Romana Extra Band 6
schließlich nur um sieben Tage, die er problemlos allein mit seiner Tochter verbringen konnte.
Ich brauche Hannah und kein Kindermädchen, schoss es ihm dann durch den Kopf. Unvermittelt wurde ihm ganz flau.
„Brigittes Freundin Margaux kommt morgen zu einem Vorstellungsgespräch.“
„Hast du sie dazu gedrängt? Hast du es so eilig, von hier wegzukommen?“
„Brigitte hat ihr geraten, hier anzurufen und einen Termin zu vereinbaren. Ich habe lediglich das Gespräch angenommen.“
„Ich hätte sie gern in Port Augustine empfangen.“
Hannah warf ihm einen seltsamen Blick zu. Sie wusste nicht, was sie von seiner Reaktion halten sollte. „Ich dachte, es wäre Ihnen lieber, wenn Sie Riley bei Ihrer Rückkehr in guten Händen wissen.“
„Gibt es nichts, womit ich dich zum Bleiben überreden kann?“, beharrte Michael.
„Ich werde hier nicht mehr gebraucht. Sie kommen prima allein mit Riley zurecht.“
„Hast du ihr schon gesagt, dass du gehst?“
„Es wird sie nicht überraschen. Sie weiß, dass ich in meinen richtigen Job zurückkehre.“
Obwohl auch er das von Anfang an gewusst hatte, wollte er sich nicht mit dem Gedanken abfinden.
„Ich gebe dir morgen Bescheid, sobald ich mit Margaux gesprochen habe.“
„Danke.“ Sie wandte sich um und ging.
Hannah packte gerade ihren Koffer, als Riley ins Zimmer stürmte.
„Wer ist die Frau, mit der Papa spricht? Mein neues Kindermädchen?“
„Das entscheidet dein Vater.“
„Wieso darf ich das nicht bestimmen?“ Riley setzte sich auf Hannahs Bett, zog die Beine hoch und umklammerte ihre Knie.
„Du bist erst vier.“
„Das ist doch nicht meine Schuld.“
Lächelnd streichelte Hannah ihr über den Kopf. „So ist es nun mal.“
Konzentriert faltete sie jedes einzelne Kleidungsstück, ehe sie es in den Koffer legte. Sie wusste, dass sie zusammenbrechen würde, wenn sie das Mädchen ansah.
„Ich will nicht, dass du weggehst.“
Hannah schnürte es die Kehle zu, Tränen traten ihr in die Augen. Sie atmete tief durch, setzte sich auf die Bettkante und suchte nach Worten, die ihnen den Abschied erleichtern würden. Das kleine Mädchen schlang ihr die Arme um den Nacken und drückte sie.
„Ich will auch nicht gehen“, gab Hannah schließlich zu. „Aber wir wussten beide, dass ich nur den Sommer über bleiben kann.“
„Der ist noch nicht um.“
„Aber so gut wie.“ Hannah umarmte die Kleine und stützte das Kinn auf ihren Kopf, damit sie ihre Tränen nicht sehen konnte.
„Darf ich dich besuchen kommen?“, fragte Riley nach einer Weile.
Obwohl sie wusste, dass ein klarer Schnitt das Beste für alle wäre, konnte Hannah ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. „Natürlich. Wenn dein Papa einverstanden ist.“
„Wann?“, schob die Prinzessin sofort hinterher, ungeduldig wie immer.
Unter Tränen lächelte Hannah. „Wann immer du willst.“
Margaux hielt alles, was Brigitte versprochen hatte. Sie war warmherzig und professionell, und obwohl Riley betonte, dass sie kein Kindermädchen brauchte, bot Michael ihr die Stelle an. Margaux sagte zu und war bereit, sofort anzufangen, daher stellte er Hannah vom Dienst frei.
Um Margaux den Einzug ins Schloss am Meer zu ersparen, beschloss er, eine Woche früher als geplant mit Riley in die Stadt zurückzukehren. Oder wollte er keine andere Frau in Hannahs Zimmer sehen, solange die Erinnerung an ihre gemeinsamen Nächte noch frisch war?
Riley schien sich rasch wieder an das Leben in der Stadt zu gewöhnen. Da die Ferien fast vorbei waren, nahm sie auch ihren Unterricht wieder auf, allerdings in deutlich geringerem Umfang als zuvor. Wie bisher verhielt sie sich den Erwachsenen gegenüber höflich und aufmerksam, dennoch wirkte sie verändert.
Erst nach einer Woche begriff Michael, wieso ihm das Haus viel zu ruhig vorkam: Seit der Rückkehr nach Verde Colinas hatte er seine Tochter nicht ein einziges Mal lachen gehört.
Beim Auspacken hatte Riley die Puppe, die Samantha ihr geschenkt hatte, wieder auf ihren angestammten Platz im Regal gestellt. Nun nahm sie allabendlich die knallbunte Raupe mit ins Bett, die Hannah ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
Er hätte seine Tochter gern getröstet, vermisste Hannah aber ebenso sehr wie sie. Dass sie gegangen war, war seine Schuld. Sie hatte ihm ihre Liebe offenbart, er dagegen hatte es noch nicht einmal gewagt, sich seine Gefühle einzugestehen.
Inzwischen konnte er die Augen jedoch nicht mehr vor der Wahrheit verschließen: Er wollte sein Leben mit
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