Romana Extra Band 6
habe noch einmal darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Roseraie Baillet tatsächlich behalten möchte. Ich weiß, ich habe das schon einmal gesagt und dann doch kalte Füße bekommen. Aber dieses Mal bin ich mir absolut sicher!“
Erst in dem Moment, in dem sie die Worte aussprach, wurde ihr klar, dass es die Wahrheit war. Deshalb hatte sie das Angebot von Edmund Brewster nicht gleich voller Begeisterung angenommen, obwohl ihr durch diesen Job der Aufstieg in die Top Ten der Models so gut wie sicher gewesen wäre. Damit würde ein Traum in Erfüllung gehen – Sandrines Traum, nicht ihrer.
Möglicherweise wurde ihr jetzt zum ersten Mal bewusst, dass sie all die Jahre genau das getan hatte: den Traum ihrer Mutter zu leben. Doch nun war Sandrine tot, und es hatte keinen Sinn mehr, ihr länger nachzueifern, ihr etwas beweisen zu wollen.
„Das ist nicht dein Ernst“, brach es aus Laurent heraus. „Was will eine Frau wie du mit einer heruntergekommenen Rosenzucht in der Normandie?“
„Mir ein Leben aufbauen“, entgegnete sie mit heiserer Stimme. „Und zwar zur Abwechslung eines, das diese Bezeichnung auch verdient.“
8. KAPITEL
Tausend Gedanken gingen Laurent durch den Kopf, als er sich etwas später auf dem Rückweg in den Ort befand. Auf der einen Seite war er froh, dass Rosalie Genevièves Kaufangebot abgelehnt hatte. Doch wie er seine Ex kannte, würde diese sich damit nicht so einfach abfinden. Es war besser, ihre Drohung, Rosalie das Leben zur Hölle zu machen, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Geneviève mochte der unzuverlässigste Mensch sein, den Laurent je kennengelernt hatte, aber auf eines konnte man sich absolut verlassen: Wenn es um ihren eigenen Vorteil ging, schreckte sie vor nichts zurück.
Warum zerbrichst du dir darüber den Kopf? Hast du keine eigenen Probleme? Rosalie hat dir soeben klipp und klar zu verstehen gegeben, dass sie keinesfalls verkaufen will. Richard wird alles andere als begeistert ein, wenn er davon erfährt.
Nein, die jüngsten Entwicklungen würden seinem Boss ganz gewiss nicht gefallen. Und er wusste schon jetzt, wen Richard für diese Niederlage verantwortlich machen würde. Als sei es Laurents Fehler, dass Rosalie nun anscheinend unter die Rosenzüchter gehen wollte.
Am besten war es wohl, er erstattete ihm gleich jetzt Bericht, dann hatte er es hinter sich.
„Wie schön, dass du dich auch schon meldest.“ Bittere Ironie schwang in Richards Stimme mit. „Wann gedachtest du eigentlich, mir mitzuteilen, dass du auf ganzer Linie versagt hast?“
Laurent unterdrückte einen Fluch. Offenbar war Geneviève ihm wieder einmal zuvorgekommen und hatte die Dinge so dargestellt, dass sie in einem möglichst positiven Licht dastand.
„Wenn du darauf anspielst, dass Mademoiselle Twinstead sich gegen einen Verkauf der Roseraie Baillet entschieden hat – dafür kannst du dich bei Geneviève bedanken.“
Richard lachte höhnisch. „Sie vermutete schon, dass du so etwas sagen würdest. Aber sei’s drum: Du weißt, was ich von dir erwarte. Setz dich gegen Geneviève durch und beschaff mir dieses Grundstück, dann steht dir eine rosige Zukunft in meiner Firma bevor. Versagst du allerdings, werde ich dafür sorgen, dass du nicht einmal bei einem kleinen Provinzmakler einen Job bekommst.“
Die Drohung hallte noch in Laurents Ohren wider, als längst das Tuten der Amtsleitung erklang. Richard hatte das Gespräch abgebrochen. Wieder einmal.
Tief atmete Laurent durch. Noch vor ein paar Tagen hätte er in einer solchen Situation verbissen nach einem Weg gesucht, Richard zufriedenzustellen. Heute überwog die Wut.
Wollte er wirklich mit einem Mann zusammenarbeiten, der ihm nicht das kleinste bisschen Respekt entgegenbrachte? Der ihm Geneviève auf den Hals hetzte, obwohl er von ihrer gemeinsamen Vergangenheit wusste – oder vermutlich gerade deswegen?
Sei vernünftig! Richard Delacroix ist deine letzte Chance! Wenn du es dir mit ihm verdirbst, wirst du als Immobilienmakler keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen! Und dann hätte Geneviève endgültig gewonnen. Willst du das?
Nein! Natürlich wollte er das nicht. Der Gedanke, Geneviève all das heimzuzahlen, was sie ihm angetan hatte, war nun seit zwei Jahren sein Hauptantrieb. Er wollte ihr zeigen, dass sie eine Schlacht gewonnen haben mochte, jedoch nicht den Krieg. Wenn er erst einmal wieder obenauf war, würde er den Spieß umdrehen und dafür sorgen, dass sie ihres Lebens nicht
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