Romana Extra Band 4 (German Edition)
fiel es ihr noch leichter, sich in die Wünsche der Kunden einzufühlen. Schon deswegen musste sie dringend eine Gelegenheit finden, in Ruhe mit Javier zu reden. Es war ein Fehler gewesen, ihn so brüsk abzuweisen.
Sie wollte diesen Job so gern behalten, und es musste doch möglich sein, ihn von ihrer Unschuld zu überzeugen. Schließlich hatte sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Das Einzige, was sie bisher getan hatte, war, sich mit ihrer Chefin zum Abendessen zu treffen. Und das allein war noch kein Vergehen.
Obwohl Javier es war, der ihr das Leben schwer machte, musste sie zugeben, dass auch bei Isabella vieles nicht zusammenpasste. Wenn sie es recht überlegte, schienen Javiers Vorwürfe gegen seine Exfrau nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Sie musste sich schnell für eine Seite entscheiden. Leider hatte sie sich nicht klar genug dagegen gewehrt, Isabellas Verbündete zu werden.
Nach Javiers überraschendem Besuch war sie wieder etwas hoffnungsvoller. Es musste doch einen neutralen Ort geben, an dem sie sich in aller Ruhe aussprechen und ihre Differenzen klären konnten. Im Büro war es immer zu unruhig. Und sie konnte sich nicht vorstellen, sich mit Javier zum Essen zu verabreden, oder sich gar mit ihm in einer Bar zu treffen.
Im Nachbarbüro hörte Faye ihren Kollegen Sandro Lopéz mit einem Kunden telefonieren. Sie blickte überrascht auf, als Javier plötzlich durch Isabellas Büro kam und ihr Büro betrat. Er warf ihr ein nüchternes „Buenos días“ zu und ging weiter. An der Zwischentür zu Sandros Büro blieb er stehen und wartete, bis sein jüngster Mitarbeiter sein Telefonat beendet hatte. Faye blickte neugierig hinüber.
„Señor Lopéz, es gibt erfreuliche Neuigkeiten.“ Javier trat ins Nachbarbüro. „Es gibt da diese schöne Finca in Cadaqués. Ich habe vor einigen Tagen festgestellt, dass meine Frau den Preis zu niedrig angesetzt hat. Gerade noch rechtzeitig, dass ich die Verkäufer wieder einfangen konnte. Die Kunden hätten den Auftrag fast an einen anderen Makler vergeben.“
Faye schnappte nach Luft. Ich habe es festgestellt, nicht er! Der erste echte Erfolg, den sie hier zu verzeichnen hatte.
„Ich möchte, dass Sie mit mir dort hinfahren.“
„Wann fahren wir?“ Sandro klang erfreut. Das war ein eindeutiger Beweis für das Vertrauen in seine Fähigkeiten.
„Sofort. Wir haben einiges gut zu machen bei dem Kunden. Diese Finca hat absolute Priorität.“
„Oh“, sagte Sandro mit einer bekümmerten Stimme. „Ich habe in dreißig Minuten einen Termin. Ich glaube, es könnte heute zu einem Abschluss kommen. Können wir nicht am Nachmittag fahren?“
Javier brummte verärgert. „Um welches Objekt handelt es sich?“
„Die Zwei-Zimmer-Wohnung in Sant Martí . Nichts Großes, aber ich habe das Projekt durchgehend betreut.“ Sandro klang verunsichert.
„Ich könnte das übernehmen.“ Faye stellte sich hilfsbereit an die Tür. „Ich habe heute keine Termine außer Haus. Ich kann mich schnell einlesen. Dann kann Sandro mit Ihnen fahren.“
Javier drehte sich überrascht zu ihr um. In seinem Gesicht zuckte es, als er nachdachte. Er wandte sich an Sandro. „Und Sie glauben, die Kunden schlagen heute zu?“
Sandro nickte. „Ich weiß es natürlich nicht sicher, aber sie haben sich die Wohnung schon vier Mal angesehen. Letzte Woche haben sie einen befreundeten Architekten mitgebracht und ziemlich lange über alle möglichen Details gesprochen.“
„Es wäre ihr erster Abschluss, den Sie ganz allein durchgezogen haben, oder?“
Sandro nickte.
Nachdenklich blickte Javier von Sandro zu Faye. „Ich habe dem Kunden in Cadaqués versprochen, dass ich mich sofort um das Objekt kümmere. Wir haben schon zu viel Zeit verloren.“ Er presste die Lippen zusammen. Mit einem Ton, der ausdrückte, dass er nicht ganz zufrieden mit seiner Entscheidung war, sagte er: „Dann kommen Sie mit mir, Miss Sinclair.“
Er wandte sich mit einer wesentlich freundlicheren Stimme an Sandro. „Das nächste große Projekt machen wir dann zusammen. Sie müssen auch mal an die großen Fische ran.“
Sandro strahlte über das ganze Gesicht. „Gerne, Señor de Torres.“
Faye konnte ihr Glück kaum fassen. Sie würden für eine ganze Weile gemeinsam im Wagen sitzen und er konnte ihr nicht entkommen. Das war ihre Chance.
Aufgeregt sammelte Faye alle Unterlagen zusammen, die sie bei der Besichtigung brauchen würde. Bedeutete die Tatsache, dass Javier sie überhaupt mitnahm, dass er ihr
Weitere Kostenlose Bücher