Romana Extra Band 5 (German Edition)
dieses Mal empfand Abby keine Furcht mehr. Sie empfand …
„Nun?“, drängte er. „Wer war er? Denn ganz sicher haben Sie nicht Michael gemeint.“ Gelassen beobachtete er sie. Ihr Haar schimmerte im Schein der Fackeln. Er umklammerte den Stiel seines Champagnerglases fester, denn einen aberwitzigen Augenblick lang hatte er ihr Haar berühren wollen, hatte wissen wollen, ob es sich so gut anfühlte, wie es aussah.
„Oh, nur jemand, den ich vor langer Zeit kannte“, erwiderte sie.
Sein Verlangen, ihr Haar zu berühren, verwandelte sich in den Wunsch, denjenigen zu töten, der sie so tief verletzt hatte. Mit Nachdruck befahl er seinen Gedanken, diese verschlungenen Pfade zu verlassen und wieder in normale Bahnen zurückzukehren.
Trotzdem wollte er es wissen …
Zu seinem Leidwesen wählte Michael ausgerechnet diesen Moment, um ihm einen Arm auf die Schultern zu legen.
„Ist Abby nicht die Königin des Balls?“, fragte Michael. „Ach ja, Mama möchte, dass du deine zukünftige Braut begrüßt. Alexis Papaeliou.“ Er setzte ein listiges Grinsen auf. „Du kannst zwar weglaufen, großer Bruder, aber du kannst dich nicht verstecken.“
Theo wünschte sich, Michael würde sofort verschwinden. Und obwohl er Abby nicht mehr ansah, spürte er ihre Gegenwart mit jeder Faser seines Körpers. Es war … unglaublich.
„Alexis, ja, ich erinnere mich …“
„Sie ist genau dein Typ, Theo. Lange dunkle Haare, üppige Kurven, und ihr Kleid lässt kaum Raum für Spekulationen.“
Natürlich ist genau das sein Typ, dachte Abby gehässig. Pralle Brüste und Schenkel, aber nicht allzu klug.
Sie errötete. Wie konnte sie nur so gemein zu jemandem sein, den sie gar nicht kannte?
„Ich habe keinen besonderen Typ“, entgegnete Theo zornig.
„Klar hast du einen!“ Michael war in seinem Element. „Was war mit Raquel? Und Nora? Und …?“
„Vielleicht sollten Sie sich doch Alexis vorstellen“, warf Abby mit ausdruckslosem Gesicht ein. „Wir möchten Ihnen nicht im Weg stehen, wenn Sie die Frau Ihres Lebens kennenlernen, nicht wahr, Michael?“
Nur zögernd ging Theo zu der Gruppe um die attraktive Griechin. Unter normalen Umständen hätte er sich darauf gefreut, mit dem Mädchen zu sprechen. Aber von diesem blonden Engel Abby entfernte er sich nur widerwillig.
Verdammt, hatte er vergessen, dass der blonde Engel mit seinem Bruder verlobt war?
Sie teilten dasselbe Zimmer, sogar dasselbe Bett! Er musste verrückt geworden sein … an die Verlobte seines Bruders zu denken … sich zu fragen, ob …
Alexis Papaeliou war genau das richtige Gegenmittel: eine brünette Sexbombe, die unaufhörlich plauderte. Sein Blick schweifte über die einzelnen Gruppen, und zu seiner größten Überraschung musste er feststellen, dass Michael seine Verlobte schon wieder allein gelassen hatte. Doch Abby schien sich im Kreis einiger junger Männer sehr wohl zu fühlen.
Schließlich wurden alle Gäste zum Essen gebeten. Alexis war gerade bei ihren Zukunftsplänen angelangt: heiraten und Kinder bekommen.
An diesem Punkt entschied Theo, dass das Gespräch etwas zu privat für seinen Geschmack wurde. Er hatte nicht gelogen, als er seiner Mutter mitteilte, dass er erst mit vierzig heiraten wollte. Das war das richtige Alter, um Verantwortung für eine Familie zu übernehmen. Er würde ein nettes griechisches Mädchen zum Altar führen, eben jemand wie Alexis, die jetzt neben ihm Platz nahm.
Abby, kam er nicht umhin zu bemerken, saß neben Michael am selben Tisch. Er war zu weit entfernt, um ihre Gespräche zu belauschen, aber beobachten konnte er sie.
Mit halbem Ohr bekam er mit, wie Alexis ihm einige Fragen stellte. Frustriert wandte er sich von dem Objekt seiner Aufmerksamkeit ab und tat sein Bestes, seine Begleiterin zu unterhalten.
Das Essen wurde serviert, und dank des ausgezeichneten Weins wurden die Tischgespräche im Verlauf des Abends immer lauter.
Theo trank gerade genug, um nicht als Außenseiter zu gelten, dann hörte er auf. Er wollte einen klaren Kopf behalten.
Schließlich klopfte sein Großvater mit einem Löffel an sein Glas und hielt eine launige Rede, in der er seiner verstorbenen Frau gedachte und allen Gästen für ihr Kommen dankte.
Das war der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Reden, die jeweils mit tosendem Applaus gefeiert wurden.
„Nach meinen Vorrednern“, sagte Theo, als er aufstand und sein eigenes Glas hochhielt, „müssen sich meine Worte bescheiden ausmachen …“
Nichts konnte weiter von
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