Romana Extra Band 5 (German Edition)
knorrigen Olivenbäumen rasch in Richtung Treppe zum Strand.
Lara! dachte er sofort. Hastig schlüpfte er in eine weite Baumwollhose und zog ein Hemd über, doch er nahm sich nicht die Zeit, es zuzuknöpfen.
Er ging zu Laras Zimmer und klopfte leise an die Tür, aber alles blieb still. Nach kurzem Zögern öffnete er die Tür. Ihr Bett war leer, ebenso der Balkon. Also hatte er sich nicht getäuscht.
„Diese verrückte …“ Er biss sich auf die Lippen und eilte ihr hinterher zum Strand. Wenn sie ganz allein mitten in der Nacht schwimmen gegangen war, würde er sie kräftig zusammenstauchen!
Er rannte zu den Klippen und kletterte hastig die Stufen hinunter. Unten angekommen, hielt er abrupt inne. Einige Meter entfernt hockte Lara zusammengekauert im Sand. Ihr Kopf lag auf den Knien, und ihre Schultern zuckten. Weinte sie etwa?
Er zog sich in den Schatten der Felsen zurück. War er der Grund für ihre Verzweiflung? Ein ganz unvertrautes Gefühl krampfte plötzlich sein Herz zusammen. Weinte sie, weil er sie zur Ehe zwingen wollte?
Er hatte sein Ziel erreicht. Lara konnte ihn nicht verlassen, sein Erbe war gesichert, doch in diesem Moment spürte er nicht die geringste Freude, nur tiefe Scham.
Wo war der unberührbare Alejandro geblieben? Um die Gefühle seiner zahlreichen Affären hatte er sich nie viele Gedanken gemacht. Und jetzt stand er hier im Schatten der Nacht, beobachtete Lara, und ihr Schmerz zerriss ihm das Herz.
Warum konnte er den Gedanken an ein Leben ohne Lara nicht ertragen? Sie war wie ein Wirbelsturm in sein Leben gebraust. Vom ersten Augenblick an hatte er sie begehrt wie noch keine Frau zuvor, und er konnte nicht länger leugnen, wie wichtig sie ihm war.
Ich will nicht ohne sie leben! wurde ihm schlagartig klar. Es ging ihm nicht mehr um sein Erbe, sondern um Lara. Längst hatte er sich in die schöne Engländerin verliebt.
9. KAPITEL
Am nächsten Morgen wurde Lara von lauten Stimmen vor ihrem Fenster geweckt. Sie stand auf, zog einen Bademantel über und ging auf den Balkon hinaus. Unten im Garten liefen Männer in blauen Overalls geschäftig hin und her, befestigten Lampions in den Bäumen, trugen Tische und Stühle auf den Rasen und stellten große Feuerschalen auf.
Während Lara die Hochzeitsvorbereitungen beobachtete, hielt sie sich so krampfhaft am Balkongeländer fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
In diesem Moment spürte sie, wie Alejandro auf den Nachbarbalkon trat. Sie fühlte seine Gegenwart in ihrem ganzen Körper.
Wieso hat ausgerechnet Alejandro diese Wirkung auf mich? fragte sie sich. Sie hasste ihn, und doch begehrte sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Hastig ging sie ins Zimmer zurück, als hätte sie ihn nicht bemerkt.
Sie blieb vor dem Ständer mit weißen Kleidern stehen. Rafaela hatte gestern einige Hochzeitskleider zur Anprobe liefern lassen.
„Sie sind die erste Braut, die nicht wild darauf ist, ihr Hochzeitskleid auszusuchen“, hatte die Hochzeitsplanerin mit einem professionellen Lächeln erklärt. „Aber zum Glück haben Sie ja mich.“
Zum Glück, dachte Lara jetzt und seufzte. Widerwillig musterte sie die Kleider. Die Kleider aus schwerer Seide, Chiffon und Tüll waren einer Prinzessin würdig, aber Lara konnte kaum den Gedanken ertragen, wie sie darin neben Alejandro vor dem Altar stehen würde.
Ihr Blick blieb an einem zarten weißen Spitzenkleid hängen. Auf den ersten Blick wirkte es schlicht, doch der Stoff war über und über mit unzähligen winzigen Kristallen bestickt. Sie nahm den Bügel vom Ständer und hielt das Kleid ins Licht. In der Sonne funkelte und glitzerte es wie ein Sternenhimmel.
Nach kurzem Zögern probierte Lara es an. Es passt wie angegossen, war nur in der Taille ein bisschen zu weit. Sie hob ihre Haare hoch und steckte sie mit einer kristallverzierten Nadel fest. Fast fühlte sie sich wie eine Märchenprinzessin.
Wie glücklich könnte ich sein, wenn diese Hochzeit echt wäre, schoss es ihr durch den Kopf.
In diesem Moment klopfte es. Ihr Herz hüpfte in der Brust. Alejandro?
„Einen Augenblick“, rief sie. „Nicht reinkommen!“
Gerade als sie den ersten Kristallknopf geöffnet hatte, trat Alejandro ins Zimmer. Er trug eine verwaschene Jeans und ein weißes T-Shirt. Sein schwarzes Haar fiel ihm noch feucht von der Dusche in die Stirn. Bei ihrem Anblick blieb er wie angewurzelt stehen.
„Du … du siehst wunderschön aus“, murmelte er heiser. Er schloss die Tür hinter sich und kam näher, bis er
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