Romana Extra Band 5 (German Edition)
für ihr heuchlerisches Spiel präsentieren konnte.
„Wird Michael nicht enttäuscht sein, Sie schlafend vorzufinden?“, fragte Theo.
„Das glaube ich nicht.“ Mit großer Erleichterung erblickte sie endlich ihre Zimmertür.
„Ich habe Sie nie gefragt“, sagte Theo im Plauderton, „wohnen Sie und mein Bruder zusammen?“ Das würde ihren freundschaftlichen Umgang miteinander erklären.
„Nein, wir leben nicht zusammen. Also, ich danke Ihnen für Ihre Begleitung, obwohl ich den Weg bestimmt auch allein gefunden hätte.“ Sie stand mit dem Rücken zur Tür und schenkte ihm ein herzliches Lächeln.
„Sie wohnen nicht zusammen? Ich muss zugeben, ich bin überrascht.“ Mit einer so raschen Bewegung, dass Abby sie nicht hatte voraussehen können, griff Theo hinter sie und öffnete die Tür. Und bevor sie noch ein Wort des Protests sagen konnte, betrat er das Zimmer und wandte sich zu ihr um.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich an die alten Anstandsregeln halten.“
Hinter ihm beleuchtete eine einzelne Lampe das Sofa, auf dem Michael seinen Mittagsschlaf gehalten hatte. Keiner von ihnen hatte es für nötig gehalten, die Decken und Kissen wieder auf das Bett zu legen.
Abbys Magen verkrampfte sich. Sie blieb an der Schwelle stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, denn wildes Gestikulieren würde ihre Nervosität allzu leicht verraten. „Ich bin daran gewöhnt, in meiner eigenen Wohnung zu leben“, sagte sie schnell und riss den Blick gewaltsam vom Sofa los. „Und wegen Michaels Arbeitszeiten können wir sowieso nur selten die Abende zusammen verbringen …“ Sie dachte an Jamie, wie er in ihrem kleinen Haus herumlief und seine Spielsachen in allen Zimmern verteilte.
„Aber es wäre doch sicher sinnvoll, die doppelten Ausgaben für zwei Wohnungen zu reduzieren …?“
„Vielleicht. Nun …“ Abby gähnte und trat einen Schritt zurück, um Theo einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl zu geben, das Zimmer zu verlassen. Er blieb stehen.
„Wohin gehen Sie?“
„Wie bitte?“
„Sie gehen rückwärts, Abby.“ Er streckte die Hand aus und schaltete das Licht ein, dann wandte er sich um. Etwas zögernd betrat Abby den Raum und folgte seinem neugierigen Blick.
„Aha, was haben wir denn da …?“ Theo ging auf das Sofa zu, nahm die Kissen in die Hand, legte sie wahllos wieder zurück, dann wandte er sich zu ihr um, die Arme vor der Brust verschränkt. „Ein kleiner vorehelicher Streit?“
„Habe ich Ihnen schon gesagt, wie müde ich bin?“
„Ein paarmal.“
„Wenn Sie auch nur den Hauch von Anstand besäßen, würden Sie den Hinweis verstehen und gehen.“
„Alles wird immer seltsamer …“
Sein bedrohliches Lächeln sandte einen Schauder über Abbys Rücken. Sie richtete sich auf und warf ihm den kältesten Blick zu, zu dem sie fähig war, doch ihr Kopf war leer.
„Erklären Sie mir das …“
„Da gibt es nichts zu erklären. Michael wollte ein Nickerchen machen, und das Sofa schien dafür geeignet zu sein.“
„Trotz eines übergroßen Bettes nur ein paar Schritte entfernt? Wollen Sie mir erzählen, mein Bruder ist ein Masochist?“
„Ich muss Ihnen überhaupt nichts erzählen!“
Theo ging auf sie zu, drängte sie zurück und stützte seine Hände links und rechts von ihr gegen die Wand. „Sie schlafen nicht mit meinem Bruder!“
„Das ist eine völlig lächerliche Unterstellung!“ Lächerlich? Sie an seiner Stelle hätte genau dasselbe vermutet.
„Ich frage mich, warum …?“
„Raus!“, kommandierte Abby verzweifelt. „Oder ich werde …“
„Schreien? Mich wieder schlagen? Mit dem Fuß aufstampfen …?“ Er machte eine kurze Pause. „Finden Sie meinen Bruder nicht attraktiv?“ Theo wusste nicht, wieso, aber der Gedanke gefiel ihm sehr. Andererseits war er höchst zufrieden, sie endlich in die Ecke gedrängt zu haben. Nicht auf die beabsichtigte Art und Weise, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
„Also?“, drängte er.
„Ich werde keine Ihrer Fragen beantworten, und wenn Michael wüsste, wie Sie mich quälen …“
„Ich? Ich quäle Sie? Ich zeige nur Interesse. Warum teilen Sie und mein Bruder ein Zimmer, wenn sie noch nicht einmal miteinander schlafen?“ Seine Augen funkelten. „Vielleicht bevorzugen Sie es, ihn mit dem Anblick Ihres Körper zu foltern … ansehen ja, anfassen nein …“
„Das ist ja abstoßend!“
„Meinen Sie?“ Für eine Millisekunde schien Theo irritiert zu sein. Abby konnte sich leicht
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