Romana Extra Band 6
nicht so leicht ausraste. Ich … war einfach nicht darauf vorbereitet, hier auf Geneviève zu treffen.“
„Was ist da zwischen dieser Frau und dir? Dass zwischen euch etwas vorgefallen ist, merkt doch ein Blinder!“
„Das ist lange her, aber eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Wenn du dich auf sie einlässt, sind Schwierigkeiten vorprogrammiert. Geneviève Dupré ist absolut skrupellos, wenn es darum geht, ihre Ziele zu verfolgen.“
„Sie hat mir ein Angebot für die Roseraie gemacht“, entgegnete Rosalie. Sie ließ absichtlich unerwähnt, welche Summe ihr geboten worden war. Wenn es Laurent nur darum ging, unliebsame Konkurrenz auszustechen, würde er sich vorrangig für den Preis interessieren. Falls er jedoch wirklich um sie als Mensch besorgt war …
Er schwieg.
Schließlich zuckte Rosalie mit den Schultern. „Ich sollte dann jetzt besser wieder zurück. Es ist doch sehr unhöflich, Mademoiselle Dupré so lange warten zu lassen.“
Sie wandte sich ab und wollte gerade gehen, als er doch noch das Wort an sie richtete: „Tu dir selbst einen Gefallen, Rosalie, und sei vorsichtig. Geneviève wird alles tun, um dich zum Verkauf zu bewegen. Ihr ist jedes Mittel recht, um das zu bekommen, was sie will.“
„Und was ist mit dir? Hast du dich etwa auf einmal damit abgefunden, dass ich die Rosenzucht nicht an deinen Chef verkaufen werde?“
„Verdammt!“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Es geht hier nicht um mich. Natürlich bringst du mit deiner Weigerung all meine Pläne durcheinander, aber das ist hier und jetzt nicht das Thema. Ich versuche, dir klarzumachen, mit wem du es zu tun hast. Ich …“ Seufzend fuhr er sich durchs Haar. „Vergiss es, du musst selbst wissen, was du tust.“
„Worauf du dich verlassen kannst“, schnappte Rosalie ärgerlich. Wenn sie eines auf den Tod nicht ausstehen konnte, dann war es, wenn ihr jemand vorschreiben wollte, was sie tun sollte. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr war sie von ihrer Mutter gegängelt worden. Damit war jetzt endgültig Schluss. Sie würde von nun an ihre eigenen Entscheidungen treffen, ohne sich immerzu von anderen Menschen hineinreden zu lassen.
Das galt auch für Laurent. Er mochte es gut meinen oder auch nicht – was kümmerte es sie?
„Au revoir“ , sagte er, wandte sich um und ging zurück zu seinem Auto.
Rosalie blickte ihm nach. Nur mit Mühe widerstand sie der Versuchung, ihn zurückzurufen. Sie sollte sich nicht immerzu Gedanken um ihn machen. Schließlich war sie nicht für ihn verantwortlich.
Trotzdem verspürte sie den Anflug eines schlechten Gewissens, als sie ihm zusah, wie er in seinen Wagen stieg, den Motor startete und davonfuhr. In Wirklichkeit galt ihr Groll ja gar nicht ihm, sondern all den Menschen, die sich bis dahin ungefragt in ihr Leben eingemischt und es somit entscheidend beeinflusst hatten. Also ihrem Vater, der sie schon vor ihrer Geburt im Stich gelassen hatte, und ihrem Großvater, von dem sie verstoßen worden war, als sie seine Unterstützung am dringendsten benötigt hätte. Und nicht zuletzt Sandrine, der zu gefallen lange Zeit ihr großes Ziel gewesen war, ohne dass sie für ihre Anstrengungen jemals die Anerkennung erhalten hatte, nach der sie sich im Grunde noch heute sehnte.
„Mademoiselle Twinstead, ich muss doch sehr bitten – ich habe mir extra Zeit genommen, um Sie aufzusuchen, und Sie lassen mich zum Dank einfach stehen?“
Rosalie unterdrückte ein Seufzen, als sie Geneviève Duprés Stimme hinter sich vernahm. Die attraktive Frau hatte offenbar nicht länger warten wollen.
„Es tut mir leid“, erwiderte Rosalie, die mit einem Mal sehr angriffslustig war, „aber ich kann mich nicht erinnern, Sie um diese Gefälligkeit gebeten zu haben.“
Geneviève Dupré hob eine Braue. „Ach, ich sehe schon – Laurent hat die günstige Gelegenheit genutzt, um Sie gegen mich aufzuhetzen. Typisch für ihn. Nun ja, es ist nicht das erste Mal, dass er es auf diese Tour versucht. Ich nehme an, er fürchtet, dass er sich mit fairen Mitteln nicht gegen mich durchsetzen kann. Aber möglicherweise spielt auch verletzter Stolz eine gewisse Rolle. Sie kennen das sicher: Manche Männer können einfach nicht damit umgehen, wenn man ihnen einen Korb gibt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Sie haben ja selbst erlebt, wie er sich aufgeführt hat.“
„Wollen Sie mir weismachen, dass er lediglich aus gekränkter Eitelkeit so die Beherrschung verloren hat?“ Rosalie runzelte die Stirn. Ein
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