Romana Extra Band 3
dunklen, olivfarbenen Teint unterstrich. „Verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber eine schöne Frau wie Sie sollte nicht so traurig und verlassen aussehen. Möchten Sie vielleicht tanzen?“
Laura lächelte höflich und, wie sie hoffte, unverbindlich. „Vielen Dank für das freundliche Angebot, aber ich möchte ehrlich gesagt lieber …“ Ihr Satz endete in einem überraschten Aufschrei, als sie sich plötzlich in den Armen des Mannes wiederfand. Nachdem die erste Schrecksekunde überwunden war, machte sie sich freundlich, aber bestimmt aus der Umarmung los. „Bitte lassen Sie das. Mir ist nicht nach Tanzen zumute, vielen Dank.“
Sie wandte sich ab, doch der Mann ergriff sie beim Oberarm und hielt sie auf. „Aber, aber … wer wird denn so spröde sein.“ Er grinste anzüglich. „Oder gefalle ich Ihnen etwa nicht?“
Nun reichte es aber! Laura schüttelte seine Hand ab und wandte sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen. Doch der unverschämte Flegel ließ noch immer nicht locker und folgte ihr, als sie sich einen Weg durch das Menschengedränge bahnte.
Schließlich drehte sie sich um und funkelte ihren aufdringlichen Verehrer wutentbrannt an. „Hören Sie auf, mich zu belästigen. Andernfalls sehe ich mich gezwungen, unhöflich zu werden!“
Ihr Verfolger wirkte überrumpelt, er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass sie so energisch reagieren würde. Doch Laura, die bei den Ortegas in ganz normalen Verhältnissen aufgewachsen und auf eine ganz normale Schule gegangen war, hatte lernen müssen, sich durchzusetzen. Wenn sie an ihre halbwüchsigen Klassenkameraden dachte …
„Ist ja schon gut …“ Kopfschüttelnd winkte ihr unliebsamer Verehrer ab. „Kein Grund, gleich so in Rage zu geraten.“
Erleichtert atmete Laura auf, als der aufdringliche Fremde endlich das Weite suchte. Dann blickte sie sich nach Fernando um und entdeckte ihn ganz in der Nähe, noch immer ins Gespräch mit Señor Chavez vertieft.
Wie lange die beiden wohl noch brauchen würden? Unschlüssig trat sie ein wenig näher heran und fing ohne es zu wollen einen Gesprächsfetzen auf, der sie stutzen ließ.
„… verstehe nicht, warum Sie unbedingt für mich arbeiten wollen“, hörte sie Señor Chavez sagen. „Reicht Ihnen die Apanage, die Señora Velásquez Ihnen zahlt, etwa nicht, um Ihren kostspieligen Lebenswandel zu bestreiten? Sie …“
Den Rest bekam Laura nicht mehr mit. Hastig drehte sie sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung davon.
Also doch! überlegte sie wütend. Sie hatte von Anfang an geahnt, dass Fernando sich von Maria Velásquez aushalten ließ. Ihre Tante finanzierte diesem Möchtegern-Anwalt seine gesamte Luxusexistenz: die riesige Villa samt aufwendiger Ausstattung, Personal, den teuren Sportwagen, seine Kanzlei, einfach alles. Und ihr gegenüber spielte er sich als Moralapostel auf. Sah es als seine Aufgabe an, herauszufinden, ob sie die war, für die sie sich ausgab. Das war überhaupt die größte Unverschämtheit von allen. Wie konnte er es wagen!
Fernando war nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Verlauf, den das Gespräch mit Ricardo Chavez genommen hatte, aber immerhin war es überhaupt zu einer Unterredung gekommen, und das verdankte er vor allem Carlottas Aufmerksamkeit. Seine Mitarbeiterin hatte ihn Gott sei Dank an die Einladung zu Chavez’ Gala erinnert.
Normalerweise mied er Veranstaltungen wie diese wie die Pest. Seichte Gespräche, langweilige Gäste, lauwarmer Champagner, das war nichts für ihn. Doch manchmal kam er nicht umhin, sich einer solchen Tortur zu unterziehen – zum Beispiel, wenn eine bereits sicher geglaubte Mandantschaft auf dem Spiel stand.
Als Carlotta ihn an den Termin erinnert hatte, war ihm blitzartig klar geworden, dass die Gala nicht nur die ideale Möglichkeit bot, noch einmal persönlich mit Chavez zu sprechen, sondern vor allem auch, Laura aus seiner Villa zu schaffen.
Und auf diese Weise ein Zusammentreffen zwischen ihr und ihrer Tante zu verhindern.
Ihrer angeblichen Tante …
Daran, dass Maria heute Abend wie angekündigt auftauchen würde, hegte Fernando jedenfalls keinen Zweifel. Er hatte sich also etwas einfallen lassen müssen, und da war ihm Carlottas Hinweis gerade recht gekommen. Wenn er zu der Party ging und Laura mitnahm, konnte er in der Tat zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auf der Gala würde Laura ihrer Tante nicht über den Weg laufen, und Chavez konnte ihm dort nicht aus dem Weg gehen. Zwar hatte der Unternehmer
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