Romana Extra Band 6
Erinnerungen barg.
Jetzt hatte er genug vom Reisen, war es leid, in Hotels oder gemieteten Apartments zu leben. Die Verzweiflung, die ihn dazu getrieben hatte, Italien zu verlassen, war mit der Zeit weniger geworden. Dieser Mann hatte es satt, wie ein Nomade zu leben, er wollte zur Ruhe kommen und eine Weile an einem Ort bleiben. Weil der einzige ihm logisch erscheinende Ort hierfür die Villa Delphini war, hatte er beschlossen zurückzukommen.
Darauf, dass seine italienische Haushälterin das Haus regelmäßig gelüftet und in bezugsfertigem Zustand für ihn gehalten hatte, konnte er sich verlassen, deshalb hatte er auch nicht angerufen, um sie auf seine Ankunft vorzubereiten. Er mochte seine alte Anna und schätzte ihre Dienste sehr. Aber er wollte nicht, dass sie ihn erwartete und ihn über seine Reise ausfragte – und wie lange er in Portofino zu bleiben gedachte.
Denn das wusste er selber noch nicht und würde es erst wissen, nachdem er durch die stillen Räume gegangen war und herausgefunden hatte, ob die Vergangenheit ihn noch verfolgte.
Nachdem er jetzt endlich sein Ziel – die Villa Delphini – erreicht hatte, war er zu müde, um an etwas anderes zu denken als daran, sich auf einer weichen Matratze auszustrecken und sich richtig auszuschlafen.
Als er sein Schlafzimmer betrat, bemerkte er überrascht, dass Anna es versäumt hatte, alle Fensterläden zu schließen. Das machte im Sommer zwar nichts, entsprach aber überhaupt nicht Annas Art, so nachlässig zu sein und die Villa nicht ausreichend zu sichern.
Er ließ sein Handgepäck auf den Boden fallen – das restliche Gepäck hatte er unten in der Eingangshalle gelassen – und begann, sich auszuziehen.
Mit beinahe vierzig war seine hohe, breitschultrige Gestalt noch immer sehr muskulös. Er war so müde, dass er beschloss, das Duschen bis zum Aufstehen zu verschieben.
Im Moment war er völlig erledigt. Alles, was er jetzt brauchte, war Schlaf und noch mal Schlaf. Er gähnte und wandte sich, benommen von Müdigkeit, dem Podest zu, auf dem das riesige Bett unbegrenzten Platz für seine vom langen Flug verspannten Glieder bot.
Er hatte vermutet, dass er frisches Bettzeug aus der Wäschekammer holen müsste. Aber das Bett war schon bezogen, und er war zu erschöpft, um sich darüber zu wundern. Nachdem er sich hingelegt hatte, fiel er innerhalb von Sekunden in einen tiefen Schlaf.
Draußen in den bewaldeten Hügeln begannen die Vögel zu zwitschern. Der schlafende Mann bewegte sich und drehte sich auf die andere Seite. Dabei kam seine Hand in Berührung mit der einst vertrauten Rundung einer weiblichen Hüfte.
Halb geweckt vom Gesang der Vögel in der Morgendämmerung, bewegte er seine Hand hinauf zu der schlanken Taille und schob sich näher an die neben ihm liegende Frau heran. Er bewegte seine Hand weiter und suchte nach einer warmen weichen Rundung, um die er seine Hand legen konnte, so wie er es früher getan hatte. Das war vor seinem selbst auferlegten Exil, bevor die heiteren Tage und liebevollen Nächte ein jähes Ende hatten.
Umschlungen von seinen Armen gab Liz noch im Halbschlaf ein schwaches Geräusch von sich, als sie in ihrem Rücken stark und warm eine männliche Brust und lange Beine dicht an ihren spürte.
Noch tief eingetaucht in den bleiernen erschöpften Schlaf, der langen schlaflosen Stunden folgt, begann Liz zu träumen, dass Richard sie in seinen Armen hielt. Sie waren an Bord seiner Jacht auf ihrem Urlaub in Puerto de la Duquesa, noch glücklich zusammen, noch ein Paar.
Für einige Sekunden durchlebte sie in ihrem Traum die Zeit, als ihre Zukunft noch sicher und geregelt zu sein schien. Damals war es nur eine Frage der Zeit, bis sie heiraten und sich einen Ort auf dem Land suchen würden.
Dann brachte das zärtliche Streicheln ihres Körpers durch den leichten Batist ihres Nachthemdes hindurch sie ganz schnell an die Oberfläche des Bewusstseins. Eben war sie noch ganz entspannt und dann im nächsten Moment hellwach, und es dämmerte ihr, dass irgendetwas nicht in Ordnung war – aber was? Sekunden später wurde sie ganz steif vor Schreck, als ihr klar wurde, dass die Hand an ihrer Brust kein Traumbild war, sondern eine echte Hand aus Fleisch und Blut, die kein Recht hatte, sie zu berühren.
Ihr Herz begann angstvoll zu schlagen, und die Hand wurde plötzlich weggezogen. Sie spürte heftige Bewegungen hinter ihrem Rücken und hörte eine Stimme ausrufen: „Was zum Teufel …?“
Als Liz sich mit einem Ruck
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