Romana Extra Band 6
jedoch die Weigerung, Frühstück für ihn zu machen, unangebracht. Dieser Mann hatte schließlich einen langen Flug hinter sich und litt sicher unter der Zeitverschiebung, auch wenn man ihm das nicht ansah.
„Mit Vergnügen. Was hätten Sie denn gern?“, erwiderte sie auf seine Frage.
„Was immer Sie auftreiben können. Sie wollen mit Sicherheit auch duschen. Ich gehe in eins der anderen Badezimmer.“
Er wandte sich ab und griff nach seinen Kleidern, die er nachlässig auf den Sitz eines Renaissancestuhls geworfen hatte. Nachdem er seine Kleidungsstücke eingesammelt hatte, nahm er seine Reisetasche und ging aus dem Raum, ohne Liz noch einmal anzusehen.
Liz ging ins Bad und putzte sich die Zähne. Danach wusch sie ihr Gesicht mit einer Spezialseife für zarte Haut, die sie bei ihrem ersten Besuch in New York entdeckt hatte.
Während sie Stirn, Nase und Wangen einschäumte, stellte sie sich plötzlich vor, dass David Castle sie wach geküsst hätte und wie seine Bartstoppeln sie gekitzelt hätten. Sie war noch nie von einem so blonden, fast skandinavisch wirkenden Mann geküsst worden.
Die beiden Männer in ihrem bisherigen Leben waren dunkelhaarige Typen gewesen. Bis heute hatte sie gedacht, dass sie diese den nordischen Typen vorziehe. Blaue Augen waren ihr immer kalt vorgekommen. Aber die Augen dieses Mannes waren alles andere als kalt.
Ihr Negligé hatte sie vor dem Waschen abgelegt. Nun zog sie ihr Nachthemd über den Kopf. Hinter dem großen Waschbecken aus roséfarbenem Marmor – das Wasser floss aus Löwenmäulern – befand sich ein Spiegel. Darin spiegelte sich ihre mädchenhafte Figur mit den kleinen, straffen Brüsten, der schlanken Taille und den schmalen Hüften und Oberschenkeln.
Zum Glück – warum dachte sie das jetzt? – hatte sie erst vor ein paar Tagen ihre Haare gefärbt. Das tat sie alle drei bis vier Wochen, um aus ihrem langweiligen Mausbraun ein interessanteres Rotblond zu machen.
Sie drehte ihr Haar zu einem dicken Strang zusammen, stopfte es unter eine Badehaube und stieg in die moderne Duschkabine, die in eine Ecke des großen Raumes eingebaut war. Es gab auch noch eine große Marmorbadewanne, geformt wie ein Sarkophag, aber die hatte sie noch nie benutzt.
Sie drehte die Dusche voll auf, schloss die Augen, als das Wasser auf sie herabprasselte, und dachte darüber nach, ob es wohl schwierig sein würde, eine andere Unterkunft zu finden. Sie wünschte sich, dass sie das Haus nicht verlassen müsste. Sie hatte die Villa Delphini schon lieb gewonnen.
Normalerweise frühstückte Liz in einem halb durchsichtigen Pareo, den Richard ihr in einer der teuren Boutiquen in einem Jachthafen an der Costa del Sol gekauft hatte, wo er seine Ferien am liebsten verbrachte.
Das war eine ungewöhnlich großzügige Geste seinerseits gewesen, leider war der Beweggrund dafür nicht das Bedürfnis, ihr eine Freude machen zu wollen, sondern der Wunsch, den Ehemann eines befreundeten Paares zu beeindrucken.
Liz hätte sich manchmal gewünscht, dass er ein Geschenk für sie ausgewählt hätte, das gar nicht teuer sein musste, aber zeigte, dass er sich Gedanken gemacht hatte und ihren Geschmack kannte. Aber Richards Geschenke erforderten nie besondere Mühe: Blumen, Parfum, Pralinen oder aktuelle Bestseller, nicht einmal mit einer liebevollen Widmung versehen.
Wenn sie jetzt auf ihre drei gemeinsamen Jahre zurückblickte, konnte sie es nicht fassen, dass sie so lange gebraucht hatte, um sich wieder zu „entlieben“. Richard Fox war ein kompletter Egoist, geschmacklos und mit fragwürdigen Wertvorstellungen, der niemals, nicht einmal am Anfang, auch nur daran gedacht hätte, sie zu heiraten. Warum hatte sie nicht all seine fadenscheinigen Begründungen durchschaut, mit denen er das endgültige Eingehen einer Verpflichtung immer wieder hinausschob? Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Jetzt konnte Liz sein wahres Gesicht erkennen und war heilfroh, dass sie kein Ehepaar waren oder – entsetzlicher Gedanke – sogar Eltern. Sie war selbst ein Scheidungskind und konnte den Gedanken nicht ertragen, ihren eigenen Kindern ein ähnliches Schicksal anzutun.
Heute Morgen zog sie nicht den dünnen Pareo an, sondern ein naturfarbenes Leinentop und einen Wickelrock. Normalerweise hätte sie innerhalb der Villa als einziges weiteres Kleidungsstück nur einen Minislip aus Baumwolle darunter getragen. Da jetzt aber ein Mann im Haus war, zog sie auch einen BH an – ein winziges Gebilde, aber
Weitere Kostenlose Bücher