Romana Extra Band 3
jungen Dingern, die bei jedem Blatt Salat gleich anfangen, die Kalorien zu zählen, oder?“
Laura lachte. „Nein, keine Sorge. Um ehrlich zu sein, esse ich sogar sehr gern und ausgiebig – nur meinen Kaffee bevorzuge ich schwarz.“
„Na, dann ist es ja gut.“ Juana reichte ihr einen Korb mit einer Auswahl von Gebäckstücken. „Langen Sie nur tüchtig zu, Señorita , es ist genug da.“
Laura bedankte sich freundlich, dann sah sie die Hausangestellte an. Ob es möglich war, ihr Gespräch von gestern fortzuführen? „Warum setzen Sie sich nicht einen Moment zu mir?“, bot sie an. „Wir könnten uns ein wenig unterhalten.“ Als Juana zögerte, lächelte sie. „Bitte, ich würde mich wirklich sehr freuen. Allein zu essen finde ich schrecklich deprimierend.“
Die Spanierin schien kurz über ihre Worte nachzudenken, dann nickte sie, rückte sich einen Stuhl zurecht und setzte sich. „Nun? Wie gefällt es Ihnen bisher bei uns?“, erkundigte sie sich.
„Das Anwesen ist paradiesisch“, erwiderte Laura und nippte an dem aromatischen Kaffee. „Ich komme mir vor wie in einem Traum. Kaum zu glauben, dass sich ein einfacher Anwalt auf Mallorca eine solche Villa leisten kann.“
Juana schaute sie verdutzt an, dann lachte sie. „Oh nein, Señor Estevez ist nicht einfach nur irgendein x-beliebiger Anwalt. Er …“
Sie unterbrach sich, als die Tür aufging und Fernando das Esszimmer betrat. Als er die Angestellte mit Laura am Tisch sitzen saß, runzelte er die Stirn.
„Was ist denn hier los?“, fragte er unfreundlich und bedachte die beiden Frauen mit einem scharfen Blick. „Ich würde es begrüßen, wenn Sie Ihre Arbeit erledigen, anstatt sich bei meinen Gästen über mich auszulassen, Juana.“
Die Haushälterin schien Fernando seine rüden Worte nicht übel zu nehmen. Sie lächelte nur nachsichtig, stand auf und nickte Laura noch einmal zu, ehe sie den Raum verließ.
„Das war unnötig.“ Laura konnte sich der Kritik nicht enthalten. „Juana hat sich auf meine Bitte hin zu mir gesetzt – und sie hat sich ganz gewiss nicht über Sie ausgelassen.“
„Die Entscheidung, was nötig ist und was nicht, überlassen Sie bitte mir“, gab Fernando eisig zurück. Seufzend fuhr er sich durchs Haar. „Aber eigentlich bin ich nicht gekommen, um mit Ihnen zu streiten.“
„Sondern?“
„Nun, ich dachte mir, dass wir vielleicht einen kleinen Ausflug machen könnten. Schließlich kennen Sie Mallorca gar nicht.“
Im ersten Moment freute Laura sich – aus welchem Grund auch immer. Sie fand es schön, dass Fernando Zeit mit ihr verbringen wollte, und die Aussicht auf einen Ausflug ließ ihr Herz höher schlagen. Doch dann runzelte sie irritiert die Stirn. „Woher wollen Sie wissen, dass ich nicht schon einmal Urlaub auf der Insel gemacht habe? Ich …“ Sie verstummte und kniff die Augen zusammen. „Ach, daher weht der Wind! Das sollte eine Fangfrage sein!“ Sie schüttelte den Kopf. „Lachhaft! Ich habe hier gelebt, ja – allerdings nur, bis ich sechs war. Und an die wenigen Jahre, bevor ich meiner Familie entrissen wurde, kann ich mich erst seit kurzer Zeit wieder erinnern. Daher werde ich Ihnen ganz bestimmt nicht widersprechen. Und in Anbetracht der Tatsache, dass ich tatsächlich nie Ferien auf Mallorca gemacht habe, stimmt es, was Sie sagen: Ich kenne die Insel nicht. Dennoch müssen Sie sich meinetwegen keine Umstände machen. Es reicht schon, dass ich die kommenden Tage hier verbringen muss. Sie brauchen wirklich nicht den Alleinunterhalter für mich zu spielen.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Damit hat mein Vorschlag nicht das Geringste zu tun“, stellte er klar. „Hören Sie: Die Familie Santiago will, dass ich Ihnen die Zeit auf meinem Anwesen so angenehm wie möglich gestalte. Und dazu gehört auch, dass ich Ihnen die Umgebung zeige. Insofern bedarf die Angelegenheit keineswegs Ihres Einverständnisses.“ Er nickte ihr knapp zu. „Also, wir sehen uns dann in einer Stunde unten vor dem Haus.“
Mit diesen Worten verließ er den Raum. Laura starrte ihm hinterher. Sie wusste nicht, ob sie verblüfft oder wütend war oder beides.
Stimmt nicht, korrigierte sie sich im nächsten Moment. Ich weiß es sehr wohl. Ich bin wütend. Und zwar auf mich selbst .
Weil sie einen Moment lang gehofft hatte, er wollte ihretwegen Zeit mit ihr verbringen.
4. KAPITEL
„Was für ein traumhafter Ort!“
Das war alles, was Laura sagen konnte. Sie schüttelte überwältigt den Kopf, so sehr
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