Romana Extra Band 5 (German Edition)
in ihrem ganzen Leben nicht zusammensparen.
Sollte sie sich Alejandro anvertrauen? Aber wozu? Er würde ihr bestimmt nicht einfach netterweise die Schulden erlassen. Stattdessen hätte er sie in der Hand.
Es gab nur eine Möglichkeit, die Situation zu retten: Sie musste endlich etwas finden, das sie gegen ihn verwenden konnte.
Jetzt ging es plötzlich um mehr als ihre Rache. Es ging um ihre Existenz.
Irgendwann in seinem Leben hatte ein Mann wie Alejandro bestimmt etwas getan, wovon die Öffentlichkeit nichts erfahren sollte.
Und bis sie diesen dunklen Punkt in seinem Leben gefunden hatte, durfte niemand merken, dass sie den Diamantring verloren hatte.
7. KAPITEL
… und ihre Lippen fanden sich zu einem langen Kuss.
Lara klappte das Notebook zu. Die ersten Kapitel waren geschrieben, die Schreibblockade gehörte der Vergangenheit an. Wenn sie in dem Tempo weiterschrieb, konnte sie den Abgabetermin mühelos einhalten.
Lästig war nur, dass sie bei jeder Liebesszene Alejandros Gesicht vor sich sah.
Anfangs hatte sie die Arbeit nur vorgeschoben, um sich auf ihrem Zimmer vor Alejandro und Jaime zu verstecken. Sie hätte nie erwartet, dass sie in der Lage sein würde, ernsthaft zu arbeiten. Aber als sie dann am Rechner saß, waren die Worte wie von selbst gekommen.
Bei der Arbeit hatte sie sogar für eine Weile ihre Sorge um den verschwundenen Ring vergessen. Doch jetzt kam die panische Angst so heftig zurück, dass Lara kaum noch atmen konnte.
Sie schaute auf die Armbanduhr. Kurz vor zwei. Heute war Montag, der Tag, an dem Ramona Alvarez oft Besuch bekam. Wenn sie ihn abfangen wollte, wurde es Zeit aufzubrechen.
Als sie in den kleinen weißen Mini stieg, spürte sie kurz ein schlechtes Gewissen. Jaime hatte ihr den Wagen bestimmt nicht zur Verfügung gestellt, damit sie seinem Enkel bespitzeln konnte. Aber wahrscheinlich hatte der geheimnisvolle Besucher ja gar nichts mit Alejandro zu tun.
Um halb drei erreichte Lara das Stadttor von Cadiz. Die Casa Fortunata lag mitten in der Altstadt. Lara beschloss, den Wagen draußen vor den alten Stadtmauern zu parken und zu Fuß zu gehen.
Mit dem Stadtplan in der Hand ging sie durch die verwinkelten Gassen. Motorräder knatterten an ihr vorbei über das Kopfsteinpflaster. Geschickt schlängelten sich die Fahrer an den zahlreichen Autos vorbei.
Lara atmete erleichtert auf, als sie die engen Gassen hinter sich gelassen und das Wasser erreicht hatte. Die salzige Luft hatte ihre Spuren in den abblätternden Fassaden hinterlassen, aber noch immer waren die prunkvollen Häuser an der Promenade beeindruckend.
An der Kaimauer reihte sich ein Straßencafé an das nächste. Lara ging an ihnen vorbei, bis sie gegenüber von der Promenade eine große weiße Villa hinter hohen Hecken entdeckte. Ein Blick auf das dezente Messingschild an der Zufahrt zeigte ihr, dass es sich um die Casa Fortunata handelte.
Unauffällig spähte Lara durch die Hecke. Junge und alte Menschen spazierten durch den Park, manche wurden in einem Rollstuhl geschoben. Die meisten unterhielten sich angeregt, und überall sah sie lachende Gesichter. Lara erkannte keins der Autos auf dem Besucherparkplatz.
Sie ging zurück und setzte sich in eins der Straßencafés, von dem aus sie den Eingang der Casa Fortunata im Blick hatte. Drei Stunden und vier café con leche später war von Alejandro immer noch nichts zu sehen. Bis sieben Uhr, nahm sie sich vor. Dann würde sie nach Hause fahren und Ramona Alvarez vergessen.
Gerade als sie dem Kellner winkte, um nach der Rechnung zu fragen, bog ein Land Rover in die Zufahrt zur Casa Fortunata ein.
Sie warf einige Münzen auf den Tisch und lief eilig zum Pflegeheim hinüber. Während sie über die Hecken zum Eingang blickte und überlegte, ob sie hineingehen sollte, entdeckte sie Alejandro. Er schob eine schwarzhaarige Frau in einem Rollstuhl hinaus in den Garten.
Hinter die Hecken geduckt, folgte Lara ihnen. Endlich blieb Alejandro bei einer Bank stehen, und sie konnte die beiden besser beobachten. Die Frau im Rollstuhl war noch jung. Ihre Augen blickten leer, und aus ihrem halb geöffneten Mund tropfte Speichel. Dennoch konnte man noch erkennen, wie schön sie einmal gewesen sein musste. Alejandro setzte sich neben ihr auf die Bank. Er schien ihr die ganze Zeit etwas zu erzählen, auch wenn sie nicht reagierte. Hin und wieder wischte er ihr den Mund mit seinem Taschentuch ab.
Wie liebevoll und fürsorglich er wirkte! Konnte dieser Mann wirklich durch und durch
Weitere Kostenlose Bücher