Romana Extra Band 5 (German Edition)
perfekte Männer gab es, mit ihrem Vater und ihrem Bruder, schon genug in ihrem Leben. Maggie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz und verdrängte das Thema Prinz Michel. Es war ihr zu kompliziert, sollte jemand anders sich damit beschäftigen.
Sie nahm eine Karte des Palastgeländes, einen Spiegel und ein Sieb, steckte alles in einen Eimer und machte sich auf den Weg zu Max’ persönlichem Unterrichtsraum.
Er trug wieder eine Stoffhose, ein Hemd, dessen Zipfel aus besagter Hose hingen, und eine schiefe Krawatte. Und er saß wieder vor dem Fernseher. Maggie nahm sich vor, dies bei ihrem nächsten Gespräch mit François anzusprechen. Der Fernsehkonsum des Jungen musste drastisch reduziert werden.
Max blickte auf und nahm verwirrt ihre lässige Kleidung – Shorts und T-Shirt – zur Kenntnis.
Maggie fand die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. „Steht für heute etwas Besonderes auf deinem Zeitplan, von dem ich nichts weiß?“, fragte sie.
Max schüttelte den Kopf. „Nur Unterricht mit Ihnen“, sagte er ohne Begeisterung.
„Warum bist du dann so angezogen?“
„Ich ziehe mich immer so an“, erwiderte er mit demselben Anflug von Herablassung, den sie bei seinem Vater bemerkt hatte.
Sie lächelte. „Nun, dann musst du dich umziehen. Shorts und Tennisschuhe, Euer Hoheit.“
Er sah sie an, eine Mischung aus Neugier und Skepsis im Blick. „Was werden wir tun?“
Maggie zog die Karte aus dem Eimer und deutete auf eine Stelle, die sie mit rotem Kugelschreiber markiert hatte. „Wir werden auf die Suche gehen, bei diesem See“, erklärte sie. „Wir werden versuchen, einen Frosch zu finden.“
Max’ Blick hellte sich auf. „Einen Frosch?“, wiederholte er aufgeregt. „Ich dachte, wir machen nur Lesen und Schreiben?“
„Alles zu seiner Zeit“, erwiderte sie.
„ Bonjour , Mademoiselle“, sagte François von der Tür her. Er betrachtete sie von bis unten und hob missbilligend die Brauen.
„Guten Morgen, François. Ich habe Max gerade gebeten, sich umzuziehen. Wir gehen heute hinaus.“
François verzog das Gesicht. „Wohin?“
„Dorthin.“ Maggie zeigte auf die Karte.
François schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Warum nicht? Man hat mir gesagt, ich könnte das Palastgelände nach Belieben nutzen.“
„Das ist zu weit weg“, erklärte François.
„Sagt wer?“
„Die Regeln schreiben vor, dass Prinz Maximillian sich ohne Begleitung nicht weiter als eine halbe Meile vom Palastgebäude entfernen darf.“
Maggie zuckte mit den Schultern. „Ich bin seine Begleitung.“
„Eine offizielle Begleitung aus dem Palast“, sagte François hochnäsig.
Maggie zählte lautlos bis zehn, dann lächelte sie breit. „In Ordnung. Sie können gern mitkommen. Ich teile mein Butterbrot mit Ihnen.“
„Ich!“, rief François entsetzt. „Ich gehöre nicht zum Sicherheitspersonal. Ich …“
„Aber Sie gehören offiziell zum Schlosspersonal, oder?“
„Ja, schon. Aber …“
„Und Sie möchten doch auch, dass Max die bestmögliche Erziehung und Ausbildung bekommt, oder?“
François blickte Maggie stumm an. Schließlich seufzte er. „Also gut, Mademoiselle Gillian.“
Maggie drehte sich zu dem Jungen um, der sie anstarrte. „Zieh dich um, kleiner Prinz. Keine Zeit verschwenden.“
Sobald Max das Zimmer verlassen hatte, sagte François: „In Zukunft sollten Sie mir im Voraus Bescheid geben.“
„Einverstanden“, sagte sie. „Ich werde in den nächsten zwei Wochen voraussichtlich jeden Tag eine Begleitung brauchen.“
„Aber, Mademoiselle.“
„Na, hören Sie, Sie haben gesagt, Sie wollen Bescheid wissen.“
François’ Blick drückte gleichzeitig Ungläubigkeit und Missbilligung aus. „Aber sollten Sie Prinz Maximillian nicht in seinem Unterrichtsraum unterrichten?“
„Später.“ Sie blickte auf François’ formelle Kleidung. „Meinen Sie nicht, Sie sollten sich besser auch umziehen?“
François rümpfte die Nase. „Auf gar keinen Fall.“
„Wie Sie wollen.“
Kurz darauf marschierten sie zum Teich, Maggie und Max voraus, François schlecht gelaunt hinterher. „Wir halten sowohl nach Fröschen als auch nach Kaulquappen Ausschau“, erklärte sie Max, als sie ans Ufer kamen.
Mithilfe des Siebs durchsuchten sie das ufernahe Wasser und redeten über die Pflanzen und Fische, die sie dabei sahen. Als Maggie ein paar Kaulquappen entdeckte, kickten sie ihre Schuhe weg und wateten mit Eimer und Sieb ins Wasser, um sie zu fangen. François warnte sie
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