Romana Extra Band 5 (German Edition)
Wort glaubte er von dieser Geschichte!
Jaime erinnerte sich an den wilden Jungen, den er vor neun Jahren zu sich geholt hatte. Alejandro hatte nur Unsinn angestellt – wenn er nicht zu betrunken dazu gewesen war.
Doch nach einiger Zeit hatte Alejandro eine tiefe Liebe zu dem Land und zu dem Besitz seiner Vorfahren entwickelt. Vielleicht, weil das Land ihn nicht im Stich lassen würde, wie es seine Eltern getan hatten.
Hätte ich mich eher um den Jungen gekümmert, wäre vielleicht alles anders gekommen, grübelte Jaime. Aber nach einem großen Streit hatte er den Kontakt mit seinem Sohn abgebrochen. Eduardo interessierte sich nur für schnelle Autos und Luxus, anstatt für den Familienbetrieb. Zusammen mit seiner schönen, vergnügungssüchtigen – und untreuen – Ehefrau hatte sein Sohn Jaimes Geld mit vollen Händen ausgegeben. Für Alejandro war dabei keine Zeit geblieben. Seine Mutter hatte sich mehr für ihre Affären als für ihren Sohn interessiert, und viel zu spät hatte Jaime erfahren, dass sein Enkel von ständig wechselnden Kindermädchen erzogen wurde.
Aber auch wenn er seinen Enkel liebte, würde er nicht untätig zusehen, wie dieser sein Geld weiterhin mit sinnlosen Affären verschleuderte. Dazu hatte er das Weingut nicht aufgebaut! In dieses Haus gehörte Kinderlachen.
Wer ist Lara Hamilton? überlegte Jaime. Und wieso hatte Alejandro ausgerechnet einen englischen Namen genannt? Hatte er ihn sich nur ausgedacht?
Jaime griff zum Telefon und wählte die Nummer seiner Sekretärin. Er würde den Betrug aufdecken und Alejandro dafür zahlen lassen!
„Beatriz, finden Sie heraus, ob eine englische Schriftstellerin mit dem Namen Lara Hamilton existiert und ob sie sich zurzeit in Andalusien aufhält. Ich will alle Informationen über diese Frau. Und zwar sofort.“
Lara saß auf der Terrasse und massierte ihre schmerzenden Füße. Eine Stunde lang war sie durch die Hitze gelaufen, bevor ein freundliches Touristenpaar angehalten und sie mitgenommen hatte.
Über dem Lavendel neben der Terrasse summten zahlreiche Bienen und erinnerten Lara an ihre Pflichten. Die Pflanzen brauchten dringend Wasser. Einige ließen schon die Köpfe hängen.
Seufzend stand sie auf und drehte den Wasserhahn auf. Mit dem Schlauch in der Hand ließ sie sich wieder in den Stuhl fallen und richtete den Strahl auf die Blumen. Hin und wieder ließ sie das kühle Wasser über ihre heißen Füße laufen, während sie über ihre Situation nachdachte.
Der Anwalt der Autoversicherung hatte ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Die Schuld an dem Unfall lag eindeutig bei ihr. Alle Kosten für die Porsche-Reparatur wurden von ihrer Versicherung übernommen, aber sie stand jetzt ohne Auto und Computer da. Sie konnte noch froh sein, wenn Alejandro sie nicht wegen Körperverletzung anzeigte.
Es gab niemanden, den sie um Hilfe bitten konnte. Betty durfte gar nicht erst erfahren, in welchem Schlamassel sie steckte. Lara mochte sich nicht einmal vorstellen, was die Freundin dazu sagen würde, dass sie an ihrem ersten Tag in Spanien ausgerechnet Alejandros Porsche zu Schrott gefahren hatte.
Lara stand auf, stellte das Wasser ab und ging zurück ins Haus. Wenn sie keinen Computer hatte, musste sie eben zu den Anfängen zurückkehren und mit Stift und Papier arbeiten!
Gerade als sie die erste Schublade des Wohnzimmerschranks öffnete, um nach einem Kugelschreiber zu suchen, klingelte es. Barfuß ging sie zur Tür und öffnete. Vor ihr stand ein großer Mann mit vollem weißem Haar. Trotz seines hohen Alters sah er beeindruckend aus. Er hielt sich sehr gerade, sodass Lara zu ihm aufschauen musste. Sein Anzug war offensichtlich maßgeschneidert, sein weißer Land Rover jedoch schien noch aus den Jugendtagen des Besuchers zu stammen.
Lara war sicher, dass sie ihm noch nie begegnet war, und doch … Irgendetwas an ihm kam ihr seltsam bekannt vor.
Unter dem prüfenden Blick des Fremden wurde ihr bewusst, dass sie nur eine alte Sporthose und ein ausgeleiertes T-Shirt trug. Unwillkürlich strich sie ihre ungekämmten Haare zurück.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie auf Spanisch.
Ihr Besucher lächelte sie charmant an. „Mein Name ist Jaime García. Bitte entschuldigen Sie die Störung, Señora Hamilton. Ich bin Alejandros Großvater“, erklärte er. „Sie sind doch Lara Hamilton?“
„Ja. Das bin ich.“ Laras Hände fingen an zu zittern. War Alejandro bei dem Unfall doch verletzt worden? Bekam sie jetzt auch noch eine
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