Romana Extra Band 5 (German Edition)
Atem an. „Ja“, sagte sie, „aber er ist unbewaffnet.“
Michels Mundwinkel zuckten. „Mag sein“, sagte er und reichte den Frosch an seinen Sohn weiter. „Aber ich glaube, draußen würde er sich wohler fühlen.“
„Ja, Vater“, sagte Max und senkte den Kopf.
Michel zögerte, dann fuhr er seinem Sohn mit der Hand über den strubbeligen Kopf. „Zieh dich um“, sagte er. „Und vergiss nicht, wir haben heute Nachmittag Fechttraining.“
Maggie war gerührt. Aus Prinz Michels Ton sprach väterliche Liebe. Jetzt hob er den Kopf, und ihre Blicke trafen sich kurz.
„Wir reden später“, sagte er, drehte sich um und ging weiter.
Maggie sah ihm nach. François stieß hinter ihr einen schweren Seufzer aus und murmelte etwas auf Französisch. Als sie sich umdrehte, blickten beide, er und Max, sie mitleidig an.
„Warum schaut ihr mich so an?“, fragte sie.
„Weil mein Vater gesagt hat, er wird später mit Ihnen reden“, sagte Max düster. „Dabei hat es so viel Spaß mit Ihnen gemacht.“
„Aber ich bin immer noch hier.“ Sie schmunzelte. „Er wird mich schon nicht zum Schafott schicken, nur weil wir etwas nass geworden sind.“
„Das Schafott wird tatsächlich seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt. Es befindet sich im Schlossmuseum“, sagte François. „Aber ich fürchte, Prinz Maximillian hat recht. Sie werden wahrscheinlich innerhalb eines Tages außer Landes gebracht. Die Männer, die Prinz Michel begleitet haben, sind seine Berater, und die schienen ganz und gar nicht erfreut zu sein.“
„Aber der Prinz wirkte nicht allzu verärgert“, sagte Maggie, überrascht, wie flau ihr plötzlich im Magen wurde. Ihr wurde bewusst, dass es ihr inzwischen sehr wichtig war, ihre Arbeit mit Max zu Ende bringen zu können. Die starren Regeln, die im Schloss galten, gingen ihr zwar auf die Nerven, aber sie war noch nicht bereit zu gehen.
François hob das Kinn. „Seine Hoheit hat seine Gefühle sehr gut unter Kontrolle.“
Ein wenig zu gut, wenn es nach ihr ging. Maggie runzelte die Stirn. „Sie meinen also, ich hab’s vermasselt, weil diesen Beratern mein Anblick nicht gefallen hat?“ Zorn stieg in ihr auf. „Also, wenn ein bisschen Regenwasser diese Leute aus der Fassung bringt, dann brauchen vor allem sie selbst ein paar gute Berater.“
„Prinz Michels Berater gelten als die weisesten und intelligentesten Männer von Marceau.“
„Dann sollte Marceau wohl mehr importieren als Benzin und Hauslehrer“, erwiderte sie schroff und wandte sich an Max: „Komm, wir müssen aufräumen und uns umziehen. Wenn es schnell genug geht, dann lese ich dir noch ein Buch vor.“
Max verzog das Gesicht. „Ich mag Bücher nicht.“
„Ich wette, dieses schon.“ Sie nahm ihn bei der Hand.
„Wetten, dass nicht?“, brummte er leise, als ob sie es nicht hören sollte.
„Wetten, dass doch?“ Sie lächelte und drückte seine Hand, als er überrascht zu ihr hochsah.
Sie wechselten ihre Kleidung, Max bekam ein Buch von Dr. Seuss vorgelesen und absolvierte seine Fechtstunde. Danach wurde Maggie zum Tee bei Prinz Michel beordert. Als sie den Raum betrat, deutete sie eine Verbeugung an und setzte sich dann ihm gegenüber in einen Sessel. „Guten Tag, Euer Hoheit. Ich bin sehr froh, dass wir uns treffen, denn es gibt bei Max ein Problem, das sofortiger Aufmerksamkeit bedarf.“
Der Prinz hob eine Braue, dann winkte er dem Butler, dass er den Tee servieren sollte. „Danke“, sagte er, nachdem der Mann eine Tasse mit Tee und eine mit Kaffee gefüllt hatte. „Sie können gehen.“ Dann wandte er sich Maggie zu. „Ein Problem mit Max?“
„Der Fernseher muss weg“, sagte sie.
„Max liebt seine Filme.“
„Ich weiß, aber Fernsehen wird ihm nicht helfen, lesen zu lernen.“
Prinz Michel nahm einen Schluck Kaffee und blickte Maggie über den Rand seiner Tasse an. „Sie erstaunen mich, Mademoiselle. Was das Fernsehen betrifft, sind Sie überaus streng – aber sehr gutmütig, wenn es um Unterricht im Freien geht.“
Maggie hatte sich den ganzen Nachmittag gefragt, ob man sie wohl tatsächlich feuern würde, aber sie machte sich keine echten Sorgen. „Man hat mir gesagt, dass Ihre Berater Ihnen raten werden, mich zu feuern, und dass ich innerhalb der nächsten zwei Tage wohl das Land verlassen müsste.“
„Und damit sind Sie nicht einverstanden.“
Zum bestimmt zehnten Mal versuchte Maggie, diesen Mann einzuschätzen. Wann würde ihr das gelingen? „Ich habe den Eindruck, dass man Ihnen die
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