Romana Extra Band 5 (German Edition)
wurde breiter. „Sie klingen ja wie meine Mutter.“
„Von den Jahren her könnte ich es doch auch fast sein.“
„Unsinn!“
„Na gut, so betagt bin ich nun auch wieder nicht, älter als Sie jedoch auf jeden Fall.“
Er trank einen großen Schluck Bier. „Reif fürs Altersheim sind Sie aber auch noch nicht. Außerdem kann ich Ihnen versichern, dass Sie meiner Mutter überhaupt nicht ähnlich sehen.“ Wie zum Beweis unterzog er sie von Kopf bis Fuß einer genauen Musterung.
Sophie war dabei äußerst unbehaglich zumute. Um ihrer Verlegenheit Herr zu werden, versuchte sie, sich auf ihre Pizza zu konzentrieren. Doch während sie mit einem scharfen Messer die harte Kante bearbeitete, spürte sie, dass sie knallrot geworden war.
In diesem Moment klingelte ihr Handy und brach das bedrückende Schweigen.
„Die Pflicht scheint zu rufen“, hörte sie Grant sagen.
„Wie immer“, erwiderte sie. Es juckte ihr in den Fingern, endlich all ihre E-Mails zu beantworten.
„Na gut, dann werde ich jetzt mal gehen. Schließlich möchte ich Ihren Aufstieg auf der Karriereleiter nicht behindern.“
„Das ist sehr freundlich von Ihnen“, erwiderte Sophie, der sein sarkastischer Unterton nicht entgangen war. Sie zog es allerdings vor, ihn zu ignorieren.
„Vielen Dank für die Pizza.“
„Sind wir damit jetzt quitt?“
„Quitt?“
„Mal sehen“, erwiderte er zu ihrer Überraschung jedoch nur.
Wollte er damit etwa andeuten, eine Rechnung wäre noch offen, wo sie doch Außenstände hasste? Seltsam nur, dass ihr Herz einen kleinen Freudensprung bei der Aussicht machte, dass die Rechnung zwischen ihnen noch nicht beglichen war!
Als Grant die Wohnung seiner Nachbarin verließ, hörte er noch, dass Sophie bereits telefonierte. Sie war offensichtlich fest entschlossen, ihren Masterplan in die Tat umzusetzen und ihre Ziele ohne Umwege zu erreichen. Es hatte alles so willensstark und so kalkuliert geklungen und war ihm so schmerzlich vertraut.
Der Abend war ganz anders verlaufen als geplant. Er hatte eigentlich bei einer Pizza das Baseballspiel anschauen wollen. Doch seine attraktive Nachbarin war ihm dabei in die Quere gekommen.
Seufzend ging er nach oben und stützte sich dabei auf das Treppengeländer. Der Handlauf aus Holz war im Lauf der Zeit ein wenig stumpf geworden, hatte dafür aber eine sehr schöne Patina bekommen. Wie prachtvoll dieses Haus früher gewesen war!
Und du hast Etta dabei geholfen, alles in Wohnungen aufzuteilen, klagte ihn eine innere Stimme an. Noch ein Beispiel dafür, wie unglaublich blind er damals gewesen war.
Wenigstens versuchte er jetzt, den Schaden zu minimieren. Deshalb wollte er seine Wohnung ja auch wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen. Plötzlich musste er wieder an das Apartment im ersten Stock denken und an die Frau, die jetzt wahrscheinlich an ihrem Esstisch saß und arbeitete. Bestimmt würde er sie in drei Stunden in derselben Position vorfinden, mit dem Smartphone in der Hand und der kalten, unberührten Pizza auf dem Teller neben sich.
Sie erinnerte ihn an jemanden, und er hatte den ganzen Abend darüber nachgedacht, an wen, aber es war ihm nicht eingefallen. An seine Mutter jedoch nicht, so viel stand fest. Wirklich schade, dass seine hübsche Nachbarin ein solcher Workaholic war. Sonst hätte er nicht übel Lust gehabt, sie zu küssen.
Andererseits sollte ich sie vielleicht genau deshalb küssen, überlegte er. Ich werde ihr schon zeigen, was ihr durch die Lappen geht. Sie konnte durchaus ein bisschen lockerer werden. Denn wenn jemand wusste, was für einen hohen Preis man zahlte, wenn man nur auf eine Sache fokussiert war, dann war er es. Außerdem waren Sophies Lippen viel zu schön, um ungeküsst zu bleiben.
Oh ja, dachte er, als er vor seiner Wohnung stand, das werde ich auf jeden Fall im Auge behalten.
4. KAPITEL
Am nächsten Morgen wurde Sophie durch heftiges Klopfen an ihrer Tür aus einem wunderbaren Traum gerissen. Schlaftrunken öffnete sie die Augen, sah, wie spät es war, und stöhnte laut auf. Nach dem Essen am Abend zuvor war sie noch lange aufgeblieben, um sich einen Überblick über die globalen Märkte zu verschaffen. Zur Belohnung hatte sie sich erlaubt, länger als sonst zu schlafen.
David hatte ihr versprochen, sie wenig später abzuholen, damit sie in seiner Wohnung duschen konnte. Er hatte ihr auch angeboten, bei ihm zu übernachten, was sie jedoch mit der Ausrede abgelehnt hatte, noch arbeiten zu müssen. In Wirklichkeit hatte
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