Romana Extra Band 5 (German Edition)
plötzlich mit einer solchen Nachricht konfrontiert wird.“
„Du hattest kein Recht, ihm etwas zu sagen.“
„Und du hast mir keine andere Wahl gelassen. Warum hat mein Bruder die Neuigkeit so gelassen aufgenommen – was glaubst du?“ Irgendetwas stimmte nicht. In seiner Theorie ergab alles einen Sinn, aber in der Praxis schienen ihm ein paar entscheidende Puzzleteile zu fehlen.
„Ich … wir … ich habe vor einigen Tagen angedeutet, dass unsere Verlobung vielleicht doch nicht so gut …“
„Warum hast du mir das verschwiegen?“
„Weil es dich nichts angeht!“, entgegnete sie aufbrausend. Dann sah sie rasch weg und betete, der Arzt würde bald eintreffen. Ihr Gebet wurde erhört; draußen fuhr ein Wagen vor, hielt, eine Tür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen, dann waren Schritte zu hören.
Zweifellos hätte Theo nichts lieber getan, als das Gespräch fortzusetzen, bis er ein paar sinnvolle Antworten erhalten hatte, doch so blieb ihm nichts anderes übrig, als seufzend aufzustehen und die Wohnungstür zu öffnen.
Dr. Hawford war ein bedächtiger Mann Mitte fünfzig, der behutsam und ruhig mit seinen Patienten umgehen konnte. „Dann wollen wir uns das mal ansehen, Miss Clinton.“ Er betastete ihren Fuß und bat sie, ihm zu sagen, wann es wehtat.
Im Hintergrund lief Theo unruhig hin und her, wie ein wildes Tier, das man in einen Käfig gesperrt hatte. Zumindest kam es Abby so vor.
„Das ist eine Verstauchung“, lautete schließlich die Diagnose. „Die gute Nachricht ist, Sie müssen nicht ins Krankenhaus. Die schlechte ist allerdings, dass Sie ein paar Tage nicht mit dem Fuß auftreten dürfen.“
„Das ist unmöglich.“
„Ihr Knöchel sieht das ein bisschen anders.“ Er sah Theo an. „Bringen Sie mir Eis, oder etwas Kaltes aus der Tiefkühltruhe. Ein Paket gefrorene Erbsen ist auch in Ordnung. Wir müssen die Schwellung kühlen. Nun“, meinte er, als er Theo aus dem Zimmer geschickt hatte und Abby voller Mitleid anschaute, „ich weiß, dass Sie einen kleinen Sohn haben, aber in den nächsten Tagen werden Sie Ihren Pflichten als Mutter nicht nachkommen können. Wenn Sie Ihren Fuß zu früh belasten, können Sie weit ernsthafteren Schaden anrichten, der dann sehr viel länger auskuriert werden muss als die Verstauchung.“
„Aber …“
„Absolut keine Belastung auf dem Fuß, Miss Clinton. Ich werde Ihnen einige Medikamente gegen die Schmerzen und die Schwellung verschreiben.“ Er nahm einen Block aus seiner Tasche. „Sorgen Sie dafür, dass der junge Mann morgen früh als Erstes zur Apotheke fährt.“
In diesem Moment kam Theo mit einem Paket gefrorenem Gemüse in der einen und einem Handtuch in der anderen Hand zurück.
„Sie sollten auch eine Bandage kaufen“, sagte Dr. Hawford und blickte Theo über den Rand seiner Brille hinweg an. „Die bekommen Sie in jeder guten Drogerie. Aber“, er sah wieder zu Abby hinüber, „die dürfen Sie nicht allzu lange tragen, sonst verkümmern die Muskeln. Und ab morgen sollten Sie auf jeden Fall mit einigen leichten Übungen anfangen.“
„Ich glaube, ich werde meine Verabredung mit Michael absagen“, meinte Theo, nachdem er den Arzt zur Tür gebracht und ins Wohnzimmer zurückgekehrt war.
Stumm blickte Abby ihn an. „Ich komme schon zurecht“, sagte sie schließlich, was so offensichtlich eine Lüge war, dass Theo gar nicht antwortete. Stattdessen ging er zu ihr, und ohne auf ihren Protest zu achten, hob er sie hoch.
„Ich schließe ab und mache die Lichter aus, nachdem ich dich ins Bett gebracht habe“, meinte er, während er sie die Treppe hinauftrug.
„Nein! Ich schaffe das schon allein!“
„Natürlich. Wie jeder Mensch, der nicht auftreten kann.“
„Also …“ Abby atmete tief ein und entschied sich für einen vernünftigeren Versuch, „… du darfst mich ins Bett bringen. Aber ich kann dir versichern, ab morgen komme ich wieder sehr gut allein zurecht. Ich werde die Mutter von Jamies Freund anrufen, damit sie ihn zur Schule fährt. Und ich bin mir sicher, dass Rebecca für uns einkaufen geht.“ Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. „Ich meine …“
„Welches ist dein Schlafzimmer?“
„Das auf der rechten Seite. Hast du mir überhaupt zugehört?“
„Ja“, antwortete er, stieß mit der Schulter die Tür auf und schaltete das Licht ein. „Ich habe nur beschlossen, es zu ignorieren. Du weißt so gut wie ich, dass es Unsinn war.“ Er legte sie auf ihr Bett. Es war ein großes luxuriöses
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