Romana Extra Band 3
du so nervös?“ Mel kannte ihn gut genug, um das zu bemerken.
Dev trank einen großen Schluck Whisky, ehe er antwortete. „Wie könnte ich das nicht sein? Ich bin Grandpa verpflichtet … genau wie du. Er war dir sehr zugetan.“
„Aber dann lief alles falsch.“ Bitterkeit klang aus Mels Worten. „Warum nur?“
„Wir kennen den Grund“, antwortete Dev und dachte: Wir landen doch immer bei demselben Thema.
„Deine Großmutter hasste mich und meine Mutter.“
„Sie fürchtete deine Mum“, verbesserte er sie. „Du selbst warst frech genug, um ihr zu imponieren.“
„Sie ist von uns gegangen, und dein Großvater wird ihr bald folgen. So werden sie wenigstens im Grab vereint sein. Du hast vorhin die Möglichkeit erwähnt, die Leitung des ‚Westhaven‘-Konzerns zu übernehmen. Hast du nie daran gedacht, dass dein Großvater dich für ‚Langdon Enterprises‘ braucht?“
„Nach unserer heftigen Auseinandersetzung?“ Dev leerte sein Glas. „Da sind zu viele Tabus gebrochen worden.“
Mel versuchte, seinen Blick einzufangen, aber es gelang ihr nicht. „Du hast mir nie gesagt, worum es bei dem Streit ging“, erinnerte sie ihn.
Wie hätte er das tun können? Dev beugte sich vor und stellte das Glas auf den Couchtisch. Mel hatte genug mit sich selbst zu tun. Warum sollte er sie noch zusätzlich belasten? Es war alles so hässlich und traurig.
„Du schweigst also immer noch“, stellte Mel gereizt fest, „aber das ändert nichts. Wir wissen beide, wie schwer es deinem Vater gefallen ist, in Gregorys Schatten zu leben. Um jetzt seine Nachfolge anzutreten, fehlt es ihm nicht nur an Begabung, sondern auch an Erfahrung.“
„Dad wird trotzdem alles bekommen.“ Für Dev war das eine feststehende Tatsache. „Er ist der rechtmäßige Erbe.“
„Normalerweise schon, aber dein Großvater wird nicht zulassen, dass sein Imperium zerfällt. Er braucht jemanden, der es nach seinem Tod weiterführt. Dieser Jemand bist du.“
„Dad hat wie ein Sträfling gearbeitet.“
„Ich weiß.“
Dev liebte seinen sanftmütigen Vater und hatte schon als Kind versucht, ihn zu beschützen. Erik Langdon war nicht unfähig. Es war ihm nur einfach nicht gelungen, sich im Schatten seines übermächtigen Vaters frei zu entwickeln. Ihm fehlte das Charisma, das man als Konzernchef brauchte. „Es kommt mir vor, als müsste ich mit angezogener Handbremse einen Berg hinauffahren“, hatte er einmal über sich selbst gesagt. „Ich bin kein Alleskönner wie mein Vater. Dafür hat mein Sohn alles geerbt, was man für eine Führungsposition benötigt.“
„Ich bin überzeugt, dass dein Vater großzügig bedacht wird“, sagte Mel verständnisvoll, „aber als Nachfolger wird Gregory ihn nicht einsetzen. Wollen wir wetten?“
„Wozu wetten? Du hast doch immer recht. Und nun Schluss mit dem Thema. Ich weiß wirklich nicht, warum unser Leben nur aus Hindernissen besteht.“
„Das ist so, wenn man sich mit reichen, zerstrittenen Familien einlässt“, bemerkte Mel sarkastisch. „Jetzt mache ich dir erst mal dein Sandwich. Der Kaffee ist schon fertig.“
„Du hattest nie die Absicht, nach Kooraki zu fahren, nicht wahr?“
Mel hätte ihm ihre halb gepackte Reisetasche zeigen können, aber sie antwortete nur: „Ich lasse meine Mutter ungern im Stich.“
„Aber mich hast du im Stich gelassen“, hielt Dev ihr vor. „Wie oft hast du eigentlich geschworen, dass du mich liebst?“
„Unzählige Male“, antwortete Mel und atmete tief durch. „Aber wir leben in verschiedenen Welten. Für jemanden wie dich gibt es keine Grenzen. Du wirst demnächst die Führung von ‚Langdon Enterprises‘ übernehmen, viel Verantwortung tragen und ständig auf Reisen sein …“
„Jetzt halt mal die Luft an“, unterbrach Dev sie schroff. „Du bist eine intelligente Frau und würdest dich wunderbar einfügen.“
Mel lachte kurz auf. „Nicht in deine Familie, die immer noch genug Einfluss auf dich hat.“
„Na und? Ich kann deine Probleme, die wie eine Mauer zwischen uns stehen, nicht lösen, Mel. Sie machen unsere Liebe zur Qual. Das endlose Thema ‚Familie‘ ist ja der eigentliche Grund für unsere Entfremdung.“
„Es ist deine Familie, Dev … nicht meine. Wir reden über unsere Gefühle, ohne jemals zu einem Schluss zu kommen. Es ist, als säßen wir in einem Karussell, von dem wir nicht abspringen können. Jeder Gedanke an Heirat gleicht einem unerfüllbaren Traum.“
Dev sprang auf. Seine blauen Augen blitzten vor Zorn
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