Romana Extra Band 3
mit ihm auseinandersetzen muss, dachte sie verzweifelt. Sie fühlte sich überrumpelt.
Ihr blieb keine Gelegenheit, sich zurechtzulegen, wie sie auf ihre zahllosen Vorgängerinnen zu sprechen kommen konnte, ohne sich wie eine eifersüchtige Ehefrau anzuhören.
„Könntest du mich kurz allein lassen?“, bat sie mit dünner Stimme.
„Wir waren den ganzen Tag über getrennt. Hast du mich denn gar nicht vermisst?“ Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
Eine Wand des Zimmers war komplett verglast und bot einen atemberaubenden Blick auf das blau schimmernde Mittelmeer, doch Maisy wandte dem prächtigen Panorama den Rücken zu.
„Ich war so beschäftigt, dass mir kaum Zeit dazu blieb.“
Alessandro trat einen Schritt näher und stellte die Einkaufstüten auf dem Bett ab. „Du warst recht fleißig. Hast du deine Garderobe generalüberholt?“
„Das sind doch nur ein paar Kleider. Ich hatte ursprünglich für einen kurzen Urlaub in Paris gepackt. Hier in Italien ist es wesentlich wärmer. Ich dachte …“ Sie brach ab und fragte sich, weshalb sie sich überhaupt mit einer Erklärung abmühte.
„Außerdem habe ich für Lorenzo einige Sachen gekauft“, lenkte sie das Gespräch auf ein neutraleres Thema.
Als Alessandro nach der Tasche mit den neuen Dessous griff, stockte ihr der Atem.
Sie war wütend auf ihn und wollte nicht, dass er sah, was sie in einem Moment liebevoller Zuneigung ausgesucht hatte – ehe die Fotos ihrer Vorgängerinnen ihrem Selbstbewusstsein einen herben Schlag versetzt hatten.
„Nicht“, protestierte sie und griff nach der Tüte.
Geschickt zog er sie aus ihrer Reichweite. „Wieso? Du hast das sicher nicht allein für dich gekauft, oder?“
Er leerte die Tüte auf dem Bett aus und schnappte sich ein elfenbeinfarbenes Satinnegligé. Es war aus einem hauchzarten Stoff gefertigt und klassisch und zurückhaltend geschnitten, genau wie das dazu passende Set aus BH und Höschen. Keines der neuen Dessous wirkte zu aufreizend. Auch der Slip, den sie am Morgen getragen hatte, war schlicht weiß und nur mit einem Hauch von Spitze besetzt. Alles wirkte dezent und elegant. Maisy war ganz offensichtlich keine Frau, die es darauf anlegte, einen Mann – ihn – zu verführen. Dabei genügt ein bloßes Lächeln, und er lag ihr zu Füßen.
„Wie hübsch“, lobte er.
„In deiner Größe war es leider nicht vorrätig.“ Maisy nahm es ihm aus der Hand.
Er schmunzelte beeindruckt. Ihm gefiel es, wenn sie schlagfertige Antworten gab. Das wagten die wenigsten Menschen in seinem Umfeld.
„Zieh es heute Abend an“, sagte er in einem Ton, der herrischer klang als beabsichtigt.
„Ist das eine Bitte oder ein Befehl?“
Er ignorierte die Frage. „Und trag dein Haar offen.“
Ehe Maisy ihm die Meinung sagen konnte, griff er nach einer ihrer Locken und tippte ihr damit auf die Nasenspitze.
„Schau nicht so grimmig drein. Es ist doch nur Sex.“ Dann küsste er sie auf den Mund.
Ihr wurde eiskalt. Das meint er nicht so, versuchte sie sich einzureden. Erst das Geld, dann die anderen Frauen, „nur Sex“ … Schlagartig wurde ihr klar, dass sie ihre zahlreichen Vorgängerinnen ihm gegenüber nie erwähnen durfte. Es wäre viel zu demütigend für sie. Aber auf das Geld wollte sie ihn ansprechen. Entschlossen legte sie ihm die Hände auf die Brust und schob ihn ein Stück von sich fort.
„Was ist los?“
„Ich dachte, wir hätten alles geklärt, wir haben eine Absprache getroffen.“
„Das stimmt. Wo liegt das Problem? Seit du aus der Stadt zurück bist, benimmst du dich seltsam.“
„Ich bin entsetzt, dass du mich tatsächlich auf die Gehaltsliste gesetzt hast! Ich hielt das für einen Scherz, aber du hast Carlo Geld für mich gegeben.“
„Darf ich dir nichts schenken?“
„Bezahlung ist kein Geschenk!“ Sie schüttelte empört den Kopf. „Nur zu deiner Information: Ich verfüge über eigenes Geld.“
„Zweifellos. Andererseits ist es kostspielig, an meiner Seite zu leben.“
„Tue ich das denn?“ Nach nur einem Tag empfand sie es noch nicht so.
Alessandro umfasste ihre Arme. „Mach doch nicht so einen Wirbel.“
„Du verachtest mich, weil ich noch nie gearbeitet habe“, hielt sie ihm entgegen.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Letzte Nacht hast du gesagt …“
„Ich habe viel geredet, und das meiste davon solltest du ganz schnell vergessen. Konzentrier dich lieber auf das Hier und Jetzt.“
„Auf Lorenzo aufzupassen, ist
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