Romana Extra Band 4 (German Edition)
überwunden hatte. Sobald sie wieder eingeschlafen war, würde sie erneut irgendwelche schlimmen Dinge träumen. So etwas kannte er.
„Ich mache uns beiden eine heiße Schokolade, und wir setzen uns damit ins Wohnzimmer. Was hältst du davon?“, schlug er vor.
„Du willst uns eine heiße Schokolade machen?“, vergewisserte sie sich erstaunt.
„Na ja, ich würde dich bitten, es zu tun. Du kannst es viel besser als ich“, erwiderte er lächelnd.
Anita lachte leise und stand auf. Zwar hatte sie denselben Pyjama an wie in der Nacht zuvor, aber vermutlich ahnte sie gar nicht, wie sehr das weiche Material ihre verführerischen Rundungen betonte. Es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen und sie nicht zu umarmen und zu küssen.
„Ich ziehe mir schnell meinen Morgenmantel über“, verkündete er und verließ den Raum so rasch, wie es der verstauchte Knöchel zuließ. Dieser schmerzte wieder einmal viel zu stark, aber es lenkte ihn wenigstens von Anita und ihrem herrlichen Körper ab.
Allerdings hatte er sich getäuscht. Nichts konnte ihn wirklich ablenken, da half auch nicht viel, dass Anita eine lange Kaschmirstrickjacke übergezogen hatte. Insgeheim stöhnte Gio, als er auf das äußerste Ende des Sofas sank und die Füße auf den Couchtisch legte.
„Hast du CDs, die wir uns anhören können?“
„Ja, da drüben.“ Sie wies in die Richtung. „Aber es muss noch eine CD drin sein. Die Fernbedienung liegt vor dir auf dem Tisch.“
Wenige Sekunden später ertönte romantische Musik. Er schloss die Augen und lehnte sich zurück. Es sind die richtigen Klänge, um sich zu lieben, dachte er, ehe er den linken Fuß auf den Boden stellte, sich aufrichtete und frustriert irgendetwas vor sich hin murmelte.
„Wenn sie dir nicht gefällt, kannst du eine andere auflegen.“
„Nein, die Musik ist okay, ich hatte nur einen Krampf im Fuß.“
Anita warf ihm einen skeptischen Blick zu, dann zuckte sie die Schultern. „Wie du meinst. Hier, deine heiße Schokolade.“ Sie stellte die Tasse vor ihn auf den Tisch.
Er nahm sie in die Hand und trank einen Schluck. Aber sie war noch viel zu heiß, sodass er sich die Zunge verbrannte und die Tasse rasch wieder hinstellte.
„Ich hätte etwas kalte Milch hinzufügen müssen“, entschuldigte Anita sich sogleich. Sie setzte sich mit ihrer Tasse an das andere Ende des Sofas, zog die Füße hoch und sah ihn an.
„Es geht auch so.“ Die Ungeduld, die in seiner Stimme schwang, war nicht zu überhören.
Die ganze Situation passt ihm offenbar genauso wenig wie mir, überlegte Anita. Und dass sie ihn außerdem durch ihren Albtraum gestört hatte, machte es noch schlimmer. Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken, sonst konnte sie nicht wieder einschlafen.
„Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
Gio drehte sich zu ihr um und blickte sie durchdringend an. „Ich habe nicht geschlafen.“
„Hattest du so starke Schmerzen?“
„Nein. In den ersten Nächten schlafe ich in fremden Betten nie gut.“
Das stimmt wohl nicht so ganz, sagte sie sich, denn in der letzten Nacht hatte er tief und fest geschlafen, ehe sie ihn aus seinem Albtraum geweckt hatte.
„Es sei denn, ich bin mit dir zusammen“, fügte er dann auch prompt hinzu und hatte damit das ausgesprochen, was sie beide verdrängen wollten.
„Das Problem lässt sich leicht lösen“, erklärte sie betont munter, obwohl ihre Stimme leicht angespannt klang. „Nachdem wir heute in deiner Wohnung waren, bin ich der Meinung, dass du nach Florenz zurückkehren solltest. Du kannst dir alles ins Haus bringen lassen, was du brauchst. Du kommst bestimmt allein zurecht.“
Lange blickte Gio sie schweigend an. Schließlich wandte er sich ab und nickte. „Ja, das glaube ich auch. Es ist eine gute Idee.“
Er trank die Schokolade aus, stand auf und band den Gürtel seines Morgenmantels noch fester. „Gute Nacht. Bis morgen.“ Dann verließ er langsam den Raum und ging über den Flur in sein Schlafzimmer.
Danach konnte Anita nicht mehr schlafen. Sobald sie die Augen schloss, hatte sie das Gefühl, neben Gio im Bett zu liegen und seinen Herzschlag unter ihrer Hand, die sie auf seine Brust gelegt hatte, zu spüren.
Also stand sie auf, zog die Strickjacke über und ging über den Flur. Als sie an seinem Zimmer vorbeikam, blieb sie an der geöffneten Tür stehen. Der Sessel am Fenster war weich und bequem. Sie könnte dort eine Zeit lang sitzen und Gio betrachten, denn sie würde ihn schrecklich vermissen.
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