Romana Extra Band 3
Auch wenn er schon seit einer Weile versuchte, sich geschäftlich von ihr abzunabeln, hatte seine Arbeit für ihr Unternehmen und das ihres Schwagers doch nie darunter gelitten.
Dafür, dass er die verlorene Santiago-Tochter jetzt praktisch auf seinem Anwesen versteckt hielt, fand sie keine logische Erklärung. Sie konnte sich inzwischen kaum mehr vorstellen, dass Laura damit einverstanden war.
Handelte Fernando also auf eigene Faust?
Aber aus welchem Grund?
Was hatte er davon, Laura von ihrer Familie fernzuhalten – und umgekehrt?
All diese Fragen wollte sie heute noch klären. Und sie war fest entschlossen, sich nicht abwimmeln zu lassen.
Kies knirschte unter den Rädern ihres Wagens, als sie die Auffahrt hinauffuhr. Vor dem Eingang der Villa brachte sie die Limousine zum Stehen.
Offenbar war ihr Kommen nicht unbemerkt geblieben, denn als sie ausstieg, ging die Haustür auf.
„Ah, Señora Velásquez.“ Juana lächelte freundlich, aber etwas nervös, wie Maria fand. Sie kannte die Haushälterin gut, hatte sie doch selbst jahrelang ihre Dienste in Anspruch genommen.
Sie hob eine Braue. „Wo ist Fernando – und erzählen Sie mir nicht wieder, er hätte einen Termin mit einem Mandanten. Es ist kurz nach sieben. Um diese Zeit macht kein vernünftiger Mensch einen Termin mit seinem Anwalt!“
Juana zögerte. Anscheinend war sie hin und her gerissen zwischen ihrer Loyalität Fernando und ihr, Maria, gegenüber. „Bitte warten Sie kurz im kleinen Salon“, sagte sie schließlich und führte Maria in den Raum, in dem Fernando seine Gäste empfing. „Ich sage dem Patrón , dass Sie hier sind.“
Maria kam Juanas Bitte nur deshalb nach, weil sie nicht wollte, dass die Angestellte Schwierigkeiten bekam. Doch mit jeder Minute, die verstrich, wurde sie ungeduldiger. Laura befand sich im Haus, dessen war sie sich sicher. Beging sie einen Fehler, wenn sie wartete und Fernando damit Gelegenheit bot, ihre Nichte auf die Schnelle woandershin zu bringen?
Dann – endlich! – öffnete sich die Tür, und Fernando trat ein. Er wirkte angespannt. „Gut, dass du gekommen bist“, erklärte er zu ihrer Überraschung. „Ich wollte ohnehin mit dir reden …“
Laura klopfte das Herz bis zum Hals, als sie ihr Zimmer verließ, um Fernando zu suchen. Sie hatte ihn vor ein paar Minuten die Treppe hinuntergehen hören und nahm an, dass er sich irgendwo im Erdgeschoss aufhielt.
„Jetzt oder nie!“, murmelte sie vor sich hin, um sich Mut zu machen. Doch der erhoffte Effekt blieb aus. Auf der anderen Seite wusste sie, dass es nicht leichter werden würde, wenn sie weiter wartete.
Sie hörte Fernando im kleinen Salon sprechen und hielt auf die Tür zu. Gerade als sie klopfen wollte, erklang die Stimme einer Frau.
„Warum hast du das getan, Fernando? Du weißt doch, wie lange mein Schwager und meine Schwester auf diesen Moment gewartet haben. Aber anstatt endlich das lang ersehnte Treffen herbeizuführen, hältst du uns hin, indem du vorgibst, Laura habe um Aufschub gebeten. Weshalb die Lüge?“
Laura erstarrte mitten in der Bewegung. Was sie da hörte, war einfach ungeheuerlich. Nein, das konnte, durfte nicht wahr sein!
Bei der Frau musste es sich um Maria Velásquez handeln, die Schwester ihrer Mutter. Und Maria war offenbar gekommen, um ihre Nichte zu sehen.
Seit ihrer Ankunft auf Mallorca quälte Laura sich mit der Frage, warum ihre Familie das Treffen mit ihr immer weiter hinauszögerte. Nun kannte sie die Antwort: Fernando steckte dahinter. Er hatte sie und die Santiagos gegeneinander ausgespielt.
Zu ihrer Überraschung empfand sie nicht so sehr Wut, sondern vielmehr bodenlose Enttäuschung. Fernando hatte sie die ganze Zeit belogen und betrogen. Und sie war auf ihn hereingefallen. Fassungslos über ihre eigene Dummheit, schüttelte Laura den Kopf. Dabei hatte sie etwas in der Art vermutet, den Gedanken aber, nachdem Fernando und sie sich nähergekommen waren, verworfen. Sie hatte dem Mann vertraut!
So weit, dass sie sogar mit ihm über Alina hatte sprechen wollen! Ausgerechnet mit ihm!
Nein, sie würde nicht länger untätig bleiben. Entschlossen drückte Laura die Klinke, stieß die Tür auf und trat hoch erhobenen Hauptes in den Salon. Fernando erbleichte, als er sie erblickte.
„Laura, ich …“
Sie ignorierte ihn und ging auf Maria Velásquez zu. Obwohl es so viele Jahre her war, seit sie einander das letzte Mal gesehen hatten, erkannte sie ihre Tante auf Anhieb wieder.
„Maria“, brachte sie
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