Romana Extra Band 8 (German Edition)
Geld gespart, damit mein Vater einen eigenen Betrieb aufmachen konnte. Das war seit langem sein sehnlichster Wunsch gewesen, den er aber wegen seiner gesundheitlichen Beschwerden nicht hatte verwirklichen können. Die Banken hatten es wiederholt abgelehnt, ihm den benötigten Kredit zu geben.“
Sie runzelte die Stirn. „Als ich den Brief an dich geschrieben habe, arbeitete er schon nicht mehr bei Roth Engineering.“ Für einen flüchtigen Moment kam es ihr seltsam vor, dass Falco das Ausscheiden eines der wichtigsten Elektriker der Firma entgangen sein sollte. Aber da es um Wichtigeres ging, schob sie diesen Gedanken beiseite. „Meinem Vater konnten Oskars Drohungen nun nichts mehr anhaben.“
„Was für eine Geschichte! Jetzt verstehe ich auch deine Abneigung gegenüber meinem Vater.“
Falco küsste ihr Gesicht, während sie beieinander lagen. Zärtlich strich er ihr übers Haar. Es war ganz still, nur das Geräusch der Wellen und ihre Atemzüge waren zu hören.
Obwohl Laura einerseits wünschte, dieser Moment möge ewig dauern, scheute sie andererseits auch davor zurück. Sie hatte Falco noch so viel zu erzählen. Und doch riet ihr ihr Instinkt, nichts zu sagen.
Wenn er noch nicht einmal gemerkt hatte, dass ihr Vater nicht mehr für Roth Engineering arbeitete, musste er fast so gleichgültig wie sein Vater sein. Ihr Gefühl ermahnte sie, die zum Glück nur teilweise niedergerissene Mauer zwischen ihnen lieber noch weiter bestehen zu lassen.
Um ihre Befürchtungen abzuschütteln, umarmte sie ihn. Doch es war vergeblich.
Als die Sonne unterzugehen begann, setzte Falco sich auf. „Wir sollten jetzt lieber zur Villa zurückfahren und etwas essen.“
Laura sah ihm dabei zu, wie er Hose und T-Shirt anzog. Beide Kleidungsstücke waren trocken, aber zerknittert. Sie verspürte einen Stich. Vor Kurzem war ihr alles anders erschienen. Die Sonne hatte über ihnen gestrahlt. Doch in Wirklichkeit hatte sich nichts verändert.
Laura zog ihr Sommerkleid über, sammelte ihre Muscheln ein und griff nach ihren Sandaletten, um Falco zum Auto zu folgen. Er verstaute gerade ihr Fahrrad im Kofferraum, als sie ihn erreichte.
Zu ihrer Überraschung sah er sie fragend an. „Da ist nur noch eine Sache. Diese teure Wohnung in St. John’s Wood … Woher hattest du das Geld dafür, wenn es nicht von meinem Vater stammte?“
Ihre Miene verfinsterte sich. „Das ist eine lange Geschichte. Lass uns ein anderes Mal darüber reden.“
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie dies aussprach. Im Grunde war die Geschichte nicht besonders lang, sie hatte einfach nur Glück gehabt. Aber erneut warnte eine innere Stimme Laura davor, mehr zu sagen.
Falco gab sich damit zufrieden. „Gut, ganz wie du möchtest.“
Schweigend fuhren sie zur Villa zurück. Laura fühlte sich zunehmend unbehaglicher. Sie wollte allein sein. Der plötzliche Wandel ihrer Gefühle verwirrte sie. Um ein Gespräch zu vermeiden, spielte sie mit ihren Muscheln, die sie in ein Taschentuch auf ihrem Schoß legte und zu mehreren Stapeln sortierte. Es muss die Müdigkeit sein, dachte sie. Der Tag war lang gewesen und hatte sie emotional sehr gefordert. Vielleicht brauche ich auch nur etwas Zeit, um mich daran zu gewöhnen.
Als Falco sie ansprach, schrak sie aus ihren Grübeleien auf.
„Wozu machst du diese kleinen Stapel?“
Laura antwortete, ohne nachzudenken. „Diese sind für das Wandbild, diese sind eventuell dafür.“ Sie wies mit dem Finger darauf. „Und diese nehme ich mit nach Hause für B…“
Sie hätte sich auf die Zunge beißen können.
„Du wolltest wohl ‚Belle‘ sagen“, meinte Falco ruhig. „Das dürfte dieselbe Belle sein, über die wir neulich sprachen und die angeblich niemand Besonderes für dich ist.“
Laura wich seinem Blick aus. Ein eisiger Schauer überlief sie.
In diesem Augenblick bogen sie in die Auffahrt zur Villa ein. Da Janine ihnen entgegengelaufen kam, musste Laura nicht gleich antworten.
„Wo seid ihr gewesen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ rief Janine.
Augenblicklich wurde Laura zu ihrem Entsetzen klar, dass sie an diesem Nachmittag am Meer in Falcos Armen gelegen hatte, ohne auch nur an Janine zu denken. Deshalb hatte eine innere Stimme sie davor gewarnt, ihr Geheimnis zu verraten. Es mochte ihr Instinkt oder vielleicht auch ihr Gewissen gewesen sein. Falco und Janine waren zusammen.
Es lastete schwer auf ihr, dass sie ihr teuerstes Geheimnis verraten hatte. Falco konnte zwei und zwei
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