Romana Extra Band 6
beschmutzen, indem er eine wie Sie heiratet.“
Als Hannah errötete, verzog Elena Leandres den Mund zu einem gehässigen Lächeln. „Dachten Sie wirklich, ich wüsste nicht Bescheid über Ihre Beziehung zu meinem Sohn? Ich begreife durchaus, was ein Mann denkt, wenn er eine Frau auf eine gewisse Weise betrachtet. Ihm geht es um Sex, nicht um Liebe.“
Hannah zwang sich, gleichmütig die Schultern zu zucken. „Da haben Sie bestimmt recht. Aber der Sex mit ihm ist großartig. Sosehr ich die Unterhaltung mit Ihnen auch genieße, jetzt muss ich draußen wieder nach dem Rechten sehen.“
„Ich habe Sie noch nicht entlassen“, protestierte Elena.
„Zu schade, Königliche Hoheit. Die Kinder sind hungrig, und ich habe Caridad versprochen, beim Servieren zu helfen.“
„Dann gehen Sie. Ich möchte Sie nicht von Ihren Pflichten abhalten.“ Mit einer abfälligen Handbewegung wies sie Hannah in ihre Grenzen.
Statt in den Garten eilte Hannah die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie war wütend und frustriert. Standen ihr ihre Gefühle und Gedanken im Gesicht geschrieben, sodass die alte Dame sie lesen konnte? Denn diese hatte leider recht.
Zwar ging es bei ihrer Beziehung nicht ausschließlich um Sex, Michael und sie waren Freunde geworden und hatten viel Spaß miteinander. Dennoch war von einer gemeinsamen Zukunft keine Rede. Bald würde sie ihn verlassen, ihre gemeinsame Zeit war nichts als eine romantische Episode. Auf mehr auch nur zu hoffen, wäre dumm.
In diesem Moment kam ihr Marissa entgegen: „Riley hat mich gebeten, nach Ihnen zu suchen. Sie fragt, wann es Essen gibt.“
„Würden Sie ihr bitte ausrichten, dass ich gleich komme?“ Sie musste dringend einige Minuten allein sein, um sich wieder zu fassen.
Besorgt berührte die Prinzessin sie am Arm. „Meine Mutter ist mir gerade entgegengekommen – hat sie Sie verärgert?“
„Nein, nein“, schwindelte Hannah.
Offenbar glaubte Marissa ihr nicht. „Ich dachte, wir wären Freundinnen.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, Königliche Hoheit, aber …“
„Bitte lassen Sie den Titel weg und verraten Sie mir, was sie Ihnen an den Kopf geworfen hat.“
„Nichts, was nicht wahr wäre.“
Die Prinzessin seufzte. „Wissen Sie, ihr einziges Vergnügen besteht darin, andere so unglücklich zu machen, wie sie selbst es ist.“
„Das ist ihr nicht gelungen“, versicherte Hannah. Immerhin blieben ihr noch zwei Wochen mit Michael, und die gedachte sie gründlich auszukosten.
„Dann lassen Sie mich nur noch eins sagen. Sie sind das Beste, was meinem Bruder seit Langem passiert ist.“
Trotz der tröstenden Worte wurde Hannahs Freude an dem gelungenen Fest durch das Wissen getrübt, dass sie Rileys nächsten Geburtstag nicht miterleben konnte. In zwei Wochen würde sie Cielo del Norte verlassen und in ihr altes Leben zurückkehren.
Immer wieder bemühte sie sich, die trüben Gedanken abzuschütteln. Sie empfand es als willkommene Abwechslung, als es an der Zeit war, „Happy Birthday“ zu singen. Caridad hatte sich selbst übertroffen und eine dreistöckige Geburtstagstorte in Form eines Märchenschlosses kreiert, mit Türmen, Zinnen und sogar einer Zugbrücke.
Als alle satt waren, durfte Riley die zahlreichen Geschenke auspacken. Sie freute sich ebenso über das Tennislehrbuch von Kevin wie über das Rüschenkleid von Tante Marissa.
Ihr Vater hatte ihr sein Geschenk bereits zum Frühstück überreicht – ein prachtvolles dreistöckiges Puppenhaus.
Hannah hatte lange gebraucht, um das richtige Geschenk zu finden. Es sollte als Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit dienen und nicht protzig oder allzu teuer sein. Erst nach langem Suchen hatte sie es in einer kleinen Kinderboutique entdeckt: eine ein Meter lange Raupe aus violettem Plüsch, mit Sportschuhen an jedem ihrer gut ein Dutzend Füße. Um den Hals trug sie ein Schild mit ihrem Namen: OTTO.
„Ein Palindrom!“, rief Riley begeistert, als sie das Namensschild entdeckte.
„Für mich sieht das eher nach einer Raupe aus“, meinte ihr Vater.
Riley verdrehte die Augen und blinzelte Hannah verschwörerisch zu.
Als Stunden später die letzten Gäste gegangen waren, fand Prinz Michael seine Tochter schlafend auf dem Sofa. Sie regte sich nicht einmal, als er sie hochhob und ins Bett brachte.
„Sie schläft tief und fest“, informierte er Hannah.
„Kein Wunder, es war ein anstrengender Tag.“
„Es war ein fabelhaftes Fest – dank dir. Ich habe Riley noch nie so glücklich
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