Romana Extra Band 6
ihr zu, dass er die Roseraie weiterführte. Denn genau das war es, was für sie wirklich wichtig war.
Das Lebenswerk ihres Großvaters durfte nicht zerstört werden. Denn mit der Rosenzucht würde auch François weiterleben.
Die Straße vor ihr stieg leicht an, und Rosalie trat das Gaspedal ein Stück weiter durch – doch nichts geschah. Dann fingen mit einem Mal sämtliche Lampen im Armaturenbrett an zu leuchten, und mit einem Stottern ging der Wagen aus.
„Oh nein!“, rief Rosalie erschrocken. Sie drehte den Zündschlüssel, doch der Motor sprang nicht wieder an. Leise fluchend, ließ sie das Auto mit dem letzten Schwung an den Straßenrand rollen und zog die Handbremse an.
Aufstöhnend barg sie das Gesicht in den Händen. Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Wieso hatte sie bloß Adriennes Angebot angenommen und sich ihren Wagen ausgeliehen? Mit einem Mietwagen wäre ihr das bestimmt nicht passiert!
Nun, wenigstens war Adrienne Mitglied in einem Automobilclub – die Notfallnummer stand auf einem Aufkleber an der Windschutzscheibe. Rosalie zückte ihr Handy und fluchte erneut, als sie merkte, dass der Akku leer war. Bei dem ganzen Durcheinander der vergangenen Tage hatte sie ganz vergessen, es aufzuladen. Und da war sie nun, mitten im Nirgendwo, ohne jegliche Möglichkeit, irgendjemanden zu Hilfe zu rufen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
Obwohl sie wusste, dass es nichts bringen würde, da sie von Autos absolut nichts verstand, entriegelte sie die Motorhaube und stieg aus. Weißer Qualm drang aus dem Motorraum. Das sah ganz und gar nicht gut aus. Rosalie fuhr sich durchs Haar. Es hatte keinen Sinn, sich irgendwelchen Illusionen hinzugeben. Allein würde sie das niemals schaffen.
Suchend hielt sie Ausschau, ob vielleicht irgendjemand in der Nähe war, der ihr vielleicht helfen konnte, doch weit und breit war niemand zu sehen. Sie konnte versuchen, querfeldein zu laufen. Irgendwann würde sie ganz bestimmt auf ein Haus stoßen – fragte sich nur, wann.
Nein, das war kein besonders guter Plan. Das … Sie horchte auf, als sie ein Motorengeräusch hörte, und beschirmte die Augen mit der flachen Hand. Ja, tatsächlich! Da war ein Auto, dass die Straße von Laurins-les-Fleurs her hinaufkam.
Erleichtert atmete Rosalie auf. Da hatte sie ja noch einmal Glück gehabt. Zumindest dachte sie das bis zu dem Augenblick, in dem sie das Fahrzeug erkannte, das sich ihr da näherte.
„Oh nein …“
Der dunkelblaue Renault Kombi hielt ein paar Meter neben ihr mitten auf der Straße. Das Fenster auf der Beifahrerseite wurde heruntergelassen, und Laurents lächelndes Gesicht blickte ihr entgegen.
„Rosalie, quelle belle surprise!“ Mit einem Kopfnicken deutete er auf den noch immer weiß qualmenden Peugeot. „Probleme mit dem Wagen?“
„Nichts, womit ich nicht auch allein zurechtkommen würde“, erwiderte sie, ohne groß nachzudenken. Noch vor ein paar Minuten wäre ihr jede Hilfe recht gewesen, doch da hatte sie auch nicht an die Möglichkeit gedacht, dass ihr das Schicksal ausgerechnet Laurent vorbeischicken würde. „Ich habe den Pannendienst bereits verständigt. Der Abschleppwagen wird jeden Moment eintreffen. Sie können mich also unbesorgt zurücklassen.“
„Das könnte ich vielleicht“, entgegnete er lächelnd, „wenn ich nicht zufällig ganz genau wüsste, dass Sie mich angeflunkert haben. Den Pannendienst, den Sie angeblich kontaktiert haben, gibt es nämlich schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Die Pleite war damals ein großes Thema hier bei uns, aber davon haben Sie vermutlich drüben auf der anderen Seite des Kanals nicht viel mitbekommen.“
Rosalie spürte, wie ihre Wangen brannten. Warum hatte Adrienne dann noch diesen verflixten Aufkleber auf der Windschutzscheibe? „Also schön, ich habe gelogen – und?“ Sie kaschierte ihre Verlegenheit, indem sie sich herausfordernd, ja, provozierend gab. „Aber daran sind Sie doch selbst schuld! Was haben Sie denn erwartet? Dass ich Luftsprünge mache vor Freude darüber, Sie zu sehen? Tut mir leid, aber damit kann ich leider nicht dienen!“
„Herrje …“ Seufzend fuhr er sich durchs Haar und sah dabei so zerknirscht aus, dass Rosalies Herz unwillkürlich schneller schlug. Eine Reaktion, über die sie sich selbst ärgerte, bewies sie doch einmal mehr, welch erstaunliche Wirkung Laurent auf sie ausübte. „ Eh bien , ich verstehe, dass Sie wütend auf mich sind. Ich hätte gestern Abend wirklich nicht so mit der Tür ins Haus
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