Romana Extra Band 5 (German Edition)
das?“
„Was?“
„Als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe, Sie stiegen gerade aus dem Taxi aus …“
„Sie haben mir nachspioniert?“
„Ich habe die Landschaft genossen, als Sie ankamen. Sie sahen aus wie ein Kind … aber Sie haben eine scharfe Zunge … diese Seite haben Sie Michael wohl noch nicht gezeigt … hm?“
„Das ist unfair“, protestierte sie. „Sie lassen mich wie eine Xanthippe aussehen, und das bin ich nicht. Ich bin müde. Ich werde jetzt in mein Zimmer gehen.“
„Nun, Michael sieht aber nicht wie jemand aus, der die Party schon verlassen möchte.“
„Das erwarte ich auch nicht. Er arbeitet so hart in England, er verdient ein bisschen Spaß.“
„Wie verständnisvoll Sie sind … wären Sie auch so verständnisvoll, wenn er die Freiheit, die Sie ihm einräumen, ausnutzt, und mit der nächstbesten Frau flirtet oder …?“
Abby konnte nicht anders, sie kicherte.
Theo ließ sie los, zog sie an die Seite der Tanzfläche und blickte sie stirnrunzelnd an. „Was ist daran so komisch?“
„Es tut mir leid. Ich wollte nicht lachen. Ich bin den Champagner nicht gewöhnt …“
Theo musterte sie irritiert. Sie verwirrte ihn, und das gefiel ihm gar nicht. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
„Sie glauben nicht, dass Michael sich eine andere nimmt? Haben Sie so großes Vertrauen in Ihre Verführungskünste?“
„Nein, wirklich nicht … ich bin müde … ich …“
„Ich begleite Sie zu Ihrem Zimmer.“
„Nein!“ Sie trat einen Schritt zurück.
„Es ist nur konsequent, Sie nicht allein gehen zu lassen …“ Theo warf einen kleinen, Seitenblick zu seinem Bruder hinüber. Michael schien gerade eine lustige Anekdote oder etwas Ähnliches zu erzählen, denn die ganze Gruppe um ihn herum brach in heiteres Gelächter aus. „Und es wäre unfair, Michael ausgerechnet jetzt darum zu bitten.“
Abby wandte sich um und musste lächeln, als sie Michael erblickte. Das Lächeln umspielte immer noch ihre Mundwinkel, als sie sich wieder zu Theo umdrehte. „Er ist manchmal wie ein kleiner Junge. Ich wette, er erzählt gerade einen Witz und kann sich nicht mehr an die Pointe erinnern. Das passiert jedes Mal, wenn er zu viel getrunken hat.“
Der Ausdruck auf ihrem Gesicht … und wieder das Gefühl von Verwirrung, diesmal stärker. Theo holte tief Luft. Im warmen Schein der Laternen lag ein wissender und gleichzeitig amüsierter Zug um ihren Mund. Oder bildete er sich das nur ein? Als er noch einmal hinsah, war das Lächeln verschwunden.
Er konnte sie nicht gehen lassen. Noch nicht. Und er wusste nicht, warum. Morgen würde er die Insel verlassen, aber er musste noch ein wenig länger mit ihr sprechen. Das Bedürfnis war so stark, dass es ihn bis ins Mark erschütterte. Und für einen Augenblick erlebte er etwas, dass er noch nie in seinem Leben erfahren hatte – das Fehlen jeglicher Selbstkontrolle. In diesem Moment kontrollierte ihn eine andere Macht, und er wusste nicht, wie oder warum.
„Ich begleite Sie zu Ihrem Zimmer“, wiederholte er und betrachtete ihren schlanken Hals, als sie sich mit einem Schulterzucken von ihm abwandte. Glücklicherweise waren seine Mutter und sein Großvater bereits zu Bett gegangen. Es wäre nicht leicht geworden, ihnen zu erklären, warum er die Verlobte seines Bruders zu ihrem Zimmer geleitete, und noch schwieriger, warum er sich dazu verpflichtet fühlte …
5. KAPITEL
„Sie sehen erschöpft aus.“ Theo bemerkte, dass sie sehr darauf bedacht war, eine räumliche Distanz zu ihm zu wahren.
„Das bin ich auch. Es war ein langer Tag.“
„Ich schätze, Sie beziehen sich auf unseren kleinen Ausflug?“
Abby verspürte wenig Lust, auf diesen kleinen Seitenhieb zu antworten. Während der Party hatte sie sich, auch dank des Alkohols, fast schon aufgekratzt gefühlt, aber nun war sie nur noch erschöpft. Dass der Mann an ihrer Seite sie wie eine Gefangene eskortierte, war auch keine große Hilfe.
„Ich hoffe, Sie verstehen, weshalb ich so offensichtlich um Sie besorgt bin, Abby.“
„Ich möchte jetzt wirklich nicht darüber reden. Nicht schon wieder. Ich bin müde, und ich möchte nur noch ins Bett gehen und schlafen.“
Theos Nackenhaare richteten sich auf. Seine Zeit auf Santorin war fast abgelaufen, und er hatte nichts erreicht, um seinen Bruder und sein Geld zu beschützen. Gut, die Frau war anders, als er erwartet hatte, doch er hatte nicht den kleinsten Anhaltspunkt gefunden, den er seiner Mutter oder Michael als Beweis
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