Romana Extra Band 3
nicht daran gewöhnt, Rücksicht auf andere zu nehmen, dennoch war er bereit, Lorenzo Raum in seinem Leben einzuräumen und seine eigenen Bedürfnisse hintanzustellen. Möglicherweise wollte er damit auch ihr entgegenkommen.
Plötzlich fiel ihr etwas ein: „Was soll ich nur Maria sagen, wenn sie fragt, wo ich so lange war?“
„Mein Privatleben geht die Haushälterin nichts an.“
„Nicht deines – meines.“
„Da ich dir gestern nach Ravello nachgefahren bin und wir gemeinsam auf der Dachterrasse diniert haben, wissen vermutlich ohnehin alle Bescheid.“
Überrascht bemerkte er, dass sie errötete. Wie konnte das sein, nach Stunden voller ungehemmter Leidenschaft? Ein Verdacht keimte in ihm auf. „Maisy, ist es möglich, dass du noch … sehr unerfahren bist?“
„Wie kannst du mich das fragen?“ Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch seine Neugier war geweckt. Interessiert sah er zu, wie sie sich wand und das gerötete Gesicht hinter dem dichten Haar zu verbergen suchte.
Meine Vergangenheit darf ich ihr nie beichten, sie wäre entsetzt darüber, wurde ihm klar. Schon gestern, als sie zu ihm ins Auto gestiegen war, hatte er erkannt, dass sie viel zu nett für ihn war. Sie war alles andere als eine Goldgräberin und von seinen Ansprüchen überfordert. Als er sich bemühte, ihr auf Augenhöhe zu begegnen, hatte sie es ihm mit unglaublicher Leidenschaft gedankt.
„Wie viele Männer gab es vor mir?“ Man hätte diese Frage anders formulieren können, aber Feingefühl lag ihm nicht.
„Wie viele Frauen hattest du?“, parierte sie erstaunlich lässig.
„Viel zu viele.“
Die Antwort gefiel ihr nicht, und sie runzelte die Stirn.
Die genaue Anzahl darf sie nie erfahren, es würde sie unnötig belasten, schoss es ihm durch den Kopf. Verblüfft überlegte er, warum er sie beschützen wollte. Rasch streckte er die Hand aus und zwickte sie zärtlich ins Kinn. „Wie viele?“
„Einen. Und nur ein einziges Mal.“ Ihre Stimme klang fast ein wenig trotzig.
Alessandro versuchte seine Überraschung zu verbergen.
„Hast du mir das irgendwie angemerkt?“, erkundigte sie sich besorgt, als er nichts erwiderte.
„Ich darf mich glücklich schätzen.“ Zärtlich schob er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Anscheinend hatte er das Richtige gesagt, denn sie fiel ihm förmlich um den Hals. Zum ersten Mal, seit sie aufgestanden war, wirkte sie fröhlich und befreit. Ich sollte sie so oft und lange wie möglich im Bett beschäftigen, schloss er aus ihrem Verhalten. Allerdings musste auch Lorenzo zu seinem Recht kommen.
Als könnte sie Gedanken lesen, rief sie in diesem Moment: „Lorenzo!“
„Geh du in Ruhe unter die Dusche, ich sehe nach ihm.“ Warum er sich dazu erbot, wusste Alessandro selbst nicht. Nur eines war sicher: Um möglichst viel Zeit mit ihr verbringen zu können, musste er dafür sorgen, dass sie lernte, den Jungen loszulassen. Außerdem wollte er ihn selbst besser kennenlernen.
Als Maisy gerade aus dem Hemd schlüpfen wollte, klopfte es an der Tür.
„Miss Edmonds?“ Es war eine der Küchenhilfen.
Sie öffnete und nahm dankbar entgegen, was das Mädchen ihr reichte: ihren Kulturbeutel, Jeans, T-Shirt und schlichte Baumwollunterwäsche. Das bedeutete, dass nicht Alessandro die Sachen zusammengestellt hatte – und dass er nicht daran dachte, Diskretion zu wahren.
Maisy entschied sich für ein Bad, ließ die riesige Wanne volllaufen, stieg in das wunderbar warme Wasser und entspannte sich. Zum ersten Mal seit Langem fühlte sie sich jung, begehrenswert und für den Moment sogar frei von jeglicher Verantwortung. Genüsslich streckte sie die Beine aus und legte die Arme auf die Ränder der Wanne.
Alessandro hatte in den letzten Stunden die Hände nicht von ihr lassen können. Seine Begeisterung für ihren Körper hatte ihr gutgetan, seine Zärtlichkeiten ließen darauf schließen, dass er ihr Zusammensein nicht lediglich als gute Unterhaltung oder „Show“, wie er es genannt hatte, empfunden hatte. Dennoch hatte er den Begriff aus einem bestimmten Grund benutzt.
Dass er sie begehrte, spürte sie. Gleichzeitig wies er sie aber auch zurück. Es kam ihr vor, als hätte er eine Mauer um sein Herz errichtet. Schon in London war er ihr unerreichbar vorgekommen. Gestern im Park hatte sie zum ersten Mal den Menschen hinter der Barrikade erblickt, als er sich neben den Kinderwagen hingehockt hatte. Sie selbst war zum Ziel seiner Fürsorge geworden, als er ihr die Schuhe
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