Romana Extra Band 6
gesagt. „Also schön, versuchen wir’s. Erst mal ein, zwei Monate auf Probe. Aber ich warne dich – wenn sie mich bis dahin nicht überzeugt hat, muss sie sich etwas anderes suchen. Ich werde sie nicht durchfüttern, bloß weil du mit ihr ins Bett gehst.“
Laurent war davon überzeugt, dass es Geneviève mit ihrem Charme spielend gelingen würde, Gustave um den kleinen Finger zu wickeln. „Er wird begeistert sein von dir“, sagte er zu ihr. „Und ich denke, es wird jetzt auch langsam Zeit, dass ich euch miteinander bekannt mache. Er hat uns für heute Abend zu sich eingeladen. Er gibt eine kleine Abendgesellschaft, nichts Großartiges, nur ein paar Geschäftspartner und Freunde.“
Eschrocken schaute Geneviève ihn an. „Eine Abendgesellschaft? Und das sagst du mir erst jetzt? Was soll ich denn anziehen? Ich muss sofort los, bevor die Geschäfte schließen.“
Schmunzelnd schaute Laurent ihr nach, als sie aus dem Raum stürzte. Geneviève war ganz eindeutig das Beste, was ihm seit langer Zeit passiert war. Ihre erfrischend offenherzige und freimütige Art verzauberte ihn jedes Mal aufs Neue – und er war sicher, dass es ihren zukünftigen Klienten ganz ähnlich gehen würde. Er freute sich schon darauf, sie endlich Gustave vorzustellen. Der würde gewiss Augen machen, wenn er sie sah! Wenn Laurent eines über seinen Chef wusste, dann, dass er schöne Frauen liebte.
Und Geneviève war für Laurent die Schönste von allen. Und das Allerbeste war, dass sie ihn liebte. Er konnte noch immer nicht fassen, was für ein Glückspilz er war!
Womit hatte er so eine hinreißende Frau wie Geneviève bloß verdient?
Seufzend fuhr Laurent sich durchs Haar und schüttelte den Kopf, um die lästigen Erinnerungen zu vertreiben. Was war er nur für ein naiver Narr gewesen! Kurze Zeit nach dieser Szene hatte er sich erneut gefragt, womit er das verdient hatte, und auch dieses Mal ging es um Geneviève.
Jedoch nicht um ihre Liebe, sondern um ihren Verrat.
Das alles lag nun schon zwei Jahre zurück. Vermutlich wäre jeder andere längst darüber hinweggekommen. Doch wie sollte er das schaffen, wenn er jeden Tag aufs Neue damit konfrontiert wurde, was sie ihm angetan hatte?
Im Nachhinein konnte er mit Sicherheit sagen, dass sie ihn niemals wirklich geliebt hatte. Nach ihrem Eintritt in die Firma dauerte es keine sechs Monate, bis sowohl seine Freundschaft mit Gustave als auch seine Position als dessen rechte Hand Geschichte waren. Und was hatte er daraus gelernt?
Dass man Berufliches und Privates niemals vermischen durfte? Oder dass es ihm generell besser bekam, Frauen nur noch auf rein professioneller Basis zu begegnen?
Aber nein! Anstatt aus all dem, was ihm widerfahren war, eine Lehre zu ziehen, machte er bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder den gleichen Fehler wie damals bei Geneviève.
Rosalie ist nicht wie Geneviève! Was sollte sie für ein Interesse daran haben, sich an dich heranzumachen? Außerdem kann davon im Grunde nicht einmal die Rede sein – schließlich hast du sie geküsst, nicht umgekehrt!
Doch das machte es auch nicht besser. Er war hierher nach Laurins-les-Fleurs gekommen, um einen weiteren kleinen Schritt auf dem Weg zurück an die Spitze zurückzulegen. Stattdessen trat er auf der Stelle – und zwar schon viel zu lange.
Natürlich war die Tatsache, dass er sich auf die Schnelle auf einen vollkommen neuen Verhandlungspartner hatte einstellen müssen, nicht unbedingt optimal. Aber er war ein Profi und sollte damit umgehen können. Was ihm normalerweise auch mühelos gelang. Normalerweise …
Doch Rosalie hatte etwas an sich, das ihn die Kontrolle verlieren ließ. Natürlich war sie eine überaus anziehende Frau, aber das allein war keine Entschuldigung für sein unprofessionelles Verhalten. Sie einmal zu küssen, war ein Fehler gewesen. Es ein zweites Mal zu tun, war absoluter Wahnsinn!
Und doch glaubte er, wenn er die Augen schloss, noch immer einen Hauch ihres süßen Dufts wahrzunehmen. Ihre Lippen waren so weich gewesen, ihr Körper so warm und anschmiegsam. Er …
Merde!
Wütend über sich selbst und seine Unfähigkeit, sich zusammenzureißen, ballte er die Hände zu Fäusten. Er musste sich Rosalie aus dem Kopf schlagen. Bevor er auch nur daran denken durfte, sich wieder auf eine Frau einzulassen, war es zwingend erforderlich, dass er zunächst einmal sein Leben wieder in den Griff bekam.
Er stieg in seinen Wagen, ließ den Motor an und fuhr einfach los, ohne in den
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