Romana Extra Band 3
passierte, fühlte sich unwirklich an wie ein Traum. Da standen sie nun vor ihr, ihre großen Brüder, alle drei inzwischen erwachsene Männer, mit Ehefrauen, womöglich gar eigenen Familien.
Und keine von all diesen wichtigen Veränderungen hatte sie miterlebt. Einen Moment lang verspürte Laura wieder die vertraute hilflose Wut darüber, dass es ihr versagt gewesen war, Teil ihrer Familie zu sein. Sie fühlte sich, als habe man sie in eine Zeitmaschine gesetzt und fünfundzwanzig Jahre in die Zukunft katapultiert.
Aber auch sie selbst hatte sich verändert. War geprägt durch die Erziehung von Alina und Diego Ortega.
Wäre sie ohne die Geschehnisse von damals überhaupt die Person, die sie heute war? Eines stand fest: Die Menschen in diesem Raum – Gabriela, Miguel, Javier, Luís und Alejandro – waren ihre echte Familie. Aber auch Alina und Diego würden immer ein Bestandteil ihres Lebens bleiben, ganz gleich wie wütend oder enttäuscht Laura ihretwegen sein mochte.
Luís war es, der sich als Erster rührte. Er kam auf Laura zu und umarmte sie. Javier und Alejandro folgten nach kurzem Zögern seinem Beispiel.
„Danke!“ Miguel drehte sich zu Maria um, ergriff ihre beiden Hände und drückte sie fest. Fernando würdigte er keines Blickes. „Dafür, dass du mir meine Tochter zurückgebracht hast. Jetzt gibt es nur noch eines, was ich mir von ganzem Herzen wünsche.“ Seine Miene verfinsterte sich, als er Marias Hände losließ. „Diese Frau, die für das Leid meiner Familie verantwortlich ist, zur Rechenschaft zu ziehen!“
Laura brauchte einen Augenblick, bis sie begriff, dass er von Alina sprach.
Abrupt löste sie sich aus Alejandros Umarmung und sah ihren Vater an. „Nein“, stieß sie entsetzt hervor. „Nein, Papá , das kannst du nicht machen!“
10. KAPITEL
„Wie meinst du das, ich kann das nicht machen?“
Miguel sah sie verständnislos an. Auch die Blicke aller anderen waren auf sie gerichtet, das spürte Laura überdeutlich.
Da war er – der Augenblick der Wahrheit. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und ihre Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt.
Sie räusperte sich angestrengt. „Alina Ortega …“, begann sie, dann zuckte sie hilflos die Schultern. In Gedanken hatte sie sich ihre Worte zigmal zurechtgelegt, doch jetzt, wo es darauf ankam, konnte sie sich an kein einziges erinnern.
„Begreifst du denn nicht, Miguel?“, mischte Fernando sich plötzlich ein. „Diese Frau, Alina Ortega, war für Laura fünfundzwanzig Jahre lang ihre Mutter! Und auch wenn Laura jetzt die Wahrheit kennt, kannst du von ihr nicht erwarten, dass sie sich Alina einfach so aus dem Herzen reißt!“
Miguel bedachte Fernando mit einem vernichtenden Blick. „Wie kommst du auf den Gedanken, dass mich deine Meinung auch nur im Geringsten interessiert? Du hast meine Tochter von mir ferngehalten! Das Vertrauensverhältnis zwischen uns ist damit ein für alle Mal zerstört.“
Fernando wurde blass. Doch er war nicht bereit, einfach klein beizugeben. „Es geht hier nicht um mich, verdammt, sondern um Laura! Hör ihr doch wenigstens erst einmal zu! Ihr liegt etwas an dieser Frau!“
Miguels Gesicht rötete sich. „Alina Ortega ist eine skrupellose Kindesentführerin“, entgegnete er gefährlich ruhig, „und dafür werde ich sie zur Rechenschaft ziehen! Sie hätte um ein Haar meine Familie zerstört. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich sie damit davonkommen lasse?“
Laura war verzweifelt. Das Wiedersehen mit ihrer Familie, das so harmonisch begonnen hatte, entwickelte sich zu einem echten Albtraum. Sie hatte die Reise nach Mallorca nicht zuletzt deshalb auf sich genommen, um die Santiagos um Unterstützung für Alina zu bitten. Zugegeben, anfangs war sie sich ihrer Sache nicht sicher gewesen, aber inzwischen wusste sie, dass sie Alina Ortega nicht einfach ihrem Schicksal überlassen konnte. Sie musste ihr helfen! Doch ganz offensichtlich waren ihre Eltern die Letzten, bei denen dieser Hilferuf auf Gehör stoßen würde.
Stattdessen war es ausgerechnet Fernando, der sich auf ihre Seite schlug und sich für sie und Alina starkmachte.
„Aber sie ist schwer krank“, versuchte Laura noch einmal, zu ihrem Vater durchzudringen. „Nach dem Unfall, bei dem mein … bei dem Diego Ortega ums Leben kam, wurde eine schwere Erbkrankheit bei ihr diagnostiziert. Ohne Therapie wird sie sterben, und die Versicherung zahlt die einzig mögliche Behandlung nicht. Ich …“ Hilflos zuckte sie mit den Schultern.
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