Romana Extra Band 5 (German Edition)
damit nicht gerechnet hatte. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand das Herz aus der Brust gerissen und darauf herumgetrampelt. Es hatte ihn unglaublich verletzt, dass Sophie ihre Beziehung als Techtelmechtel bezeichnet und ihre Zukunft in Allens Firma gesehen hatte. Er hatte gehofft, dass die Zeit alle Wunden heilen würde. Doch in Wirklichkeit wurde es von Tag zu Tag schlimmer. Er vermisste sie schrecklich, obwohl ihn ihr Verhalten auf die Palme brachte.
„Trotzdem kann ich Sophie verstehen“, fügte Mike hinzu.
Grant blickte ihn finster an. „Warum überrascht mich das nicht?“
„Hey, stopp. Ich habe nicht gesagt, dass ich es richtig finde, wie sie dich behandelt. Bedenke aber, dass manche Chefs von ihren Mitarbeitern nun einmal verlangen, dass sie sich hundertzwanzig Prozent für ihre Firma einsetzen. Das Privatleben kommt erst an zweiter Stelle. Wenn ihr die Karriere so wichtig ist …“
„Sie bedeutet ihr alles.“
Seufzend lehnte Grant sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte Sophie nicht gebeten, ihre Karriere für ihn zu opfern. Er wollte nur, dass ihr die Beziehung genauso wichtig war. Sie brauchte ihn doch mindestens so wie er sie. Stattdessen hatte sie sich für Allen und ihre Beförderung entschieden.
„Ich glaube, ich habe mir etwas vorgemacht“, meinte er düster.
„In Bezug auf was?“
Dass Sophie dasselbe empfinden würde wie er. Immer wenn er daran dachte, wie er zu ihr ins Büro geeilt war, um ihr die Neuigkeiten mitzuteilen, wurde ihm schlecht. Er hatte sich wie ein Hündchen verhalten. „Ach, das ist egal.“
Mike sah ihn prüfend an. „Wow! Dich hat es aber ganz schön erwischt, mein Lieber.“
„In der Tat“, bestätigte Grant und strich sich müde über das Gesicht. Noch nie zuvor hatte er so intensiv für eine Frau empfunden. Es war ihr gelungen, all seine Gedanken zu beherrschen. Und das nun schon seit Wochen. Er vermisste sie schrecklich – ihr Lächeln, ihre Wärme. In der letzten Zeit hatte er bestimmt ein halbes Dutzend Mal bei ihr angerufen und dann in letzter Sekunde den Hörer wieder aufgelegt.
„Ich hätte es besser wissen sollen“, sagte er seufzend. „Schon am Anfang, als sie sich dauernd über den Lärm beschwert hat, hätte ich das als Zeichen deuten müssen, mich von ihr fernzuhalten.“
„Aber wie ist es ihr denn dann gelungen, dich einzufangen?“
„Weil ich zu blöd war.“ Grant griff nach seiner Gabel und spielte damit. „Kannst du dich noch an die Puppe erinnern, die immer auf Nicoles Bett saß? Die mit dem blauen Rüschenkleid?“
„Du meinst die Puppe, die du mit dem schwarzen Filzstift von oben bis unten beschmiert hast?“
Trotz seiner Niedergeschlagenheit musste Grant lächeln. „Ja, genau die. Jedenfalls erinnert mich Sophie irgendwie an sie. Äußerlich wirkt sie strahlend schön. Doch unter der Oberfläche hat sie Verletzungen und Narben wie alle anderen Menschen auch.“ Er machte eine kleine Pause.
„Vielleicht sogar mehr als andere“, fügte er hinzu. „Sie hat die fixe Idee, die perfekte Angestellte sein zu wollen. Es scheint so, als hätte sie Angst, dass man die wahre Sophie entdecken könnte. Nämlich die Frau, die ihrer Ansicht nach eine Verliererin ist. Ich wünschte mir, sie würde endlich begreifen, dass ich genau diese Narben so sehr an ihr liebe.“
Hatte er wirklich eben gesagt „liebe“? Grant war schockiert über sich selbst. Das Wort würde er doch sonst nur im Zusammenhang mit seiner Familie verwenden. Aber es stimmte: Er liebte Sophie. Angefangen hatte es an dem Tag, als sie gemeinsam Nate besucht hatten. Schön, doch was brachte ihm diese Erkenntnis jetzt?
Mike sah ihn mit einem Ausdruck an, den Grant nicht deuten konnte. „Wer möchte schon ein Verlierer sein?“, fragte er. „Das ist doch die Motivation, um etwas aus seinem Leben zu machen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.“
„Ja, das ist mir klar.“ Grant hoffte nur, dass Sophie anders war als Mike. Dass sie anders sein wollte. Doch warum? Weil es ihm gelungen war, sie ins Bett zu kriegen und sie ein paar Nächte miteinander verbracht hatten?
Er spielte weiter mit der Gabel. „Weißt du, was so absurd ist? Als ich ihr Vorwürfe wegen ihres Verhaltens gemacht habe, hat sie gemeint, ich wäre der Angsthase von uns beiden.“
Mike antwortete nicht, sondern betrachtete eingehend seine Spaghetti.
„Du wirst ihr doch wohl nicht zustimmen!“
„Das habe ich bis jetzt nicht getan“, erwiderte sein Bruder.
Es war auch gar nicht
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