Romana Extra Band 5 (German Edition)
freitagabends nie das Haus verließ.
„Wunderbar! Du wirst sehen, das ist auch für deine Karriere wichtig. Bestimmt wirst du viele interessante Kontakte knüpfen, die dir später als Geschäftsführerin nützlich sein können.“
„Klingt gut.“ Das war das Gute an ihrer Beziehung zu David: Er half ihr nach Kräften, auf der Karriereleiter möglichst rasch nach oben zu kommen.
Sie beendete das Gespräch und versprach, ihn später noch einmal anzurufen. Dann legte sie den Hörer auf und erhaschte zufällig einen Blick auf ihr Spiegelbild. Eine Frau, die entschlossen, aber auch ein wenig grimmig aussah, schaute ihr entgegen.
„Du solltest dich schämen, mit deinem Nachbarn zu flirten“, sagte Sophie zu ihr. „Dabei ist Grant nicht einmal dein Typ!“ David war genau der Mann, den sie brauchte. Er war beständig, erfahren und passte vom Alter her gut zu ihr. Undenkbar, dass er einfach bei ihr auftauchen und eine Diskussion über die Modernisierung ihrer Küche benutzen würde, um mit ihr zu flirten. Nein, David hielt, was er versprach. Bei ihm gab es keine Überraschungen. Er war berechenbar und zuverlässig. Genau, wie sie es mochte.
Oder, um es zu präzisieren, David passte zu ihren Plänen. Ihr Nachbar mit seinen engen T-Shirts und dem Pfefferminz-Duft tat das dagegen nicht.
5. KAPITEL
Den Rest der Woche liefen Sophie und Grant einander nicht mehr über den Weg. Sophie versuchte sich einzureden, dass sie darüber sehr erleichtert sei. Am Donnerstag meinte sie allerdings, sie hätte ihn am Briefkasten stehen sehen. Dabei hatte sie ihn aber mit einem anderen Nachbarn verwechselt.
Doch als sie am Freitag von der Arbeit kam, bot sich ihr ein überraschender Anblick. Mitten auf dem Bürgersteig vor ihrem Haus entdeckte sie eine weiße Badewanne, neben der sich ein Mann mit sandfarbenem Haar aufgebaut hatte.
Grant hatte die Hände in die Hüften gestemmt und Sophie noch nicht bemerkt. Das war auch gut so, denn so konnte sie erst einmal Luft holen und sich auf das Zusammentreffen vorbereiten. Es war schon sehr erstaunlich, wie sie auf ihn reagierte. Grant musste nur auftauchen, und schon schüttete ihr Körper Glückshormone aus.
Sie rang sich ein freundliches Lächeln ab. „Wollen Sie die Badewanne etwa hier aufstellen?“
Grant sah unvermittelt auf. Das Licht, das sich in seinen braunen Augen spiegelte, ließ sie fast golden erscheinen, wie sie benommen feststellte. „Ich warte nur auf den Fahrer, damit wir sie zusammen hinauftragen können. Er parkt gerade seinen Lastwagen um die Ecke.“
Die Badewanne war riesig und hatte vier stabile Eisenfüße. Sie war wie geschaffen für lange, gemütliche Schaumbäder. Sophie stellte sich vor, wie Grant nackt darin liegen würde. Doch dann verbot sie sich diesen Gedanken schnell wieder. Je weniger sie über ihn nachdachte, desto besser.
Bewundernd ließ sie die Hand über die schimmernde Emaillefläche gleiten. „Warum ist sie nicht verpackt?“
„Weil sie vom Sperrmüll ist.“
Dazu fiel ihr kein Kommentar ein. „Und jetzt?“
„Sobald der Lastwagenfahrer zurückkommt, tragen wir sie nach oben. Wollen Sie uns vielleicht helfen?“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, mir reicht meine Aktentasche.“
„Drückeberger!“
„Na und? Wenigstens werde ich morgen keine Rückenschmerzen haben.“
„Wenn mir das passiert, kann ich mich ja darin davon erholen.“ Er klopfte gegen die Wanne, was einen hohlen Klang erzeugte. „Haben Sie das gehört? So klangen die Badewannen früher alle, auch in diesem Gebäude.“
Er wirkte so begeistert, dass sie davon angesteckt wurde. „Sie scheinen ja wirklich dazu berufen zu sein, historische Dinge zu bewahren.“
„Allerdings.“ Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die Fassade ihres Hauses. „Haben Sie je darüber nachgedacht, wie blind wir sind und dass wir oft nicht einmal das wahrnehmen, was sich vor unseren Augen befindet? Bei einem alten Gebäude wie diesem ist es so, als würde man zwar die Auster sehen, nicht aber die Perle.“
„Nicht in jeder Auster liegt eine Perle“, wandte Sophie ein. Ihrer Meinung nach verdiente es nicht alles aus der Vergangenheit, wieder ans Licht geholt zu werden. In ihrem Fall hielt sie es für angebrachter, das, was geschehen war, zu vergessen oder zu verdrängen.
„Es gibt immer eine Perle.“
Sophie schüttelte den Kopf. „Für jemanden, der noch so jung ist wie Sie, sind Sie viel zu romantisch.“
„Und für jemanden, der nur unwesentlich älter ist,
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