Romana Extra Band 5 (German Edition)
Natürlich sollte es ihm egal sein, ob sein Bruder Zeit mit Maggie verbrachte. Ob sie zusammen lachten. Oder sich küssten. Aber alles in ihm revoltierte allein bei dem Gedanken. Er könnte Nicholas sagen, er solle Maggie in Ruhe lassen, um sie nicht von ihrer Arbeit abzulenken. Er sah seinem Bruder in die Augen. „Doch“, sagte er, „hätte ich.“
Nicholas erwiderte seinen Blick. Einen Moment lang schwieg er, dann verzog er die Lippen zu einem wissenden Lächeln. „Okay.“
„Essen Sie mit mir zu Abend“, forderte Michel etwas später Maggie auf, die auf ihrem Bett saß.
Sie legte ihr Buch beiseite. „Es ist neun Uhr. Ich habe schon gegessen.“
„Sie können ja nur das Dessert nehmen“, schlug er vor.
„Hatten Sie einen schweren Tag?“ Ihr war nicht entgangen, dass er müde aussah.
„Werden Sie nun mit mir essen, oder nicht?“
„Ich werde“, sagte sie und stand vorsichtig auf. Sie hatte mitbekommen, wie viele Termine er an diesem Tag gehabt hatte, und hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn abzuweisen. „Welches Mädchen könnte einer so charmanten Einladung wohl widerstehen?“, scherzte sie.
„Ich habe meine ganze Selbstbeherrschung heute für einen meiner Berater aufgebraucht.“
„Davon habe ich gehört“, erwiderte sie, während sie neben ihm her humpelte.
Er sah sie scharf an. „Von wem?“
„Dr. Nick. Er hat meinen Verband überprüft.“
Michel entspannte sich, dann blickte er auf Maggies Fuß. „Vielleicht sollte ich Sie tragen.“
Sie streckte abwehrend die Hände aus. „Oh nein. Mir mangelt es derzeit vielleicht an Anmut, aber ich kann gehen.“
„Dann haken Sie sich wenigstens bei mir unter.“ Er bot ihr seinen Arm. Als sie zögerte, hob er eine Braue. „Oder ich trage Sie.“
„Immer so autoritär“, flüsterte sie und ließ sich von ihm führen. Sie gingen den Flur hinab, bogen zweimal um die Ecke und stiegen dann ein paar Stufen hinauf. „Wohin gehen wir?“, fragte sie, als Michel eine Tür öffnete.
„In mein Apartment.“ Maggie hätte sich am liebsten umgedreht. Er schien zu spüren, was in ihr vorging. „Erdbeeren mit Schokoglasur zum Dessert“, sagte er und führte sie in einen gemütlichen, mit Mahagonimöbeln eingerichteten Raum. An der Westseite befand sich ein Balkon, vor dessen geöffneter Tür ein Serviertisch stand.
„Ich bin erstaunt, dass Sie keinen persönlichen Kellner haben“, sagte Maggie.
„Am Ende des Tages geht es mir oft so, dass ich keine Lust auf höfliche Konversation habe.“
„Warum haben Sie mich dann eingeladen?“
„Ich wusste, Sie würden nicht höflich sein“, erwiderte er und lächelte breit.
Maggie musste lachen. „Okay. Werden wir auf dem Balkon sitzen?“
„Ja. Ich habe einen Portwein, der gut zu Ihren Erdbeeren passen dürfte, und ich rauche nach dem Abendessen immer eine Zigarre.“
„Wie furchtbar“, sagte sie und schob den Serviertisch auf den Balkon. Als sie das Tablett abnehmen wollte, nahm Michel es ihr ab und stellte es auf den Tisch.
„Wie bitte?“
„Ich sagte, wie furchtbar. Zigarren sind ekelhaft, aber ich werde Sie nicht davon abhalten, eine zu rauchen, wenn Sie das zum Entspannen brauchen. Sie haben ja kaum Gelegenheit zu irgendwelchen Lastern.“ Sie blickte sich um. Auf dem Balkon stand ein schmiedeeiserner Esstisch mit passenden Stühlen, auf denen flauschige Kissen lagen. Leuchtend rote Bougainvilleas blühten auf der Balkonbrüstung, und unterhalb des Balkons erstreckte sich der üppig blühende Garten. „Es ist wunderschön.“
„Dieser Platz gibt mir Ruhe und Frieden nach einem langen Tag. Bitte, setzen Sie sich.“ Michel deutete auf einen der Stühle, löste seine Krawatte und setzte sich ebenfalls.
Er hob die silberne Glocke von einem der Teller und füllte zwei Weingläser. Auf dem kostbaren Porzellanteller lagen drei geeiste, mit Schokolade umhüllte Erdbeeren.
„Oh, diese Erdbeeren sehen wundervoll aus.“
„Genießen Sie sie.“ Michels Stimme klang dunkel und ein ganz klein wenig rau.
Maggie konnte nicht widerstehen, sie nahm eine Erdbeere und schnupperte. Die Schokolade duftete köstlich. Sie biss hinein und schloss die Augen.
Seufzend öffnete sie sie wieder und ertappte Michel dabei, dass er auf ihren Mund starrte. Plötzlich fühlten sich ihre Lippen ganz heiß an. Sie räusperte sich und beschloss, ein Thema anzuschneiden, über das sie sich schon mehrfach Gedanken gemacht hatte. „Ich glaube, es wäre gut für Max, wenn er schwimmen lernen
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