Romana Extra Band 5 (German Edition)
eiskalt und egoistisch sein?
Erschüttert beobachtete Lara, wie die dunkelhaarige Frau ihr Gesicht zu ihm hob. Für einen Augenblick erhellte ein Lächeln ihre vorher ausdruckslose Miene. Dieses Bild hatte nichts mit dem skrupellosen Alejandro zu tun, den Lara seit so vielen Jahren hasste.
Sie hätte triumphieren können. Vielleicht hatte sie endlich einen dunklen Punkt in Alejandros Vergangenheit entdeckt, der sie retten konnte. Stattdessen war ihr, als hätte sie etwas gesehen, das nicht für ihre Augen bestimmt war.
Mit welchem Recht schnüffle ich in Alejandros Leben herum? dachte sie beschämt. Hastig lief sie zu ihrem Auto.
Als Lara die Finca erreicht hatte, waren ihre Zweifel noch stärker geworden. Plötzlich wollte sie gar nicht mehr wissen, was hinter der Geschichte steckte. Sie verfluchte den Augenblick, in dem sie Gas gegeben und Alejandros Porsche verfolgt hatte. Sie wollte nur noch ihre Koffer packen und für immer verschwinden.
Aber wohin sollte sie gehen? Alejandro würde sie finden und den Ring zurückfordern.
Sie hatte keine Wahl. Sie musste weitermachen, was sie angefangen hatte, ganz egal, wie sehr sie es inzwischen bereute.
Zögernd gab Lara den Namen Ramona Alvarez in einer Suchmaschine im Internet ein. Auf der dritten Seite fand sie einen alten Zeitungsartikel. Ramona Alvarez war vor zehn Jahren nach einer Party bei Freunden mit ihrem Wagen vor der Straße abgekommen und vor einen Baum gefahren. Angeblich war sie allein gewesen. Ein Bluttest hatte knapp zwei Promille ergeben. Laut Geburtsdatum war sie ein Jahr jünger als Alejandro.
Konnte es sein … Lara biss sich auf die Lippen und suchte weiter nach einer Verbindung zwischen Ramona und Alejandro. Schließlich fand sie ein altes Klassenfoto, das die beiden zusammen zeigte. Alejandro hatte den Arm um Ramonas Schulter gelegt. Das auffallend hübsche Mädchen lachte ihn strahlend an. Die beiden waren in einer Klasse gewesen! Vielleicht sogar ein Paar.
Ist Ramona wirklich selbst gefahren? überlegte Lara. Laut Zeitungsartikel hatte das Mädchen bei dem Unfall schwere Kopfverletzungen erlitten. Wenn in Wahrheit Alejandro am Steuer gesessen hätte, wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihn zu beschuldigen.
Bestimmt hat die Polizei den Unfall damals gründlich untersucht, sagte sie sich. Alejandros Name tauchte nirgendwo auf.
Aber wer weiß? überlegte sie weiter. Die Garcías waren eine der einflussreichsten Familien in Andalusien. Vielleicht hatten Jaimes Geld und Einfluss die Ermittlungen beeinflusst.
Lara beschloss, Alejandro unauffällig auszuhorchen.
Lara legte etwas rosafarbenen Lippenstift auf und drehte sich vor dem Kleiderschrankspiegel. Zufrieden betrachtete sie ihre locker aufgesteckten Haare und das ärmellose weich fallende weiße Baumwollkleid. Perfekt, dachte sie. Nicht zu viel und nicht zu wenig.
Hoffentlich war Alejandro noch in der Stimmung für einen Strandspaziergang. Er war vor einer halben Stunde nach Hause gekommen. Inzwischen war es fast neun Uhr, aber die Sonne stand noch am Horizont.
Lara schlüpfte in leichte Sandalen, nahm den vorbereiteten Picknickkorb, dann ging sie zum Nachbarzimmer und klopfte an die Tür.
„Einen Augenblick!“, rief Alejandro.
Kurz darauf öffnete er die Tür. Offenbar hatte er gerade geduscht. Aus seinem Haar tropfte das Wasser und perlte über seine nackte Brust. Er trug eine tief sitzende schwarze Leinenhose, sonst nichts.
Laras Herz schlug viel zu schnell.
Er hob die Brauen. „Lara, was für eine nette Überraschung!“
Sie lächelte ihn unschuldig an. „Ich habe dich heute Abend beim Essen vermisst, Liebling.“
„Ich bin im Büro aufgehalten worden. Hattest du Sehnsucht nach mir?“
Hinter ihrem Rücken ballte sie die Hände zu Fäusten. Ich muss charmant sein, ermahnte sie sich. „Hast du Lust auf ein Strandpicknick?“ Lara hob den Korb. „In den letzten Tagen haben wir uns viel zu wenig gesehen.“ Sie beugte sich vor. „Wir wollen doch nicht, dass dein Großvater misstrauisch wird, oder?“
Alejandro legte den Kopf schräg und musterte sie einen Moment misstrauisch, schließlich nickte er. „Sehr gern. Eine wunderbare Idee, Liebes“, erwiderte er so laut, dass man ihn bestimmt bis ins Wohnzimmer hören konnte. Er nahm ein Hemd aus dem Schrank und zog es über, knöpfte es aber nicht zu.
„Hast du im Moment viel Stress im Büro?“, fragte Lara, als sie einige Minuten später durch den Garten zur Treppe in den Klippen gingen.
„Du musst dir keine Mühe
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