Romana Extra Band 6
aufsetzte und versuchte, im dämmerigen Morgenlicht etwas zu erkennen, wurde ihr klar, dass sie neben einem Mann im Bett lag, den sie nie zuvor gesehen hatte.
Bevor sie auf diese entsetzliche Entdeckung reagieren konnte, hatte er schon die Leselampe auf seiner Seite angeknipst; zum Vorschein kam ein sehr großer, nackter Mann – allerdings bis zur Taille vom Laken bedeckt – mit zerzaustem blonden Haar und sichtlich unrasiertem Kinn.
Instinktiv riss Liz das Laken hoch und hielt es vor ihrer Brust fest, während sie ihn mit offenem Mund anstarrte und nicht wusste, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollte.
„Wer zum Teufel sind Sie?“, fragte er brüsk, so als ob er und nicht sie ein Recht hatte, hier zu sein.
Mit vor Nervosität schriller Stimme, die ganz anders klang als ihre normalerweise eher tiefe Sprechstimme, erwiderte sie: „Wer sind Sie ? Wie – wie sind Sie hier hereingekommen?“ Das Zittern ihrer Stimme bei der zweiten Frage verriet ihre Furcht.
Obwohl er trotz der Bartstoppeln kein unangenehmer Typ zu sein schien, war sie sich jedoch ihrer Verletzlichkeit nur allzu bewusst, denn falls er sie angreifen würde, war sie schließlich allein mit ihm in einem abgelegenen Haus.
Er erwiderte: „Mit meinem Schlüssel. Das ist mein Haus.“
Sie riss ihre großen bernsteinfarbenen Augen weit auf. So hatte sie sich nach Annas Beschreibungen Sir David Castle, den englischen Adeligen und Eigentümer der Villa Delphini, nicht vorgestellt. Nach der Beschreibung der Italienerin hatte er sich viel älter angehört, und nach Annas missbilligendem Gesichtsausdruck auf Liz’ Frage nach seinem Familienstand zu urteilen, hatte sie angenommen, dass er homosexuell sei. Tatsächlich sah er aus, als sei er etwa zehn Jahre älter als sie, und er wirkte sehr männlich.
Während sie versuchte, sich von diesem zweiten Schreck zu erholen, sagte er: „Sehen Sie lieber in die andere Richtung. Ich werde mir jetzt etwas überziehen.“
Bevor sie ihren Blick abwenden konnte, warf er das Laken beiseite und schwang seine langen, braun gebrannten Beine über den Bettrand. Mit einer geschmeidigen Bewegung stand er auf, stieg vom Podest herunter und ging über den dunklen Marmorboden zum angrenzenden Badezimmer.
Obwohl Liz nicht die Absicht hatte, ihn zu beobachten, war sie doch gefesselt vom Anblick seiner breiten Schultern und seines kräftigen, muskulösen Rückens, der in schmale Hüften überging. Er war mindestens eins achtzig groß, eher größer, und der einzige Teil seines wohlproportionierten Körpers, der nicht gebräunt war, war ein kleines Dreieck auf seinem Gesäß.
Sobald er verschwunden war, sprang sie aus dem Bett und griff nach ihrem Negligé aus weißer Spitze. Sie war gerade dabei, die Schärpe ihres Morgenmantels zuzubinden, als Sir David mit einem großen Handtuch um die Hüften zurückkam.
„Mein Bademantel ist momentan nicht da, das hier muss erst einmal genügen.“
Obwohl ihr durchsichtiges Nachthemd jetzt züchtig bedeckt war, fiel es Liz schwer, den Blick dieses Mannes gefasst zu erwidern, da sie doch wenige Minuten zuvor davon aufgewacht war, dass er sie so intim wie ein Liebhaber berührt hatte.
Sie kam zu dem Schluss, dass er genau wie sie selbst wohl gedacht hatte, dass er mit einer Frau im Bett war, die er kannte oder gekannt hatte.
Es war Jahre her, dass ihr wie früher als Teenager vor Verlegenheit die Schamröte ins Gesicht gestiegen war. Als sie jedoch in seinen blauen Augen einen Anflug von süffisantem Vergnügen über den Zwischenfall entdeckte, erglühten ihr Gesicht und ihr Hals scharlachrot.
„Wie haben Sie es geschafft, Anna dazu zu bringen, Ihnen die Villa zu überlassen?“, fragte er.
„Ich habe gar nichts dazu getan, sie hat mich überredet. Vorher habe ich unten im Dorf gewohnt.“ Liz deutete auf das Fenster, von dem aus man das Meer und den kleinen Hafen sehen konnte. „Sie meinte, es wäre ruhiger hier oben und dass Sie selbst die Villa schon öfter vermietet hätten, wenn Sie für längere Zeit unterwegs waren. Das ist doch richtig?“
„Nein, das stimmt nicht“, erwiderte er trocken. „Es sei denn, dass Anna die Villa ohne mein Wissen vermietet hat. Wie viel Miete zahlen Sie ihr?“
Sie sagte es ihm.
Sir David zog eine Augenbraue hoch. „Kam Ihnen das nicht verdächtig preiswert vor für eine Villa dieser Größe?“
„Allerdings, und ich habe es mit ihr abgeklärt. Sie meinte, es wäre nicht fair, von mir genauso viel Miete zu verlangen wie
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