Romana Extra Band 6
gesehen.“
Dann wechselte Michael das Thema: „Brigitte hat heute angerufen, um Riley zu gratulieren.“
„Was verschweigst du mir?“ Hannah hatte den Eindruck, dass Michael mit etwas hinter dem Berg hielt.
„Sie hat mir eine ihrer Freundinnen als Kindermädchen empfohlen.“
Einen Moment war sie wie vor den Kopf geschlagen, dabei hatte sie doch gewusst, dass er eine Nachfolgerin für sie benötigte. „Das ist ja prima.“
„Eigentlich hatte ich gehofft, dich überreden zu können, bei uns zu bleiben.“
Überrascht sah sie ihn an. Ihr wurde bewusst, dass sie insgeheim auf dieses Angebot gehofft hatte. „Du willst, dass ich bleibe?“
„Du kommst ausgezeichnet mit Riley zurecht. Der Abschied würde ihr das Herz brechen.“
Der Hoffnungsfunke, der in ihr aufgekeimt war, erlosch sofort wieder. „Sie wird darüber hinwegkommen.“ Sorgen machte sich Hannah dagegen um sich selbst. Wenn sie ging, würde ihr Herz in Cielo del Norte zurückbleiben.
„Ehrlich gesagt, bin ich auch nicht bereit, dich gehen zu lassen“, gestand Michael.
Eines Tages wirst du so weit sein, dachte sie traurig. Von einer langfristigen oder gar dauerhaften Beziehung zwischen ihnen war nie die Rede gewesen. „Uns bleiben ja noch zwei Wochen.“
„Und wenn ich dich danach immer noch nicht verlieren möchte?“
Wie sollte sie darauf antworten, ohne ihre heimlichsten Sehnsüchte preiszugeben? Sie liebte ihn und wünschte, er würde ihre Gefühle erwidern. Aber das würde nicht geschehen. Sein Herz gehörte immer noch Rileys Mutter, außerdem würde er sich niemals an eine Frau wie sie binden. Sie war nicht gut genug für einen Prinzen.
„Lass uns später darüber nachdenken.“ Sie nahm seine Hand und führte ihn zu ihrem Zimmer. Wenigstens diese Nacht gehörte ihnen.
Wie es passiert war, wusste Hannah später nicht mehr. Ihr war nicht einmal bewusst, dass sie die Worte ausgesprochen hatte. Ganz sicher hatte sie nicht beabsichtigt, ihm ihre geheimsten Gefühle anzuvertrauen. Aber als Michael sie an sich zog und sie sich an ihn schmiegte, geborgen in seinen starken Armen, verlor sie, von ihren Emotionen überwältigt, kurzfristig die Kontrolle über ihren gesunden Menschenverstand. Jedenfalls rutschten ihr in diesem Moment zwischen Wachen und Schlafen die Worte „Ich liebe dich“ heraus.
Er reagierte nicht gleich, und sie hoffte, er würde schon schlafen und hätte ihr impulsives Geständnis nicht gehört. Doch dann erstarrte er förmlich in ihren Armen.
Das Geständnis war ihr einfach so über die Lippen gekommen. Sie hatte nicht vorgehabt, zusammen mit ihrem Herzen auch ihren Stolz in Cielo del Norte zurückzulassen.
Wie auch immer, sie liebte Michael, und für Riley empfand sie wie für eine eigene Tochter. Dennoch musste sie sich mit der traurigen Tatsache abfinden, dass ihr keine Zukunft an der Seite der beiden bestimmt war.
16. KAPITEL
Seit Hannah ihm ihre Liebe gestanden hatte, besuchte Michael sie nicht mehr in ihrem Zimmer. Er schlief wieder allein in seinem großen leeren Bett, obwohl er vor Sehnsucht kaum zur Ruhe kam.
Dennoch war er überzeugt, dass er sich richtig entschieden hatte. Es wäre falsch, ihr gegenüber zu tun, als wäre nichts geschehen, wenn er ihr nicht dieselben Gefühle entgegenbrachte – entgegenbringen konnte –, die sie für ihn empfand.
Nach zwei schlaflosen Nächten suchte sie ihn in seinem Büro auf.
„Entschuldigen Sie die Störung, Königliche Hoheit. Könnte ich Sie kurz sprechen?“
Die förmliche Anrede war ihm ein Gräuel. Er wollte seinen Namen aus ihrem Mund hören, nicht seinen Titel. Am liebsten hätte er Hannah in die Arme geschlossen. Er sehnte sich danach, ihren Mund zu berühren, sie zu küssen, doch er hatte kein Recht dazu.
„Natürlich.“
„Ich habe eine Nachricht von meiner Schule erhalten. Da ich ab September einen neuen Kurs übernehmen soll, wünscht man, dass ich mich zur Vorbereitung früher als geplant dort einfinde. Daher würde ich gern Ende der Woche nach Port Augustine zurückkehren.“
Damit hatte er nicht gerechnet, und er war nicht bereit, sie gehen zu lassen. Sie hatte zugesagt, sich bis zum Ende des Sommers um seine Tochter zu kümmern.
„Was ist mit Riley?“, fragte er. „Du kannst sie nicht einfach im Stich lassen.“
„Ich gehe erst, wenn Sie jemanden gefunden haben, der sich um sie kümmert.“
„Und wenn mir das nicht gelingt?“ Noch während er sprach, fragte Michael sich, weshalb er nicht einfach nachgab. Es ging
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