Romana Extra Band 3
setzte sie sich im Bett auf. Bestimmt hat Alessandro wieder schlecht geträumt, dachte sie, streckte die Hand nach ihm aus und legte sie ihm auf die heiße Brust, die sich viel zu rasch hob und senkte.
„Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich besorgt.
Statt einer Antwort rollte er sich auf die Seite und drehte ihr den Rücken zu.
Inzwischen war sie hellwach. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Als er das letzte Mal von einem Albtraum geweckt worden war, hatte er anschließend zwar vorgegeben zu schlafen, hatte aber den Rest der Nacht kein Auge mehr zugetan, wie ihr aufgefallen war.
„Alessandro, sprich mit mir“, forderte sie ihn auf.
Diesmal gab er einen Laut von sich, den sie bereits kannte. Er bedeutete, dass sie sich an ihn schmiegen, aber kein Gespräch erwarten durfte. Nachgiebig legte sie sich wieder hin und schlang ihm die Arme um die Taille. Alessandro griff nach ihren Händen und verschränkte sie mit seinen.
Halb zu sich selbst sagte er: „Lorenzo wird es bei mir immer gut gehen.“ Seine Stimme klang rau.
Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte Maisy alarmiert.
„Davon bin ich überzeugt.“ Erst vor wenigen Wochen hatten sie dem Jungen vom Tod seiner Eltern berichtet. Alessandro hatte sich dabei als überraschend große Hilfe erwiesen und sowohl ihr als auch Lorenzo den Rückhalt geboten, der in dieser schweren Zeit nötig war.
Um dem Kleinen in jenen ersten Nächten zur Seite stehen zu können, hatte Maisy ihre eiserne Regel gebrochen und Lorenzo ins gemeinsame Bett geholt. Alessandro hatte zwar angeboten, im Nebenraum zu schlafen, aber der Junge hatte auf seiner Anwesenheit bestanden. Somit hatten sie wie eine richtige Familie aneinandergeschmiegt in dem riesigen Bett gelegen.
„Ich werde ihn beschützen“, versicherte Alessandro erneut.
„Das weiß ich.“ Beruhigend streichelte sie ihm über den Rücken.
Die Berührung tat ihm gut, doch die Ängste aus der Vergangenheit drohten, ihn zu überwältigen. Mit jeder Minute wurde es schlimmer. Schließlich verkrampfte er sich gerade wegen ihrer Liebkosungen. Sie war ihm nähergekommen als gut war, und ihm graute entsetzlich vor dem Tag, an dem sie ihn verließ.
Irgendwann würde einer von ihnen zerstören, was sie verband, das war unvermeidlich. Daher musste er wieder ein Stück von ihr abrücken, um nicht aus Angst und Schwäche die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren. Und zwar sofort.
Abrupt löste er sich aus ihrem Arm, rollte an die Bettkante und schaltete die Nachttischlampe ein.
„Vor dir kann ich ihn nicht beschützen, oder?“
Die Hand schützend über ihre Augen gelegt, sah Maisy ihn fragend an. Sie wirkte überrascht und wehrlos. Mitleid konnte er sich jedoch nicht erlauben.
„Wovon sprichst du?“
„Von deiner Abreise. Wir wissen beide, dass das zwischen uns irgendwann endet.“
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. „Wie kommst du jetzt darauf, mitten in der Nacht?“
„Ich halte es nicht länger aus“, sprach er die Worte aus, die sie im tiefsten Inneren schon seit Langem erwartete und fürchtete.
Insgeheim hatte Maisy sich der naiven Hoffnung hingegeben, ihre Beziehung hätte vielleicht doch eine Zukunft. Sie hatte von einem weißen Kleid, von Blumen und Babys geträumt. Diese Seifenblase war gerade geplatzt.
Seit Wochen lebte sie mit ihm, schlief mit ihm, dennoch wusste sie fast nichts über ihn. Sie ahnte, dass die Albträume auf schlimme Ereignisse aus der Vergangenheit zurückzuführen waren, doch er weihte sie nicht in seine Geheimnisse ein.
„Ich verstehe“, war alles, was ihr einfiel, dabei war das Gegenteil der Fall.
Alessandro riss ihr förmlich das Herz aus dem Leib, ganz ohne Vorwarnung. Erst im Nachhinein begriff sie, dass er Warnsignale ausgesandt hatte: Sie waren im Wesentlichen unter sich geblieben, er hatte sie weder Freunden noch Geschäftspartnern vorgestellt. Das hatte sie nicht gestört, erwies sich jetzt aber als Hinweis auf den Platz, den er ihr in seinem Leben zudachte. Die Fotos in den Zeitschriften fielen ihr ein, die schönen Frauen an seinem Arm. Sie dagegen war sein Geheimnis.
Dass er ihr eines Tages den Laufpass geben würde, hatte sie immer gewusst. Wieso es ausgerechnet um drei Uhr morgens geschah, wenige Stunden, nachdem sie sich geliebt hatten, blieb ihr ein Rätsel. So schnell konnte selbst er ihrer nicht überdrüssig werden. Oder reagierte er auf seinen Albtraum? Wenn sie sich still verhielt, würde er vielleicht wieder einschlafen und alles
Weitere Kostenlose Bücher