Romana Extra Band 5 (German Edition)
handhaben wir die Dinge etwas anders. Die Ansicht, Frauen seien das Eigentum ihrer Männer, ist im Mittelalter ausgestorben.“
„Das erklärt wahrscheinlich auch, warum britische Frauen so unweiblich sein können. Zu viel Freiheit kann auch fatal sein.“
„Oh, richtig.“ Abby vergaß, dass sie eigentlich auf der Suche nach Michael war, der sie vor genau solchen Situationen beschützen sollte. „Alle Feministinnen, die für die Rechte der Frauen gekämpft haben, würden sich bei Ihrer Einstellung die Haare raufen. Man würde Sie am nächsten Baum aufhängen. Und Freiheit ist ein erstrebenswertes Ziel. Nur ein unsicherer Mann will eine Frau, die ihn auf ein Podest stellt und anbetet!“ Oh ja, die Lektion, einen Mann nicht auf ein Podest zu stellen, hatte sie gründlich gelernt.
„Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich glaube durchaus an die Rechte der Frauen. Ich habe keinerlei Verständnis für Arbeitgeber, die ihren weiblichen Angestellten für dieselbe Arbeit weniger als männlichen Kollegen bezahlen. Und ich will auch nicht, dass jede Frau auf die Knie sinkt, sobald sie ihren Mann sieht. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass Sie allein hier sind.“
„Michael …“, setzte sie an. „Ich weiß, dass Michael viele Leute treffen wollte. Wenn ich darauf bestanden hätte, wäre er natürlich an meiner Seite geblieben. Doch das fand ich unfair. Es gefällt mir, mich treiben zu lassen, die anderen zu beobachten …“
„Tun Sie das auch in England? Wenn Sie beide eine Party besuchen? Sich allein treiben lassen, während mein Bruder seine eigenen Wege geht?“
„Wir gehen nicht häufig auf Partys“, erwiderte sie. „Mit zwei Restaurants und einem Nachtclub hat Michael selten Zeit.“
„Stört Sie das nicht?“
„Ich glaube, ich sollte mich jetzt wieder unter die anderen Gäste mischen.“
„Ich bin nur neugierig.“
„Wirklich?“, fragte Abby sarkastisch. „Oder ist das ein weiteres Verhör? Sie haben Ihren Verdacht deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Ich sehe keinen Sinn darin, mich weiter mit Ihnen zu unterhalten.“
„Was auch immer ich für Ihre Motive halte, sich mit meinem Bruder zu verloben, bin ich doch neugierig, wie Sie auf die Idee kommen, einen Mann zu heiraten, der nie Zeit für Sie hat.“ Er winkte einem Kellner und nahm zwei Champagnergläser vom Tablett. Eines reichte er an Abby weiter.
Theo hatte die Wahrheit gesagt. Er war neugierig. Außerdem, musste er sich zögernd eingestehen, war er fasziniert von Abbys Ausstrahlung. Ihr langes, glattes und unglaublich blondes Haar leuchtete vor dem Hintergrund des roten Kleides. Das Fehlen von üppigen Rundungen, das ihn eigentlich hätte abstoßen sollen, reizte ihn immens. Alle ihre weiblichen Reize waren zudem verhüllt, und erstaunlicherweise spornte das seine Fantasie mehr an, als er wahrhaben wollte. Es verwunderte ihn, dass sein Bruder diese Frau allein gelassen hatte.
Wenn er an Michaels Stelle gewesen wäre …
„So ungewöhnlich ist das nicht. Viele Menschen …“
„Ich sprach nicht von Menschen im Allgemeinen. Ich meinte Sie.“
Abby leerte ihr Glas. Ihr Instinkt riet ihr, sich schnellstmöglich von Theo zu entfernen. Er lauerte nur darauf, dass sie einen Fehler machte und sich verriet. Er wollte, dass sie aus dem Leben seines Bruders verschwand und nicht einen Cent der Toyas-Millionen erhielt. Ihr wurde übel, sobald sie nur daran dachte. Doch irgendetwas war an diesem Mann, etwas Dunkles und Faszinierendes, das sie ihre Vorsätze vergessen ließ.
Und zwei Gläser Champagner auf nüchternen Magen machten die Sache auch nicht besser.
„Menschen brauchen Freiräume. Hin und wieder muss man den Partner aus einer Distanz heraus beurteilen.“
„Und Sie glauben, das ist notwendig?“
„Selbstverständlich. So vermeidet man, dass man sich selbst zum Trottel macht und jemandem vertraut, der es nicht wert ist.“ Gerade noch rechtzeitig hielt sie inne und setzte ein dünnes Lächeln auf. „Ganz allgemein gesprochen natürlich.“
„Wer war er?“
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“ Abby kämpfte jetzt gegen die Wirkungen des Alkohols an. Die Gespräche um sie herum schienen in weite Ferne zu rücken. Dieser Mann hatte sie gefangen genommen, und sie spürte ihr Herz unkontrolliert in ihrer Brust schlagen.
„Doch, das wissen Sie“, sagte Theo sanft.
Im Halbdunkel der Nacht, und den flackernden Lichtern schien er nur aus Schatten zu bestehen. Überdeutlich wurde ihr seine Männlichkeit bewusst. Aber
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