Romana Extra Band 4 (German Edition)
Tischkante. Faye konnte nicht mehr denken. Ihre Gefühle waren vollkommen außer Kontrolle. Sie spürte ihn, seinen Körper, seine Lippen, ihr eigenes Verlangen. Sie waren beide wie von Sinnen.
Dann ließ er plötzlich von ihr ab, schaute sie fragend an und wollte etwas sagen. Mit einem fast schmerzverzerrten Gesicht riss er sie wieder an sich und presste sie heftig an seinen erregten Körper. Sein Mund küsste sie hungrig, auf ihre Lippen, ihren Hals.
Und Faye ließ es sich gefallen. Sie lehnte sich nach hinten, presste ihm ihren Oberkörper entgegen, und sofort griffen seine Hände nach ihren Brüsten. Sie ließ sich mitreißen von seiner Leidenschaft, während es in ihrem Hinterkopf immer lauter pochte. Du musst erst mit ihm reden.
Aber er küsste sie so wild und ungestüm, dass sie jeden klaren Gedanken vergaß. Als er schließlich zärtlicher wurde, nahm er seine Hände von ihrer Brust, küsste sie wieder, dieses Mal sanfter, fast entschuldigend.
Faye wollte sprechen. Gleich, gleich würde sie ihm sagen, dass sie sich mit Isabella getroffen hatte. Doch plötzlich ließ er sie ganz los und blickte sie schmerzerfüllt an. Er trat einen Schritt zurück und Faye konnte die Veränderung in seinen Augen sehen. Mit beiden Händen strich er sich durch die Haare, als könne er so den Wahnsinn, der sich seiner bemächtigt hatte, abstreifen. „Ich kann das nicht.“
Seine Worte wirkten auf sie wie ein Eimer Eiswasser. „Wie bitte?“
„Ich … Miss Sinclair, bitte entschuldigen Sie. Ich hätte das nicht tun dürfen.“
„Was soll das? Ich verstehe nicht, was du …“ Faye rang um Fassung. So durfte es nicht enden.
Javier sah sie an. „Ich habe euch gesehen, dich und Isabella, im Restaurant. Ich hätte nie von dir gedacht, dass du mich …“
Ein dunkler Schatten legte sich über Fayes Gesicht. Sie wollte etwas sagen, wollte alles erklären, aber in Javiers schmerzverzerrten Augen konnte sie lesen, dass es zu spät war.
Er hatte sein Urteil gefällt. Und hatte er nicht recht? Was sollte er denn sonst aus dem Treffen mit Isabella schließen, wenn nicht, dass sie ihn hinterging? Aber hatte sie nicht gerade noch versucht, ihm von dem Essen zu erzählen? Ihr Körper stand noch immer in Flammen, doch sie brauchte jetzt einen kühlen Kopf.
„Javier, ich habe niemals … Bitte glaub mir. Ich wollte dir gerade von diesem Treffen erzählen.“
Er schüttelte den Kopf. Es war zu spät. Jetzt wollte er es auch nicht mehr hören.
„Ich wollte schon die ganze Zeit mit dir reden, gerade im Auto. Oder nicht? Und die Nachricht auf deiner Mailbox? Ich wollte dir Bescheid sagen, dass ich mich mit Isabella treffe.“
Javier schaute sie schweigend an.
„Und gerade habe ich gesagt: Lass uns erst reden. Ich hätte dir doch alles erzählt. Das war es doch, was ich dir unbedingt sagen wollte.“ Faye konnte selbst hören, wie hohl ihre Worte für ihn klingen mussten.
Er schien ein wenig verunsichert, fing sich aber sofort wieder. „Was immer du vorhin sagen wolltest, wissen wir nicht. Und die Nachricht, nun, du hast nichts gesagt, außer dass ich dich anrufen sollte. Es hätte um alles und nichts gehen können.“
Faye versuchte, ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Aber wenn du von meiner Schuld überzeugt bist, wieso küsst du mich dann?“
Javier drehte sich weg. „Ich weiß es nicht“, antwortete er mit belegter Stimme. „Ich weiß es wirklich nicht.“
„Javier, wir müssen …“
Er hob eine Hand, er wollte nichts mehr hören.
In diesem Moment begriff sie, dass sie alles verloren hatte – die schönen Erinnerungen, den Job und jegliche Illusion. Mit schmerzverzerrtem Gesicht starrte sie ihn an. „Javier?!“ Mehr brachte sie nicht hervor. Sie starrte auf seinen breiten Rücken, doch er schwieg. Mit einem Mal riss sie sich von seinem Anblick los und stürzte nach draußen.
Javier beobachtete durchs Fenster, wie Faye hinter der Biegung zwischen den Oleanderbüschen verschwand. Er hatte recht behalten. Sie hatte sich nicht mal gewehrt. Wie hilflos sie dagestanden hatte, nicht imstande, Licht in die Sache zu bringen.
Oder war er etwa zu hart zu ihr gewesen? Ihr Blick, dieser Blick, bevor er sich weggedreht hatte und sie gegangen, ja geflüchtet war. Als wäre er der Löwe, der über die hilflose Gazelle herfiel.
Wieso hatte er sie überhaupt mitgenommen? Bei Sandro im Büro dachte er, es würde merkwürdig wirken, wenn er sie nicht fragte. Aber schon, als er seine Unterlagen einpackte,
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