Romana Extra Band 3
muss mich um einen Notfall kümmern. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“
Ohne einen Abschiedskuss ging er mit seinem Assistenten davon. Maisy sah ihm enttäuscht hinterher, streifte die Schuhe ab und ging barfuß in ihr Zimmer. Der Zauber des Abends war verflogen, und die Begegnung mit Carlo Santini hatte ihr in Erinnerung gerufen, dass Alessandro ein viel beschäftigter Mann war.
Müde streifte sie das Kleid ab und entfernte das Make-up. Sollte sie das Negligé anziehen oder nicht? Damit spiele ich ihm nur in die Hände, dachte sie trotzig und griff nach ihrem uralten Nachthemd, einem langen weißen T-Shirt, weich vom häufigen Waschen. Es fühlte sich vertraut an. Unwillkürlich sehnte sie sich nach dem schlichten Leben zurück, das sie bislang geführt hatte.
Zu schade, dass Alice mir keinen Rat geben kann, wie ich mit Alessandro umgehen muss, dachte sie traurig und legte sich aufs Bett. Ihr gelang es einfach nicht, mit ihm Schritt zu halten. Müde kuschelte sie sich in die Kissen.
Mitten in der Nacht schreckte sie aus dem Schlaf hoch. Eine Hand lag auf ihrem Schenkel, und als sie zur Seite rollte, stieß sie gegen einen großen festen Körper.
„Du hast mich erschreckt“, murmelte sie benommen.
„Das tut mir leid. Ich wollte dich nicht aufwecken.“ Alessandro hauchte ihr heiße Küsse in den Nacken und schob ihr T-Shirt hoch.
Widerstrebend wand Maisy sich in seinen Armen. „Hör auf, ich brauche meinen Schlaf.“
Insgeheim sehnte sie sich danach, dass er sie in die Arme nahm und ihren Einwand ignorierte. Als er sofort ein Stück von ihr abrückte, sich auf den Rücken rollte und auf den Bettrand setzte, fragte sie erstaunt: „Wohin gehst du?“
„Ich nehme eine kalte Dusche.“
Mit schlechtem Gewissen kuschelte Maisy sich wieder unter die Bettdecke. Minuten später bemerkte sie, dass sie fror. Es wurde immer schlimmer, je länger er fortblieb. Jeden Moment würde er aus dem Bad kommen, das Zimmer durchqueren und in sein eigenes gehen.
Tatsächlich kam er gleich darauf aus dem Bad. Im Schein des Mondlichts, das durch die Fenster fiel, sah sie, wie er sich bückte.
„Was machst du da?“
Statt einer Antwort nahm er ihr achtlos auf den Boden geworfenes Kleid – eine schlechte Angewohnheit von ihr – und hängte es ordentlich über eine Stuhllehne.
Gerührt sah sie ihm zu. Gleich geht er, schoss es ihr durch den Kopf. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen schlüpfte er wieder zu ihr ins Bett, kurz darauf war nichts zu hören als sein gleichmäßiger tiefer Atem und ihr unruhiger flacher.
„Was war das eben für ein Notfall?“, erkundigte sie sich nervös.
Alessandro schwieg eine ganze Weile, und sie hoffte nicht mehr auf eine Antwort. Umso überraschter war sie, als er plötzlich sagte: „Es ging um ein Sägewerk.“
„Konntest du alle Probleme lösen?“ Endlich hatte sie eine Ausrede, sich zu ihm umzudrehen.
Einen Arm unter dem Kopf, lag er nackt auf dem Bett und starrte an die Decke. Er sah todmüde aus, und zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass er ununterbrochen arbeitete.
„Das Nötigste habe ich erledigt, der Rest kann bis morgen warten.“
Immer noch fröstelnd, zog sie die Bettdecke bis zum Kinn hoch. „Ich wollte dir noch für den Abend danken. Er war wunderschön.“
Alessandro wandte ihr den Kopf zu. „Du warst glücklich.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Unvermittelt runzelte er die Stirn. „Du zitterst ja!“ Ohne zu zögern, zog er sie an sich. Trotz der erfrischenden Dusche fühlte sein Körper sich warm und tröstlich an, dennoch gelang es Maisy nicht, sich zu entspannen.
„Sprich mit mir“, raunte er ihr ins Ohr. „Erzähl mir, wie du zu den Coleis gekommen bist. Du kanntest Alice von der Schule her, oder?“
Nach seiner heftigen Reaktion am Vorabend hatte Maisy keine Lust, erneut über Alice und Leonardo zu sprechen. Andererseits konnte es nicht allzu schlimm werden, solange sie in seinem Arm lag.
„Alice und ich waren vierzehn, als sie nach St. Bernice kam. Sie war lang und dünn wie eine Bohnenstange, ich ein kleiner Pummel.“ Ihre Stimme klang ein wenig gepresst, doch Alessandro streichelte ihr über die Hüften und gab ihr dadurch zu verstehen, dass er ihre kurvenreiche Figur zu schätzen wusste.
„Wart ihr eng befreundet?“
„Oh ja. Alice hat immer zu mir gehalten, obwohl ich eine Außenseiterin war. Ich stammte nicht aus dem richtigen Elternhaus.“
„Und was geschah nach der Schulzeit?“
„Sie
Weitere Kostenlose Bücher