Romana Extra Band 5 (German Edition)
Frau zu werden, die jetzt vor ihm stand?
Grant ließ sich auf dem Rand der Wanne nieder und sah sie an. „Warum?“
„Das ist eine lange Geschichte.“
Er erhob sich. „Vielleicht erzählen Sie sie mir ja irgendwann einmal.“
Das bezweifelte sie.
„Sind Sie sicher, dass der Fahrer überhaupt zurückkommen wird?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Wenn nicht, muss ich wohl hier in der Wanne übernachten.“
Sie lächelten einander an, und Sophie hatte das Gefühl, sich in Grants karamellfarbenen Augen zu verlieren. Warum dachte sie in diesem Moment erneut, dass es besser wäre, eine gewisse Distanz zu ihm zu wahren?
„Sophie?“
Das war David. Sie hatte ihn völlig vergessen. Wie immer war er auf die Minute pünktlich. Er trug einen hellgrauen Anzug und ein blütenweißes, frisch gebügeltes Hemd.
Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange, was ihr ziemlich unangenehm war. Gleichzeitig wunderte sie sich über ihre Reaktion. Seit wann hatte sie etwas dagegen, dass David sie in aller Öffentlichkeit küsste?
Vielleicht, weil sie in diesem Fall von einem Paar karamellfarbener Augen beobachtet wurden?
David sah sie an und runzelte die Stirn. „Was macht denn die Badewanne hier auf dem Bürgersteig?“
„Grant wartet darauf, dass der Fahrer, der sie gebracht hat, sie mit ihm nach oben trägt.“
„Sophie hat mich schon davor gewarnt, in aller Öffentlichkeit zu baden“, erklärte Grant, was sie erneut erröten ließ.
„Den Rat würde ich Ihnen wohl auch gegeben haben“, meinte David und stellte sich vor.
Eines musste Sophie ihm lassen. Obwohl die Situation mehr als ungewöhnlich war, verlor David nicht die Fassung. Als die Männer sich die Hand gaben, verglich sie die beiden unwillkürlich miteinander. Größere Gegensätze waren kaum vorstellbar. Während David einen sehr gepflegten, fast schon aristokratischen Eindruck machte, wirkte Grant in Jeans und engem Pullover wie ein Naturbursche. Der eine sah aus wie der Prototyp eines Anwalts, der andere dagegen …
… ausgesprochen gefährlich, dachte Sophie. Ja, anders konnte man es nicht beschreiben. Außerdem überragte ihr Nachbar David noch, obwohl auch dieser nicht klein war.
Sie war so von dem Anblick der beiden gefesselt, dass sie nicht mitbekam, was David gesagt hatte.
„Sophie?“
„Ja?“
„Ich habe dich gefragt, ob du deine Aktentasche nach oben bringen willst. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit. Vielleicht bist du ja so nett, mir einen Cocktail zu mixen.“
„Ach, das macht sie bestimmt gern“, bemerkte Grant trocken.
Wie schon so oft in seiner Gegenwart wurde Sophie knallrot. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, beugte sie sich zu ihrer Aktentasche herunter. Insgeheim war sie froh, dass David sie nicht in der Wanne gesehen hatte.
„Auf jeden Fall würde ich mich vorher gern noch ein bisschen frisch machen“, sagte sie.
„Das ist wirklich nicht nötig“, meinte David.
„Da haben Sie recht“, pflichtete Grant ihm bei und fragte ihn dann: „Entschuldigung, aber würde es Ihnen vielleicht etwas ausmachen, die Wanne mit mir hinaufzutragen?“
„Grundsätzlich gern, ich fürchte nur, ich bin dafür nicht richtig angezogen.“
„Ach, das macht doch nichts. Mich stört das überhaupt nicht“, erwiderte Grant grinsend.
In diesem Moment packte Sophie den verblüfften David am Arm. „So, jetzt müssen wir aber gehen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen“, sagte sie energisch und ließ Grant einfach auf dem Bürgersteig stehen.
„Ich bin ein bisschen irritiert“, sagte David zu Sophie, als sie wenig später in der Wohnung waren. „Hast du nicht gesagt, du hättest Streit mit ihm? Das war doch der Nachbar, der dir die Tür vor der Nase zugeschlagen hat, oder?“
„Ja. Aber wir haben das Kriegsbeil inzwischen begraben.“ Natürlich erwähnte sie nicht, was vorher zwischen ihnen passiert war. Warum nur reagierte ihr Körper so verräterisch auf Grants Anwesenheit? „Außerdem hat er mir wieder zu fließendem Wasser verholfen.“
„War das nicht der Klempner?“, fragte David und runzelte die Stirn. Er ging zum Fenster und sah hinunter auf die Straße, wo Grant noch immer stand. Sophie zupfte David am Ärmel und zog ihn in die Küche.
„Ja, richtig, aber Grant hat ihn geholt. Er ist Bauunternehmer – nein, Restaurator von alten Gebäuden, um es genauer zu sagen. Der Klempner ist ein Freund von ihm.“
„Verstehe.“
„Denk nicht länger darüber nach“, sagte sie, als sie ihm
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