Romana Extra Band 6
werden, falls sie sich tatsächlich in den Prinzen verliebte.
Es wäre dumm, ihr Herz einem Mann zu schenken, der ihre Liebe nie erwidern konnte, da er noch immer an seiner verstorbenen Frau hing. Doch insgeheim befürchtete sie, dass ihr Onkel recht hatte und es bereits zu spät war.
Nach dem Abendessen sah Hannah sich mit Riley und Prinz Michael einen Film an. Die Prinzessin saß zwischen ihnen auf dem Sofa, eine Schüssel Popcorn auf dem Schoß. Trotz der spannenden Handlung warf sie Hannah immer wieder verstohlene Blicke zu.
„Jetzt ist es Zeit fürs Bett“, meinte der Prinz, als der Film zu Ende war.
„Das geht nicht. Ich muss beobachten, ob Hannah eine Gehirnerschütterung hat.“
„Die habe ich nicht. Doktor Phil hat mich gründlich untersucht.“
„Im Gesundheitslexikon steht, dass man bei Kopfverletzungen besonders vorsichtig sein muss.“
„Das ist wirklich lieb von dir, aber mir geht es gut. Versprochen.“
„Du stirbst nicht?“, fragte Riley offensichtlich besorgt.
„Jedenfalls nicht heute.“
„Tut es sehr weh?“
„Nicht besonders.“
„Hilft es, wenn ich die Stelle küsse?“
Überrascht und gerührt sah Hannah sie an. „Bestimmt sogar.“ Sie neigte den Kopf, und Riley drückte behutsam die Lippen auf das weiße Stück Gaze über der Wunde.
„Ist es jetzt besser?“
Hannah nickte.
„Du musst ihr auch einen Kuss geben, Papa. Wenn ein Kuss hilft, helfen zwei doppelt so gut.“
Während Hannah in Panik geriet, wirkte der Prinz lediglich amüsiert. Er neigte sich zu ihr und berührte mit den Lippen zärtlich ihre Stirn, knapp oberhalb des Pflasters. Die flüchtige Berührung ließ sie dahinschmelzen. Oh nein, ich habe mich wirklich in ihn verliebt, dachte Hannah entsetzt.
„Und, ist es jetzt noch besser?“, hakte Riley nach.
Hannah zwang sich zu lächeln. „Ja, tatsächlich.“
„Da Hannah sich gut fühlt, kannst du beruhigt ins Bett gehen“, meinte Michael.
„Bringst du mich hinauf, Papa?“
Er hob sie hoch und trug sie hinaus.
Ich habe Riley belogen, gestand Hannah sich ein. Sein Kuss hatte nichts besser gemacht, im Gegenteil. Nun fiel es ihr noch schwerer, ihre Gefühle für ihn zu ignorieren.
Nachdem Riley eingeschlafen war, kehrte Michael zurück, um nach Hannah zu sehen. Er traf sie jedoch nicht im Fernsehzimmer an, sondern in der Küche.
„Sie sollen sich schonen“, schimpfte er mit ihr.
„Ich stelle nur die Gläser in den Geschirrspüler.“
„Lassen Sie das.“ Er nahm sie am Arm und führte sie hinaus. „Ihr Onkel wird mir Vorhaltungen machen, wenn Sie seine Anweisungen nicht befolgen.“
Sie lächelte. „Hätte ich gewusst, dass Sie Ihre Einstellung mir gegenüber wegen einer kleinen Verletzung ändern, hätte sie mich schon vor Wochen schlagen dürfen.“
„Trotzdem werde ich diese Strategie nicht dem nächsten Kindermädchen empfehlen.“ Die scherzhafte Bemerkung erinnerte sie beide daran, dass der Sommer sich dem Ende zuneigte.
Erst vor wenigen Wochen hatte Michael mit Grauen an die zwei Monate gedacht, die er in Cielo del Norte verbringen würde – jetzt erschien ihm die Zeit nicht annähernd lang genug.
Gemeinsam kehrten sie ins Fernsehzimmer zurück. Hannah setzte sich wieder ans eine Ende des Sofas, er setzte sich neben sie, dorthin, wo vorher Riley gesessen hatte.
„Müssen Sie gar nicht mehr arbeiten?“, erkundigte sie sich argwöhnisch.
„Es ist fast zehn.“
„Das hat Sie doch sonst auch nicht davon abgehalten.“
Sie hatte recht. Jeden Abend, wenn seine Tochter im Bett lag, hatte er sich in sein Büro zurückgezogen – nicht um zu arbeiten, sondern um Abstand zu dem überaus verführerischen Kindermädchen zu gewinnen. Wäre er klug gewesen, hätte er es heute ebenso gehandhabt. „Riley hat mir das Versprechen abgenommen, Sie im Auge zu behalten.“
„Es geht mir gut.“
„Ich musste schwören.“
„Wie süß von ihr! Aber ich habe keine Gehirnerschütterung. Niemand muss auf mich aufpassen.“
„Ich weiß, aber sie macht sich wirklich Sorgen.“
„Es ist normal, dass Kinder sich Gedanken über Tod und Sterben machen, besonders wenn sie bereits einen Elternteil verloren haben.“
Er spürte, dass sie jetzt nicht mehr nur von Riley sprach. „Wie alt waren Sie beim Tod Ihrer Mutter?“
„Acht.“
„Wie ist es passiert?“
„In dem Dorf, in dem wir damals lebten, brach eine Masernepidemie aus. Ich erkrankte schwer. Mutter rief Onkel Phillip zu Hilfe, da sie den Ärzten dort nicht vertraute. Als
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