Romana Extra Band 6
Gesellschaft etwas zu gelten war schließlich nicht so ungewöhnlich. Aber bei den Devereaux wirkte es aufgesetzt. Wie anders verhielten sich dagegen Dev, Mel und Ava! Und die hatten wirklich Geld – und außerdem ein prächtiges, von Tradition geprägtes Heim.
Ava fiel die Aufgabe zu, die Gäste nach oben zu bringen. Ihre Eltern zogen sich gleich in ihre Suite zurück, während Karen sich in ihrem Zimmer, das am selben Flur lag, gar nicht erst umsah, sondern sofort loslegte: „Warum hast du mir nicht gesagt, dass dieser Mann hier sein würde?“
Ava ließ sich mit der Antwort Zeit. „Dieser Mann?“, fragte sie schließlich betont gleichgültig.
„Na, dieser de Montalvo“, antwortete Karen, die Stirn gerunzelt. „Himmel noch mal, Ava … mach mir doch nichts vor. Der Mann ist fantastisch !“
„Etwas zu maskulin, um fantastisch zu sein, findest du nicht?“
Karen ignorierte die Bemerkung, als hätte Avas Meinung keine Bedeutung für sie.
„Ich bin noch nie einem so toll aussehenden Typ begegnet. Und diese Stimme! Mir wurden die Knie bei seinem Anblick ganz weich. Er hat vermutlich sehr viel Geld, oder?“ Sie warf Ava einen scharfen Blick zu. „Ein Argentinier, der so aussieht, muss reich sein.“
„Varos Eltern sind in der Tat reich“, erwiderte Ava. Sie verschwieg, dass seine Mutter eine amerikanische Erbin war.
„Wie lange ist er schon hier?“, setzte Karen ihr Verhör in vorwurfsvollem Ton fort.
„Warum willst du das wissen?“ Ava steckte eine zartgelbe Duftrose, die zu weit aus der Kupfervase herausragte, tiefer ins Wasser.
„Weil du sicher sehr allein warst, als Dev uns in Sydney abholte.“
Ava lächelte belustigt. „Wir haben keine wilden Sexorgien gefeiert, Karen. Das kann ich dir versichern.“
„Als ob du dazu in der Lage wärst!“, sagte Karen mitleidig. „Wer so unbescholten aussieht … und das tust du immer noch … Wie kommst du übrigens mit der Scheidung voran?“
Ava seufzte insgeheim. Karen war ihr nie sympathisch gewesen. Auf dem Internat, das sie gemeinsam besucht hatten, war sie sogar von ihr tyrannisiert worden. Wenn Mel sich ihrer nicht regelmäßig angenommen hätte …
„Luke macht Schwierigkeiten“, gab sie zu und dachte dabei an die Drohbriefe und bösartigen E-Mails, die er ihr laufend schickte. „Er hält es für meine Pflicht, dass ich zu ihm zurückkehre.“
„Nun, er ist ein anziehender Mann“, meinte Karen leicht vorwurfsvoll.
Das verletzte Ava. Wollte Karen ihr absichtlich wehtun? „Was weißt du schon davon?“, entgegnete sie. „Er hat dir immer nur geschmeichelt.“
„Das hat er nie getan!“, empörte sich ihre Cousine.
„Seine Komplimente waren so schmierig, dass man darauf hätte ausrutschen können.“ Ava begriff plötzlich, wie viel besser Karen zu Luke gepasst hätte. „Vielleicht sollten wir lieber nicht über ihn sprechen.“
„Zumal er sich nicht verteidigen kann“, stellte Karen giftig fest. „Nein, wenden wir uns lieber Juan-Varo de Montalvo zu.“ Sie setzte sich auf die antike Truhe, die am Fußende des Himmelbetts stand, in dem sie schlafen sollte. „Er ist doch nicht verheiratet, oder? Dann hätte man seine Frau sicher mit eingeladen.“
„Natürlich“, bestätigte Ava. „Nein, er ist noch Junggeselle, hat aber bestimmt Dutzende von Verehrerinnen.“
„Die Südamerikanerinnen sind sehr schön.“ Karen biss sich nervös auf die Lippe. „Wie weit bist du mit ihm gekommen?“
„Wie weit … ich gekommen bin?“ Es machte Ava Spaß, sich dumm zu stellen.
Karen schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Ponyfransen in Bewegung gerieten. „Ich merke schon … du willst mich ärgern. In welchem Zimmer schläft er?“
Ava zog die Augenbrauen hoch. „Planst du einen Besuch bei ihm?“
„Das wird nicht nötig sein.“ Karen lehnte sich zurück. „Hast du dir auch überlegt, was du tust, liebe Cousine?“
„Was willst du damit sagen?“
„Vielleicht solltest du etwas besser aufpassen. Luke würde sicher nicht gern hören, dass du mit einem solchen Sexidol auf Kooraki allein warst.“
Ava rührte sich nicht. „Willst du mich einschüchtern … oder Luke vielleicht informieren?“ Die Jahre, in denen sie vor Karen gekuscht hatte, waren endgültig vorbei.
Ihre Cousine schien das zu ahnen, denn sie lenkte sofort ein. „Versteh mich nicht falsch, Ava. Ich habe jahrelang versucht, auf dich aufzupassen. Dein Wohl lag mir immer am Herzen.“
„Wie schade, dass ich das nie bemerkt habe.“ Ava ging zur
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