Romana Extra Band 5 (German Edition)
glaubte sie, sein heiseres Lachen zu hören, und erschauerte unwillkürlich.
Was tue ich hier eigentlich? fragte sie sich.
Ich versuche, mich an Alejandro zu rächen, gab sie sich sofort selbst die Antwort.
Aber es fühlte sich plötzlich ganz falsch an. Seitdem sie ihm ins Auto gefahren war, hatte Alejandro nichts Schlimmes getan. Gut, er hatte sie gegen ihren Willen geküsst, aber sie musste ehrlich zugeben, dass sie ihn provoziert hatte. Er hatte ihr sogar einen neuen Computer gekauft.
Und damit hatte er genau das erreicht, was er wollte! Sie fühlte sich ihm verpflichtet. Aber das war sie nicht.
Sie hatte Jahre gebraucht, um zu überwinden, wie sehr er sie gedemütigt hatte. Seitdem hatte sie sich keinem Mann mehr öffnen können, auch wenn ihr der Verstand sagte, dass sie endlich lernen musste, wieder zu vertrauen.
Sie brauchte ihre Rache. Vielleicht konnte sie dann endlich mit der Vergangenheit abschließen.
Und wenn ich nichts finde, was ich gegen ihn verwenden kann? dachte sie. Erst jetzt fiel ihr wieder die Rechnung der Casa Fortunata ein. Sie öffnete das Notebook und suchte den Namen im Internet. Sofort tauchten Telefonnummer und Adresse des Pflegeheims auf. Ohne noch länger nachzudenken, griff Lara nach ihrem Telefon und wählte die Nummer.
„Casa Fortunata, Schwester Maria“, meldete sich eine sanfte Frauenstimme nach dem dritten Klingeln.
„Guten Tag.“ Lara räusperte sich. „Mein Name ist … Ellen Banks. Ich suche eine frühere Freundin, Ramona Alvarez. Ich habe gehört, dass sie bei Ihnen untergebracht ist.“ Nicht schlecht, dachte sie zufrieden. Aber hoffentlich stellte Schwester Maria ihr keine Fragen. Sie wusste ja nicht einmal, wie alt Ramona Alvarez war.
„Ja, Señora Alvarez lebt bei uns. Möchten Sie sie besuchen?“, fragte die Schwester freundlich.
„Ich … ja. Können Sie mir sagen, was Ramona fehlt?“
„Nein, tut mir leid. Ich darf am Telefon keine Auskunft über unsere Gäste geben. „Die Stimme der Schwester klang deutlich kühler.
„Das macht nichts. Ich werde Ramona einfach nächste Woche besuchen und mich selbst überzeugen, wie es ihr geht. Muss ich mich für einen Besuch bei Ihnen anmelden?“
„Nein, bis abends um acht können Sie einfach vorbeikommen. Nur Montagnachmittag wäre vielleicht nicht so günstig. Da bekommt Ramona nämlich oft schon Besuch.“
„Vielen Dank, Schwester Maria.“
Nachdenklich betrachtete Lara das Telefon. Ob Alejandro der Besucher war? Vielleicht sollte sie hinfahren und sich selbst überzeugen.
Plötzlich kam sie sich albern vor. Bestimmt steckte gar nichts dahinter! Sie sollte lieber an ihrem Roman arbeiten, anstatt sich mit sinnlosen Verfolgungsjagden abzugeben. Aber sie musste etwas finden, das sie gegen Alejandro verwenden konnte. Und wenn es nichts gibt? schoss ihr durch den Kopf.
Sie zuckte mit den Schultern. Wenn sie nichts fand, brauchte sie nur Jaime über die Lügen seines Enkels zu informieren, dann würde er Alejandro sowieso enterben.
Doch der Verrat würde Jaime das Herz brechen.
Der Gedanke machte sie seltsam traurig. In den wenigen Tagen hatte sie den alten Mann schon lieb gewonnen. Wie schwer würde ihr der Schritt erst in vier Wochen fallen?
Nein, sie würde nicht auf ihre Rache verzichten, nur weil ein alter Mann freundlich zu ihr war, und Alejandro ihr ein paar Küsse aufgezwungen hatte.
Darum würde sie jetzt auch auf der Stelle an Jaime schreiben! Dann hatte sie es hinter sich und musste ihm am Ende der vier Wochen nur noch den Brief zusammen mit dem Vertrag als Beweis zukommen lassen.
Und doch … Plötzlich erschien ihr die Rache gar nicht mehr so erstrebenswert. Aber ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, sagte sie sich. Sie hatte sich die Lügengeschichte mit der Verlobung schließlich nicht ausgedacht.
Lara setzte sich an den Schreibtisch und griff nach dem Notebook, aber nach kurzem Zögern klappte sie es zu und nahm Stift und Papier. Sie konnte die vernichtenden Zeilen unmöglich auf dem Computer schreiben, den Alejandro ihr geschenkt hatte!
Wenige Minuten später legte sie den Kugelschreiber zur Seite, überflog noch einmal ihre Zeilen, dann steckte sie den Brief zusammen mit den fünfzehntausend Euro und dem Vertrag über ihre vorgetäuschte Verlobung in einen Umschlag und schob ihn in die Schreibtischschublade.
Vielleicht konnte sie sich jetzt endlich in Ruhe ihrer Arbeit widmen. Sie öffnete das Notebook und wartete auf das mittlerweile vertraute Gefühl der Leere. Doch
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