Romana Extra Band 4 (German Edition)
leicht war. Auf einmal hörte sie ihn aufschreien und eilte über den Flur.
„Gio? Was ist passiert?“, fragte sie durch die geschlossene Badezimmertür.
Er stöhnte frustriert auf. „Nichts, alles bestens.“
„Kann ich etwas für dich tun?“
„Du könntest mir mal erklären, warum Frauen sich immer wieder freiwillig die Haare auf den Beinen entfernen lassen.“
Jetzt begriff sie. Er versuchte, den Verband am Oberschenkel zu wechseln, der mit einigen Streifen Heftpflaster befestigt war. „Soll ich dir helfen?“, erkundigte sie sich und hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
„Nein. Lass mich einfach in Ruhe, ich schaffe es schon“, fuhr er sie an.
„Okay, dann verschwinde ich wieder. Schlaf gut“, verabschiedete sie sich und kehrte in ihr Zimmer zurück. Er würde sie nicht noch einmal bitten, die Nacht neben ihm im Bett zu verbringen. Und das war ihr recht. Sollte er doch allein bleiben, dieser launische Kerl!
Völlig erschöpft nach der Anstrengung, den ganzen Tag die Unbeteiligte zu spielen, und zermürbt von den Spannungen zwischen ihnen, legte sie sich ins Bett.
Und mitten in der Nacht hatte sie einen schlimmen Traum.
5. KAPITEL
Sie hatte sich verspätet. Sie wollten zum Skilaufen fahren, und Gio erwartete sie in seinem Apartment, um sie mitzunehmen. Anita kam nur langsam voran, weil sie die Skier mit sich zog und ihr Koffer sich nur schwer über das Kopfsteinpflaster bewegen ließ. Dennoch bemühte sie sich, sich zu beeilen, damit er sich nicht über sie ärgerte.
Als sie um die Ecke bog und auf die Haustür zuging, war auf einmal alles dunkel, und sie hörte jemanden stöhnen.
„Gio?“, wisperte sie, während ihr das Herz zum Zerspringen klopfte. Undeutlich sah sie einen Mann auf dem Boden liegen, und irgendwo etwas weiter entfernt schluchzte eine Frau.
„Anita, hilf mir. Ich verblute. Du musst mir helfen.“
„Ich komme“, rief sie ihm zu, aber sie kam nicht voran. Sie schien in einer klebrigen Masse zu waten, und jeder Schritt war eine ungeheure Anstrengung. Der Boden um sie her war mit Glassplittern übersät. Aber sie musste zu Gio gelangen, sie musste ihm helfen. Auf einmal waren viele Menschen um sie her, die ihr den Weg versperrten und wissen wollten, wer sie war. Die ganze Zeit hörte sie ihn ihren Namen rufen.
Sie fing an zu schreien und weinte vor Entsetzen. Die Leute schüttelten sie und schrien sie an, während sie sie abzuwehren versuchte. Sie musste zu ihm und ihm helfen, aber sie wurde zurückgehalten.
„Anita, wach auf! Es ist nur ein Traum, cara ! Alles ist in Ordnung!“
Anita hörte seine vertraute Stimme, Gio rief ihren Namen – und dann öffnete sie die Augen und sah ihn verwirrt an.
„Ich konnte dich nicht erreichen“, brachte sie heiser hervor und hob die Hand, um ihm die Wange zu streicheln, die sich wunderbar warm anfühlte. Langsam löste sich ihre Anspannung, und sie ließ ihren Tränen freien Lauf.
„Anita, carissima , komm her.“ Er nahm sie in die Arme, presste sie an seine Brust und wiegte sie hin und her, während er tröstliche Worte flüsterte.
Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, legte er sie wieder in die Kissen zurück und blickte sie besorgt an. „Geht es dir wieder besser, cara ?“
Sie nickte, doch als sie bebte, wusste er sicher, dass es nicht stimmte.
„Du warst verletzt“, berichtete sie leise. „Du hast gesagt, du würdest verbluten, und mich gebeten, dir zu helfen. Das wollte ich auch, aber ich konnte nicht laufen. Meine Füße steckten in einer klebrigen Masse, und überall lagen Glassplitter. Und dann versperrten mir ganz viele Menschen den Weg. Ich hatte solche Angst, dass du sterben würdest …“ Sie verstummte und schluchzte.
Wieder nahm er sie in die Arme. Sie schmiegte sich an ihn und barg das Gesicht an seiner Brust. Sie war zu aufgewühlt, um ihm etwas vorzuspielen. Da sie ihn liebte und Angst gehabt hatte, ihn zu verlieren, waren ihre Tränen eine ganz normale Reaktion.
Allmählich ließ ihr Schluchzen nach, und Anita fing an, gleichmäßiger zu atmen. Als Gio sie behutsam zurücksinken ließ, sah sie ihn so verwundert an, als könnte sie immer noch nicht ganz glauben, dass er an ihrem Bett stand.
„Ich hätte dich heute nicht bitten dürfen, mit mir nach Florenz zu fahren“, meinte er nachdenklich.
„Ach, es ist nicht deine Schuld. Ich habe nur eine lebhafte Fantasie, das ist alles.“ Sie richtete sich auf.
Ihm war klar, dass sie den Schrecken des Albtraums noch längst nicht
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