Romana Extra Band 5 (German Edition)
gelernt.“
Seine Gesichtszüge schienen plötzlich wie erstarrt zu sein. Nein, Grant Templeton war nicht der sorglose junge Mann, als der er sich gab.
Die Stimmung im Raum war umgeschlagen, und schweigend tranken sie ihren Kaffee. Sophie war sich Grants Gegenwart sehr bewusst, aber sie rührte sie sich nicht. Sie brauchte unbedingt noch einen Kaffee, sonst würde sie den Tag nicht überstehen.
„Direkt hinter Ihnen“, unterbrach Grant endlich die Stille, „da würde ich das Fenster einbauen.“
Sie drehte sich um und sah, dass er direkt neben dem Wandschrank stand. „Ach ja? Und ich dachte, Sie hätten etwas dagegen, wenn man die alten Einbauten zerstört.“
„Stimmt, habe ich auch. Trotzdem finde ich, es ist der ideale Platz für ein Fenster.“
Sie versuchte sich das vorzustellen, aber es gelang ihr nicht.
„Hätte ich dann noch genügend Tageslicht?“
„Auf jeden Fall.“
„Haben Sie noch mehr solcher Vorschläge?“ Sie musste nicht lange auf seine Antwort warten. Voller Begeisterung schilderte er, wie er die Küche modernisieren würde. Sie hörte ihm gebannt zu und war beeindruckt von seiner Kompetenz. Dabei unterstützte er die Wirkung seiner Ausführungen mit entsprechenden Bewegungen seiner Hände.
Mit diesen Händen kann er ziemlich viel anstellen, dachte sie und biss sich auf die Lippe.
„Es klingt, als hätten Sie schon länger darüber nachgedacht“, sagte sie, als er schließlich schwieg.
„Vielleicht mehr, als nötig gewesen wäre“, gab er nach einer Weile zu.
„Nein, wirklich, Ihre Vorstellungen sind faszinierend. Nur schade, dass ich keinen guten Innenarchitekten kenne.“
Sophie ging zur Kaffeemaschine und schaltete sie an. Kurz danach war der Raum vom köstlichen Duft frisch aufgebrühten Kaffees erfüllt.
„Ich nehme an, Sie haben kein Interesse, oder?“
„Verkaufen Sie sich nicht zu billig, Schätzchen.“
Das Flattern in ihrem Magen verstärkte sich. „Ich rede von der Küche. Ich habe mich gefragt, ob Sie Lust hätten, den Job zu übernehmen.“
„Ach, das meinen Sie.“
Grants Stimme klang völlig ausdruckslos. Dann atmete er tief durch. „Wir werden sehen“, erwiderte er.
„Sie wollen den Job also nicht?“ Warum hatte er sich dann so ausführlich in Überlegungen ergangen?
„Ich bin da ziemlich wählerisch.“
„Ich wusste gar nicht, dass man bei der heutigen schlechten Wirtschaftslage als Bauunternehmer so wählerisch sein kann.“
„Ich bin Konservator historischer Bauten. Davon gibt es nicht so viele. Deshalb kann ich es mir leisten, mir meine Jobs auszusuchen.“
Er klang ganz schön arrogant. Trotzdem hatte er sie jetzt geködert. „Erzählen Sie mir etwas über Ihren Beruf“, forderte sie ihn auf. „Was für Projekte machen Sie denn?“
„Nur solche, die mich interessieren. Zum Beispiel ein ungewöhnliches Gebäude oder ein spannendes Konzept.“
Sie spürte, dass er irgendetwas zurückhielt.
„Und die Gestaltung meiner Küche ist nicht interessant, oder?“
„Oh doch, die Küche, aber auch Sie.“
Sie runzelte die Stirn. „Was soll das denn heißen?“
„Dass Sie einen Mann zu allem Möglichen motivieren können.“
Jetzt bekam sie eine Gänsehaut. Meinten sie eigentlich beide das Gleiche?
Grant umfasste sanft ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen.
„Hat Ihnen eigentlich schon einmal jemand gesagt, dass Sie unverbesserlich sind?“, fragte sie.
Der Druck seiner Hand wurde stärker.
„Andauernd“, erwiderte er, während er den Blick auf ihrem Mund ruhen ließ.
Sie hielt den Atem an und beugte sich vor …
Hey, stopp! Sophie richtete sich schnell wieder auf.
„Wie spät ist es eigentlich?“, wollte sie wissen und merkte gleich, wie idiotisch die Frage war. „Wenn ich jetzt nicht endlich dusche, werde ich noch zu spät zur Arbeit kommen.“
„Es ist doch erst halb sieben.“
„Normalerweise bin ich um sieben schon auf dem Weg zum Büro.“ Was war nur in sie gefahren? Was hatte sie sich bei ihrer Reaktion eigentlich gedacht? Gar nichts, das war ja das Problem. Sie entwickelte in Grants Anwesenheit völlig neue Verhaltensweisen. Verhaltensweisen, die Sophie völlig fremd waren.
Warum zum Beispiel erbebte sie jetzt? „So, ich muss mich jetzt endlich fertig machen“, verkündete sie laut. „Wenn Sie wollen, können Sie den Kaffee gern mitnehmen.“
„Haben Sie nicht gerade frischen gemacht?“
„Ach ja, richtig. Das hatte ich komplett vergessen.“ Glücklicherweise hatte sie den Kopf abgewandt,
Weitere Kostenlose Bücher