Romana Extra Band 5 (German Edition)
…“
„Du …? Weiter. Ich höre dir genau zu …“
„Du solltest jetzt gehen.“
„Mehr hast du mir nicht zu sagen?“
Für einige Sekunden herrschte Schweigen zwischen ihnen. Abby sah zu Boden, und Theos Blicke glitten ihren schlanken Hals entlang.
Seine Gedanken kreisten um eine einzige Sache: Wenn er ihr nur auf diese Weise Informationen entlocken konnte, dann wollte er es auch richtig machen. Er wollte ihr das Kleid vom Leib reißen, sie nackt sehen, ihren Körper berühren … Mit aller Gewalt vertrieb er die erotischen Gedanken.
„Ich werde dir einen Gefallen tun. Nicht ich werde Michael von deinem doppelten Spiel erzählen, sondern ich überlasse es dir, den richtigen Zeitpunkt für die Lösung der Verlobung zu wählen.“
„Das ist sehr großzügig von dir, aber woher willst du wissen, dass ich es auch wirklich tue? Oder ob Michael das überhaupt möchte, nur wegen … wegen … eines Kusses?“
Das hatte Theo nicht erwartet. „Nun, ich glaube, meine Mutter und mein Großvater sehen das etwas anders. Und Michael ist die Meinung seiner Familie sehr wichtig.“
Mit einem kleinen Nicken stimmte sie schließlich langsam zu.
„Und wage es nicht, an faule Tricks auch nur zu denken. Die nächsten paar Wochen werde ich in Athen arbeiten, doch sobald ich in England bin, werde ich Michael anrufen und überprüfen, ob du dich an meine Anweisungen gehalten hast.“ Er ging zur Tür, wandte sich aber noch einmal zu ihr um. „Ich wette, du wünschst jetzt, du hättest mein ursprüngliches Angebot angenommen und die großzügige Abfindung eingesteckt …“
Abby sagte nichts. Eine Antwort wäre so oder so sinnlos. Erst als er gegangen war und die Tür wie ein heimlicher Liebhaber leise hinter sich geschlossen hatte, wich alle Anspannung aus ihrem Körper. Es gelang ihr kaum, ins Badezimmer zu gehen und sich für die Nacht fertigzumachen.
Am schlimmsten war die Erinnerung an das Gefühl, das sie bei Theos Kuss durchströmt hatte. Es war, als seien alle Barrieren, die sie in den letzten Jahren so sorgfältig errichtet hatte, plötzlich durch die Flut des Verlangens hinweggespült worden. Ihr Körper schien noch immer in Flammen zu stehen. Theo hatte ein Feuer in ihr entzündet, das ihren gesunden Menschenverstand einfach niedergebrannt hatte.
Sie legte sich ins Bett und fand ein bisschen Geborgenheit unter der dünnen Decke. Doch wenn sie die Augen öffnete, hörte sie seine verführerische Stimme, die sie mit Schmeicheleien in die Irre führte, nur damit er sie erneut anklagen konnte. Und hinter geschlossenen Augen konnte sie ihn sehen, konnte wie ein unbeteiligter Beobachter von außen die Reaktionen ihres Körpers auf ihn beobachten.
Warum hatte sie ihn gewähren lassen? Den Alkohol konnte sie leider nicht dafür verantwortlich machen – ihre Gedanken waren noch nie klarer gewesen. Sie hatte keinen Widerstand geleistet, weil sie sich verzweifelt nach seiner Berührung gesehnt hatte.
Natürlich würde sie Michael alles erzählen. Doch tief in ihrem Innern verspürte sie einen scharfen Schmerz. Theo würde bekommen, was er von Anfang an gewollt hatte. Und er würde glauben, mit seinen Vermutungen über sie recht gehabt zu haben: Sie sei eine berechnende Heiratsschwindlerin.
Schließlich übermannte sie der Schlaf, doch ihre Träume waren unruhig und wirr. Als sie am nächsten Morgen kurz nach neun erwachte, schlief Michael noch tief und fest auf dem Sofa. Sie brachte es nicht übers Herz, ihn zu wecken. Nein, erst in England würde sie ihm alles gestehen.
In der Villa herrschte reger Betrieb. Überall standen Koffer und Taschen, Menschen verabschiedeten sich voneinander, und Kinder tollten herum und lachten. Für eine wunderschöne kurze Zeit war Abby ein Teil dieser großen herzlichen Familie gewesen. Glücklicherweise war das Familienmitglied, dem sie nicht begegnen wollte, nirgends zu sehen. Wahrscheinlich arbeitete Theo bereits – schließlich hatte er seine Mission erfüllt.
Rasch aß Abby eine Kleinigkeit zum Frühstück, dann zog sie sich mit einem Buch unter dem Arm in den Garten zurück.
In dem großen Garten fand sie problemlos ein nicht einsehbares Plätzchen weit entfernt vom Haus. Sie schlug ihren Roman auf, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zu dem grandiosen Kuss.
Dass es überhaupt passiert war, erschreckte sie. Dass es mit Theo Toyas passiert war, ängstigte sie zu Tode.
Die Buchseiten verschwammen vor ihren Augen. Entschlossen blinzelte sie die Tränen fort. Sie
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