Romana Extra Band 5 (German Edition)
zeigte auf die Gebrauchsanweisung. Ich habe meine Lesebrille zwar nicht zur Hand, bin mir aber ziemlich sicher, dass man den Ofen auf zweihundertundzwanzig Grad vorheizen muss.“
„Verstehe.“ Grant rührte sich nicht von der Stelle, und es sah nicht so aus, als ob er Lust hätte, sich selbst um sein Essen zu kümmern.
Sophie seufzte frustriert. Es war wirklich ein langer Tag gewesen. Sie musste sich immer noch um einen Klempner kümmern und ihre Analyse fertigstellen. Eigentlich hatte sie für ihren Nachbarn gar keine Zeit.
Gerade wollte sie es ihm sagen, als ihr Magen laut und vernehmlich knurrte.
„Gut“, meinte sie resigniert. „Ich mache das Abendessen. Erwarten Sie jedoch nicht, dass ich Ihnen die ganze Zeit über Gesellschaft leiste.“
Nachdem sie die Pizza in den Ofen geschoben hatte, entschuldigte Sophie sich bei Grant und flüchtete in ihr Schlafzimmer. Wenn sie sich ein bisschen frisch machte, würde sie wieder mehr sie selbst sein. Immer wieder ertappte sie sich bei dem Gedanken, wie Grants Haut sich wohl anfühlen mochte. Das sah ihr gar nicht ähnlich!
Außerdem hatte sie Wichtigeres zu tun. Sie schaltete ihr Smartphone ein und sah, dass sie inzwischen elf Nachrichten empfangen hatte. Nein, zwölf, denn in diesem Moment traf eine weitere ein.
Sie wusch sich mit einem Schwamm kurz ab, band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und zog ein langes Kleid aus weichem Jersey an. Als sie gerade ihre Wimpern tuschte, erstarrte sie plötzlich mitten in der Bewegung. Was machst du hier eigentlich, Sophie? Wieso brezelst du dich so auf? Sie betrachtete ihr Spiegelbild, und sofort fielen ihr die Fältchen um Augen und Mund auf, die immer tiefer zu werden schienen. Seit zwanzig Jahren versuchte sie nun schon, nach ihrer Fasson zu leben. Doch in diesem Moment fühlte sie sich wie ein Teenager. Hatte sie es wirklich nötig, Eyeliner aufzutragen, nur um mit einem jungen Mann eine tiefgekühlte Pizza zu essen?
Reiß dich zusammen! rief sie sich zur Ordnung. Verdammt noch einmal, sie war schließlich keine ältere Frau auf der Suche nach Beute. Entschlossen löste sie den Pferdeschwanz und fasste das Haar in einem strengen Knoten zusammen. Viel besser. Jetzt fühlte sie sich wieder mehr wie sie selbst.
Während ihrer Abwesenheit war Grant ins Wohnzimmer gegangen. Als sie jetzt den Raum betrat, sah er sie an und schnitt ein Gesicht.
„Stimmt etwas nicht?“
„Sie sehen ja plötzlich ganz anders aus.“
Warum klang es so, als würde er nicht nur auf ihre Kleidung anspielen? Also wirklich, dachte Sophie, ich muss aufhören, in jede seiner Äußerungen etwas hineinzuinterpretieren. Das Klappern von Tellern riss sie jedoch aus ihren Überlegungen.
„Was machen Sie denn da?“
„Ich decke den Tisch.“
„Das sehe ich.“ Er musste das Geschirr aus der Küche geholt haben, es fehlten nur noch die Servietten. Stattdessen hatte er zwei Blatt Küchenkrepp sorgfältig gefaltet und neben das Besteck gelegt.
„Schließlich können wir die Pizza schlecht aus der Hand essen.“ Er verschwand wieder in die Küche. Sophie folgte ihm und sah, dass er den Inhalt des Kühlschranks inspizierte. „Na, die Auswahl an Getränken ist ja nicht gerade berauschend. Hat Sie die Lust am Einkaufen verlassen?“
„Tut mir leid, dass ich Sie enttäusche“, erwiderte sie, verärgert über seine Kritik.
„Entspannen Sie sich, ich wollte Sie nur ein bisschen auf den Arm nehmen. Eigentlich bin ich ja beeindruckt, denn Sie haben sogar mein Lieblingsbier hier.“ Er zeigte auf eine bernsteinfarbene Flasche. „Möchten Sie auch eins? Oder wollen Sie lieber ein Glas Wein?“
„Um ehrlich zu sein, ich trinke keinen Alkohol.“
„Gar nicht?“
Sie schüttelte den Kopf. „Meine Mutter hatte damit ein Problem.“
„Oh, das tut mir leid.“
„Das muss es nicht. Sie war schließlich nicht Ihre Mutter.“ Normalerweise sagte Sophie immer nur, dass Alkohol ihr nicht bekomme. Doch aus irgendwelchen Gründen erschien ihr diese Erklärung jetzt zu banal. Als sie allerdings bemerkte, wie peinlich berührt er wirkte, bereute sie ihre Offenheit, deshalb fügte sie schnell hinzu: „Nur für Gäste habe ich so etwas im Haus.“
Inzwischen konnte es nicht mehr lange dauern, bis die Pizza fertig war. Sophie griff nach den Küchenhandschuhen. „Leider kann ich Ihnen beim Essen nicht lange Gesellschaft leisten. Ich habe nämlich noch eine Menge Arbeit.“
„Sie sind sehr beschäftigt, oder?“
„Das bringt mein Beruf nun
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