Romana Extra Band 3
verspürte im selben Moment einen Anflug von schlechtem Gewissen. Maisy war nicht irgendein Mädchen. Zwischen ihnen war mehr als Sex. Es war wie der Anfang von … von was genau, das wusste er nicht, und das machte ihn nervös. Zumindest war der Morgen ausgesprochen interessant gewesen, geradezu eine Offenbarung.
Dennoch, er musste zusehen, dass er sie von Lorenzo trennte, ohne einen von beiden zu verletzen.
Es rührte ihn zu sehen, wie sie den Jungen im Arm hielt. Sie wirkte sehr weiblich, und das machte ihm seine Aufgabe besonders schwer.
Als er ihr heute Morgen versichert hatte, dass ihre Intimitäten nicht belanglos waren, war sie erleichtert gewesen. Und während sie jetzt das Kind zärtlich und liebevoll umfing, sah sie aus wie jene Art Frau, nach der sich jeder Mann sehnte: eine Frau zum Heiraten. Also nichts für einen Mann wie ihn.
Das muss sie unbedingt begreifen, dachte er. Sie durfte sich keinen Illusionen über ihn hingeben. Er war ein Mistkerl, das hatte sie zu akzeptieren, ehe sie das, was er ihr zu bieten bereit war, mit etwas anderem verwechselte: einem glücklichen Familienleben.
Was genau will ich ihr geben? fragte er sich. Einen Augenblick lang gestattete er sich den Gedanken an eine echte Beziehung. Erschrocken riet er Maisy: „Mach dir übrigens keine Sorgen wegen Maria. Sie ist an leichtbekleidete Damen gewöhnt, die mir beim Frühstück Gesellschaft leisten.“ Als sie zusammenzuckte, verwünschte er sich. Er hätte sich diplomatischer ausdrücken sollen.
Maisy war, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Er will dich nicht beleidigen, sprach sie sich selbst Mut zu. Alessandro teilte ihr lediglich die Fakten mit. Dass er nicht wie ein Mönch gelebt hatte, war ihr klar. Dennoch verletzte es sie zutiefst zu hören, dass sie nur eine unter vielen war.
Darüber wollte sie an diesem Morgen lieber nicht nachdenken. Sie sehnte sich nach ein wenig Zuneigung und Sicherheit, und dass er ihre Hand in seine nahm. Stattdessen ging er zum Tagesgeschäft über.
„Du willst also den Tag mit Lorenzo verbringen?“ Maisy war stolz darauf, wie fest ihre Stimme klang.
„Möchtest du nicht mit uns kommen?“
Ob er lächelte, wusste sie nicht, sie konnte sich nicht dazu aufraffen, ihn anzusehen. Als er nach Lorenzo griff und der Junge sich bereitwillig hochnehmen ließ, schrak sie zusammen. Wie sollte sie sich nur verhalten, nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war?
„Ich möchte lieber ein wenig für mich sein“, log sie, wandte sich hastig um und lief über die Terrasse davon.
6. KAPITEL
Alessandro sah Maisy hinterher. Wieso hast du nicht den Mund gehalten? schimpfte er mit sich selbst.
„Maisy!“, rief Lorenzo und klammerte sich an seinem Hemd fest, das Gesicht verräterisch gerötet.
„Sie kommt gleich wieder“, versuchte er ihn zu trösten.
Inzwischen war sie am Ende der Terrasse angelangt und suchte nach dem Ausgang. Die Glastüren vor ihr waren verschlossen. Sie drückte fest dagegen, ließ dann mutlos die Schultern sinken und schüttelte den Kopf.
Genug ist genug, beschloss Alessandro und ging zu ihr.
Als sie ihm entgegensah, bemerkte er ihre Anspannung, und sie tat ihm leid. Verletzen wollte er sie nicht, er hatte lediglich versucht, ihr seinen wahren Charakter vor Augen zu führen. Dabei sehnte er sich nach nichts mehr als nach ihrer Nähe.
„Wir müssen dringend reden. Vorher bringe ich Lorenzo zu Maria, und du kommst mit mir.“ Er griff nach ihrer Hand, aber sie zog sie zurück und warf ihm einen wütenden Blick zu.
„Zu spät. Was du zu sagen hast, interessiert mich nicht mehr.“
In diesem Moment fing Lorenzo an zu weinen und streckte die Arme nach Maisy aus. Sofort nahm sie ihn und funkelte Alessandro wütend an. „Da siehst du, was du angerichtet hast!“
„Ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten. Das kann ich auch vor Lorenzo machen.“
Er sprach ruhig und bestimmt, auf eine Art, in der er vermutlich auch seine Geschäfte abwickelte. „Was heute Morgen passiert ist, fand ich wunderschön. Ich will mehr davon, viel mehr. Ich möchte, dass du bleibst. Hast du das verstanden?“
Maisy wagte kaum, ihren Ohren zu trauen. Sie sollte bei ihm leben! Doch statt in Jubel auszubrechen, ärgerte sie sich über seinen nüchternen Ton. „Möglicherweise freuen sich deine anderen weiblichen Gäste über eine solche Einladung. Mir gegenüber ist etwas mehr Finesse nötig. Ich danke für dein Angebot, lehne es aber ab.“
„Ich hätte dich einfach
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