gehirn funktionierte einwandfrei, aber ihr Körper weigerte sich.
Dann machte Lucas unerwartet einen Schritt rückwärts. Penny fragte sich, ob sie die Zeichen missdeutet hatte. Sie sah ihn wortlos an. Ihr Herz hämmerte laut.
„Millie … ich …“ Ein ohrenbetäubender Lärm war zu hören. „Was zum Teufel ist das denn?“ Lucas eilte hinaus.
Penny folgte ihm auf den Flur. Jemand stöhnte vor Schmerz. Lucas und Penny liefen in die Küche. Mrs Gordon lag auf dem Boden; ihr Bein war in einem widernatürlichen Winkel abgespreizt. Töpfe und Pfannen lagen kreuz und quer auf dem Küchenboden verteilt.
„Du liebe Güte, sind Sie okay?“ Lucas kniete sich neben die Haushälterin. Seine Stimme klang besorgt.
„Ja … ja. Mir geht es gut.“ Die Frau setzte sich mühsam auf, aber ihr Gesicht war bleich, und sie presste die Lippen aufeinander. „Was für ein Durcheinander.“ Sie sah sich in der Küche um. „Ich wollte mich am Tisch festhalten, damit ich nicht falle, aber ich habe alles mitgerissen.“
„Das ist nebensächlich“, unterbrach sie Lucas ungeduldig.
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