Romana Extra Band 5 (German Edition)
geben“, erwiderte Alejandro spöttisch. „Hier draußen kann abuelo uns nicht hören.“
„Ich wollte die Situation nur ein bisschen auflockern. Wir müssen ein glücklich verliebtes Paar spielen, und warum sollen wir uns gegenseitig das Leben schwer machen? Vielleicht müssen wir uns nur ein bisschen besser kennenlernen.“
Alejandro nahm Lara den Korb ab, als sie die Treppe erreicht hatten. „Ja, warum nicht?“
Unten am Strand schlenderten sie barfuß durch das seichte Wasser. Über dem Horizont hing die Sonne wie ein glutroter Ball. Kleine Lichter tanzten wie winzige Flammen auf der Meeresoberfläche.
In einer schmalen Bucht blieb Alejandro stehen und setzte den Korb ab. „Sollen wir hierbleiben?“
Lara nickte. Sie holte eine Decke aus dem Picknickkorb, breitete sie im Sand aus und packte Geschirr, Gläser und kleine Töpfchen aus. Geschickt arrangierte sie das Essen auf den Tellern.
„Gegrillte Hähnchenschenkel, chorizo , Käse, selbst gebackenes Brot – nicht von mir, von Maria –, Trauben, Wein und Wasser“, zählte sie auf. „Ich hoffe, du hast Hunger.“ Sie öffnete die Weinflasche, füllte zwei Gläser mit Weißwein und reichte Alejandro eins davon.
Sie setzte sich in den immer noch warmen Sand und prostete ihm zu. „Auf … auf uns.“
„Auf uns.“ Er trank einen Schluck und stellte das Glas zur Seite. „Kommst du mit deiner Arbeit voran?“
Lara nickte. Überrascht stellte sie fest, dass sie ihm gern erzählt hätte, was sie heute geschafft hatte, und sie wollte hören, wie er den Tag verbracht hatte. „Gut. Ich habe dir noch gar nicht für das Notebook gedankt“, murmelte sie.
„Gern geschehen.“ Er nahm sich einen Hähnchenschenkel und biss genussvoll hinein.
Im warmen Licht der untergehenden Sonne schimmerte Alejandros gebräunte Haut wie Bronze. Der böige Wind spielte mit seinem offenen Hemd und zerzauste seine Locken. Laras Blick blieb an seiner muskulösen Brust hängen. Für einen Moment wünschte sie sich, alles zu vergessen und einfach nur den Abend mit ihm zu genießen.
In diesem Moment sah er auf und ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrte. Errötend leerte sie mit einem großen Schluck ihr Glas und füllte sich nach. „Möchtest du auch noch?“ Sie hielt die Weinflasche über sein Glas.
Er schüttelte den Kopf. „Nein danke.“
„Du trinkst sehr wenig“, stellte sie fest. „Ich habe noch nie gesehen, dass du ein zweites Glas Wein getrunken hast. Dabei hatte ich den Eindruck, dass du früher … ganz anders warst.“
Alejandro wandte den Kopf ab und sah aufs Meer hinaus. „Das stimmt.“
„Wie kommt es, dass du dich so verändert hast?“ Plötzlich wollte sie unbedingt die Wahrheit wissen, auch wenn sie in diesem Moment ihre Rache und den verlorenen Ring ganz vergessen hatte.
„Bei meinen Eltern gab es immer Alkohol“, sagte er leise, ohne sie anzusehen. „An meinem elften Geburtstag war ich das erste Mal betrunken. Anfangs habe ich die halb vollen Gläser der Erwachsenen geleert, später dann die Flaschen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Keiner hat sich darum gekümmert.“ Er klang so unbeteiligt, als würde er von jemand anderem erzählen. „Nach dem Tod meiner Eltern hat abuelo mich zu sich geholt, und ich habe in den ersten Monaten hier in Andalusien noch härter gefeiert als in London. Eines Tages war ich mit einer Freundin auf einer Party. Wir wollten zusammen nach Hause fahren, aber dann wollte ich lieber noch mit meinen Freunden weitertrinken. Sie ist allein gefahren, obwohl sie selbst zu viel getrunken hatte. Auf dem Nachhauseweg ist sie verunglückt … Sie hatte schwere Kopfverletzungen und ist nie wieder gesund geworden.“
Ramona, dachte Lara erschüttert. „Gibst du dir die Schuld an dem Unfall?“, fragte sie leise.
„Nein, aber seitdem ist mir einfach die Lust am Trinken vergangen“, antwortete er. „Ich habe begriffen, wie kurz das Leben ist, und beschlossen, es lieber zu genießen, statt mich jeden Abend zu betrinken.“
Darum zahlst du auch ein Vermögen für Ramonas Pflege und besuchst sie seit Jahren, dachte Lara, aber sie sprach es nicht aus. Um keinen Preis durfte er erfahren, dass sie ihm nachspioniert hatte.
Mit einem Schlag erschien ihr ihre Rache sinnlos. Wo sie so viele Jahre ihren Hass mit sich herumgetragen hatte, spürte sie plötzlich nur noch Leere.
Alejandro hatte sich verändert. Aber auch damals war er nicht nur der oberflächliche Junge gewesen, für den sie ihn gehalten hatte. An die
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