Romana Extra Band 6
goldblonde Haar aus dem Gesicht und sagte leise: „Es ist sinnlos, dagegen anzukämpfen, querida . Im Moment ist dein Leben kompliziert, aber dich zu küssen, war bestimmt kein Fehler.“
„Weil es dir gefallen hat?“, fragte sie mit heiserer Stimme.
„Verdirb uns den Augenblick nicht“, bat er. „Komm mit hinaus … in den hellen Sonnenschein.“
Er wollte gehen, aber sie umfasste seinen Arm und hielt ihn zurück. „Verzeih mir, Varo. Das klang anders, als es gemeint war. Ich habe so lange all meine Gefühle unterdrückt …“
Varo sah ihr tief in die Augen. „Hast du deinen Mann je geliebt?“
„Wenn du mich damals gefragt hättest, hätte ich es bestätigt.“
„Und er? Liebt er dich immer noch?“
„Lass es dabei bewenden, Varo. Du weißt zu wenig über uns.“
Er runzelte die Stirn. „Ich merke nur, dass du einen Ausweg suchst.“
„Habe ich eine andere Wahl?“, brach es aus ihr heraus. „Sag es mir, Varo. Soll ich bei einem Mann bleiben, den ich nicht mehr mag?“
„ Du liebst ihn nicht.“
„Du verurteilst mich also?“ Plötzlich schien sich ein tiefer Abgrund zwischen ihnen aufzutun. „Deine strengen moralischen Grundsätze hätten dich eigentlich davon abhalten sollen, mich zu küssen. Mich … eine verheiratete Frau.“
Varo zuckte die Schultern. „Vielleicht war ich verrückt, besessen, verzaubert … was auch immer. Du bist die leibhaftige Versuchung, denn du bist wunderschön, Ava. Es muss andere Männer in deinem Leben gegeben haben …“
„Kommt es darauf an? Lass uns so tun, als wären wir in ein Sommergewitter geraten. Es hat sich plötzlich zusammengezogen und ist schnell vorüber gewesen.“
Aber es war nicht vorüber. Das ahnten sie beide.
4. KAPITEL
Dev landete mit seiner Maschine gegen Mittag – in Begleitung seiner Braut Mel Norton und seiner Eltern, Erik und Elizabeth Langdon, die sich nach langer Trennung wieder versöhnt hatten und überaus glücklich wirkten. Drei Verwandte aus der Devereaux-Linie waren ebenfalls mitgekommen, darunter Avas Cousine Karen.
Karens Eltern arbeiteten zusammen in einer Anwaltskanzlei, zählten zur Prominenz von Sydney und hatten ihr Überlegenheitsgefühl an ihre Tochter weitergegeben. Die junge Frau sah gut aus und war überaus selbstsicher. Für Avas Geschmack ein bisschen zu sehr.
Sie war zwei Jahre älter und hatte ihre Cousine immer etwas von oben herab behandelt. Wie Ava hätte sie nicht arbeiten müssen, aber sie galt als erfolgreiche Innenarchitektin und Vertreterin des Purismus.
Wenn sie Kooraki besuchte, ging sie regelmäßig mit missbilligender Miene durch die einzelnen Zimmer, die ihrer Meinung nach zu vollgestopft waren, weil alle Familienmitglieder leidenschaftliche Sammler waren. Am liebsten hätte sie den ganzen „Plunder“ weggeschmissen und ihre eigenen Ideen verwirklicht.
Für Ava hätte das die Auslöschung der Vergangenheit bedeutet. Sie sah in Kooraki so etwas wie eine Familienfestung und vergaß nie, dass ihr Großvater Karen eine „höchst unangenehme Person“ genannt hatte.
Als Karen jetzt Juan-Varo de Montalvo erblickte, konnte sie ihre Überraschung kaum verbergen. Einen solchen Mann hatte sie nicht auf Kooraki erwartet, das verriet ihr Gesicht ganz deutlich. Der Mann ist eine Offenbarung, ging es ihr dabei durch den Kopf.
Dev übernahm die Vorstellung, und Varo erkannte sofort, was sein Freund an Mel Norton schätzte. Sie war nicht nur ungewöhnlich schön – ihre großen dunklen Augen, die leicht gebräunte Haut und das volle schwarze Haar verrieten das südländische Erbe –, sondern sie nahm auch durch ihr Verhalten für sich ein. Seiner Meinung nach war sie genau die richtige Frau für Dev. Karen gefiel ihm dagegen weniger, und ihre Eltern fand er mit ihrem hochnäsigen Getue beinahe lächerlich, was seinen Eindruck von Karen noch unterstrich.
Für ihre Größe war sie zu dünn, aber sie hatte einen schlanken, makellosen Hals, mandelförmige braune Augen und glattes dunkles Haar, das als Bubikopf geschnitten war, aber tief in die Stirn fiel, um die Aufmerksamkeit auf ihre ungewöhnlichen Augen zu lenken.
Sie war ganz in Schwarz gekleidet: enge Jeans, ein T-Shirt mit weißem Logo und modische Stiefeletten. Es schien ihr unmöglich zu sein, den Blick von Varo abzuwenden. Sie stand da und starrte ihn an, als käme er aus einer fremden, unbekannten Welt.
Eine arrogante Familie, die Devereaux, dachte Varo. Wie er auf dieses Wort kam, wusste er nicht. Reich zu sein und in der
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